Syngenta stellt sich mit eigenständigen Vertriebsorganisationen für Pflanzenschutz und Saatgut neu im deutschen Markt auf. Das gaben der Geschäftsführer der Syngenta Agro GmbH, Dr. Manfred Hudetz, und der Syngenta Seeds GmbH, Dr. Heike Köhler, am Mittwoch auf einer gemeinsamen Pressekonferenz in Frankfurt (Main) bekannt.
Vor dem Hintergrund der Formierung der Syngenta Group auf globaler Ebene will Syngenta eine stärkere Fokussierung auf die jeweiligen Kernthemen Pflanzenschutz und Saatgut legen. „Die Rahmenbedingungen für beide Bereiche haben sich verschoben und deshalb bedarf es unterschiedlicher Antworten, um sich erfolgreich für die Zukunft zu rüsten“, sagte Hudetz.
Pflanzenschutzmittel würden aufgrund der gesellschaftlichen Rahmenbedingungen kontrovers diskutiert und deshalb müsse man eine gute Balance zwischen dem klassischen chemischen Weg und neuen Lösungen wie biologischen Mitteln oder digitalen Technologien finden. Vor diesem Hintergrund sieht Dr. Köhler auch neue Aufgaben auf die Züchtung zukommen. „Die Resistenzeigenschaften werden eine bedeutendere Rolle spielen, wir müssen dem Landwirt klimafitte Sorten zur Verfügung stellen“, sagte die Geschäftsführerin. Insgesamt wachse der Anspruch an Spezialwissen bis auf Vertriebsebene.
Zufriedener Geschäftsrückblick
Trotz der schwierigen Bedingungen im vergangenen Jahr sind die Geschäfte bei Syngenta laut Dr. Hudetz global und in Deutschland zufriedenstellend gelaufen. Dazu trugen im hiesigen Markt einmal mehr die Getreidefungizide, Getreideherbizide und Saatschutz bei.
Besonders erfreut zeigte sich der Geschäftsführer, dass es gelungen sei, eine neue Maisherbizid-Strategie für grundwassersensible Gebiete in Norddeutschland umzusetzen. „Hier haben wir es geschafft, durch eine gezielte Beratung, den Einsatz des Wirkstoffs S-Metolachlor erheblich zu reduzieren und alternative Lösungen auf Basis der Elumis-Familie einzuführen“, sagte Hudetz.
Wirkstoffverluste gefährden Anbauvielfalt
Dr. Hudetz nahm die Pressekonferenz auch zum Anlass, um erneut auf die prekäre Zulassungssituation im chemischen Pflanzenschutz hinzuweisen. Wirkstoffverluste und vor allem Verluste an Wirkmechanismen gefährdeten inzwischen den Anbau großer Ackerbaukulturen, wie etwa Raps oder Kartoffeln.
Seiner Überzeugung nach kann Bundesagrarministerin Klöckner die Ziele der BMEL-Ackerbaustrategie 2035 ohne ein ausgewogenes Angebot an Wirkstoffen nicht erreichen. Es werde zunehmend schwieriger für Landwirte, die komplexen Herausforderungen auf dem Acker zu lösen und Pflanzen vor Schädlingen und Krankheuten zu schützen. Laut dem Geschäftsführer droht zudem eine stärkere Abhängigkeit Deutschlands von Importen aus anderen Weltregionen. Statt erweiterter Fruchtfolgen würden Kulturen wie Mais und Weizen zulegen.
Dr. Hudetz sieht mit großer Sorge, dass Deutschland kaum noch ZV1-Zulassungen für den europäischen Markt erteilt. Und überhaupt würden die deutsche Bürokratie und Sonderwege die gesamte Zulassung neuer Mittel erheblich blockieren. "Syngenta bekommt neue Mittel in den USA oder Japan rund drei Jahre früher zugelassen als in Deutschland. Dazu kommt die Unsicherheit, dass viele wichtige Themen in der EU noch nicht entschieden sind", so der Geschäftsführer der Syngenta Agro GmbH aus Maintal.
Köhler: "Wir brauchen CRIPR/CAS"!
Züchtung ist laut Dr. Heike Köhler die Antwort auf eine veränderte Umwelt.
Benötigt würden ertragsstabile Sorten, die mit Krankheiten, Schädlingen und der Klimaveränderung klar kommen. In ihrem Vortrag in Frankfurt sprach sie markergestützte Selektion, Doppelhaploiden-Produktion, Genetisches Fingerprinting, Genotyp-Umwelt-Interaktionen, Marker-Merkmal-Interaktionen, Ertragsvorhersage mit „GenomicSelection“ sowie den Einsatz von Drohnen zur Datenerfassung an.
Für unverzichtbar hält sie aber die Technik CRISPR/CAS. "Wir brauchen das auf jeden Fall auch in Europa, um schneller zu werden. Weltweit nutzt es Syngenta natürlich schon, wo es zugelassen ist", so Köhler. Zudem würden künftig präzise Vorhersagen zu Marktbedürfnissen, dem Klima und möglichen Resistenzausbildungen immer wichtiger.