Das Bundessortenamt hat die Züchtung „Juana“ der Universität Hohenheim in Stuttgart als erste Chia-Sorte in Deutschland geschützt. Damit ist der Weg frei für den gewerbsmäßigen Anbau des Superfoods in hiesigen Breiten.
Laut der Uni soll der regionale Anbau auf deutschen Äckern dazu beitragen, die Umweltbelastung durch Pflanzenschutzmittel und Kohlendioxid deutlich zu reduzieren und dazu führen, dass in Südamerika die einheimische Bevölkerung eines ihrer Grundnahrungsmittel verstärkt wieder selber nutzt. Gesucht sind nun Saatzuchtfirmen, die „Juana“ in ihr Programm aufnehmen und Landwirten zur Verfügung stellen wollen.
Chia, das Gold der Azteken
Die Samen der Chia-Pflanze (Salvia hispanica L.) gewannen in den letzten Jahren in Europa sehr stark an Popularität und sind fast überall in den Supermarktregalen zu finden. Ursache ist das gestiegene Gesundheitsbewusstsein der Verbraucher und die damit verbundene Nachfrage nach so genannten funktionellen Lebensmitteln und „Superfoods“, denen gesundheitsfördernde Eigenschaften zugeschrieben werden.
Tatsächlich weisen Chia-Samen einen hohen Gehalt an mehrfach ungesättigten Fettsäuren (Omega-3 und Omega-6) in einem ernährungsphysiologisch günstigen Verhältnis sowie einen außergewöhnlichen hohen Gehalt an Ballaststoffen, Vitaminen, Mineralstoffen und Antioxidantien auf.
Lange Zeit galt der Anbau bei uns aber als unmöglich, denn Chia ist eine so genannte Kurztagspflanze. Das heißt, um blühen und Samen ausbilden zu können, dürfen die Tage eine bestimmte Länge nicht überschreiten. Das ist in Deutschland erst im Herbst der Fall. „Die Pflanzen sind jedoch sehr kälteempfindlich und erfrieren im Herbst, bevor sie überhaupt Samen bilden können“, erklärt die Expertin.
Passendes Genmaterial gefunden
„Um Chia in unserem kälteren Klima anbauen zu können, mussten wir nach Sorten suchen, die an unsere Tageslängengegebenheiten in den wärmeren Sommermonaten angepasst sind. Nur auf diese Weise kann sowohl der Anspruch von Chia an die Tageslänge als auch an die Temperatur erfüllt werden“, sagt Samantha Jo Grimes, Projektbearbeiterin und Doktorandin am Institut für Kulturpflanzenwissenschaften.
Die systematische Suche führte letztlich auch zum Erfolg: „Es ist uns gelungen, aus einer Vielzahl an Samen verschiedener Herkünfte eine Sorte zu selektieren, die auch unter Langtagbedingungen, wie bei uns im Sommer, zur Blüte kommt. Für den regionalen Anbau der frostempfindlichen Chiapflanze unter deutschen Klimabedingungen heißt das, dass das Risiko entsprechender Ernteverluste durch Frost kaum noch existent ist.“
Parallel zu den letzten Anbauversuchen meldeten Dr. Volker Hahn, Simone Graeff-Hönninger und Samantha Jo Grimes die neue Sorte zur Sortenprüfung beim Bundessortenamt an. Im März 2021 hat das Bundessortenamt die Chia-Sorte „Juana“ freigegeben. Die Forschenden suchen nun noch Saatzuchtfirmen, die die Sorte in ihr Programm aufnehmen und Landwirten zur Verfügung stellen wollen. Sie werden gebeten, sich bei Dr. Volker Hahn zu melden.