Die Böden erwärmen sich, die Vegetation kommt in Gang und die Kulturen brauchen Nährstoffe – vorrangig Stickstoff. Doch wieviel darf man ausbringen? Wie viel pflanzenverfügbarer Reststickstoff (Nmin) ist noch im Boden? Wichtig sind die Werte nicht nur für die eigenen Düngeplanung, sondern auch für die Düngebedarfsermittlung. Diese muss jeder Betrieb laut Düngeverordnung vor der Düngung durchführen. Anhaltspunkte dafür liefern Nmin-Werte aus der Offizialberatung von Landwirtschaftskammern und Co.
Eigene Werte für die Düngebedarfsermittlung
Wer nicht auf die Nmin-Werte der Offizialberatung zurückgreifen möchte, kann eigene Bodenproben untersuchen lassen. Dies ist ratsam, da der Nmin-Wert nur eine Momentaufnahme widerspiegelt und von vielen schlag- und teilschlagspezifischen Faktoren abhängt. Wahlweise kann man auch Bodeninstitute, wie die Landwirtschaftliche Untersuchungs- und Forschungsanstalt (LUFA), beauftragen.
Folgende Materialien brauchen Sie, um eigene Bodenproben zu ziehen:
- Hohlmeißelbohrer (selbst bauen oder kaufen – bei der Landwirtschaftskammer (LWK) möglich) mit den Tiefen 0 bis 30 cm, 30 bis 60 cm und 60 bis 90 cm
- Schlaghammer
- drei verschiedenfarbige Eimer
- Messer oder Schraubendreher
- Beschrifteter Kunststoffbeutel (bei der LUFA erhältlich oder selbst beschriften)
- Kühltasche mit Kühlakkus
Nmin-Proben selbst ziehen
Bei eigner Durchführung wird eine Probe, bestehend aus 16 gleichmäßig über den Schlag verteilten Bohrlöchern durchgeführt. Der Schlag bemisst sich hierbei an einer maximalen Größe von 3 ha. Sind die Flächen größer oder sollten auf einem Schlag stark schwankende Bodenverhältnisse vorherrschen, ist es empfehlenswert eine weitere Probe anzusetzen.
- Kunststoffbeutel mit folgenden Daten beschriften: Betrieb, Schlag, Bodenschicht, Datum
- Boden an Entnahmestelle festtreten
- Hohlmeißelbohrer im 90° Winkel ansetzen
- Hohlmeißelbohrer nacheinander in durchwurzelbare Schichten (bis 30 cm, 60 cm und 90
cm) mit Hammer einschlagen - Auf steinigen, tonigen Unterböden reichen 60 cm Bodentiefe aus
- Hohlmeißelbohrer mit leichter Drehbewegung herausziehen
- Vor Befüllen des Eimers die oberen 2 bis 3 cm aus dem Bohrkern entfernen
- Bohrkerne mit Messer oder Schraubendrehers nach Schichttiefen getrennt (0 bis 30 cm,
30 bis 60 cm, 60 bis 90 cm) in die drei verschiedenen Eimer entleeren - Bodenreste im und am Bohrstock entfernen, bevor neuer Einschlag gesetzt wird
- Bei geringer Durchwurzelbarkeit und steinigem oder tonigem Unterboden genügt eine
Schichttiefe von 60 cm - Erdmaterial im Eimer durchmischen
- Jeweils 500 g Erdmaterial in beschrifteten Kunststoffbeutel überführen
Achtung bei Drainagen!
„Es lohnt sich in jedem Fall ein Blick in die Drainagepläne eines Schlags, sofern vorhanden“, empfiehlt dazu Dr. Ulrich Lehrke, Düngeberater der Landwirtschaftskammer Niedersachsen. Ton- oder Kunststoffdrainagen, die bereits in flacheren Bodenschichten vorzufinden sind, könnten ansonsten beschädigt werden. Schlaggrößen sollten laut Lehrke außerdem klein gefasst werden. „Es ist sinnvoll, sowohl in gute als auch schlechtere Bereiche reinzugehen und die Proben an diesen Stellen zu splitten“, so Lehrke weiter. So erhalte man Aufschluss über die gesamte Schlagsituation und sei in der Lage im Sinne des Precision Farmings eine teilflächenspezifische Düngung vorzunehmen.
Bodenproben kühl lagern
Auch Steffen Hünnies, Versuchsgutmitarbeiter der Fachhochschule Südwestfalen am Standort Soest, weist auf teils große Differenzen bemessener Nmin-Werte eines Schlages hin. Diese kämen durch verschiedene Faktoren zum Tragen. Bodenart, Wasserführung, Vorfrucht und die unterschiedliche Verteilung und Auswaschung von Nährstofffrachten seien nur einige Gründe, die ursächlich für abweichende Nmin-Gehalte sind.
Wichtig sei laut Hünnies außerdem, dass die gewonnenen Proben unverzüglich in einer Kühltasche im Bodenlabor eingereicht oder bis zur laboratorischen Auswertung kühl bei 2 bis 4 °C gelagert werden. Andernfalls könne es durch die Aktivität von Mikroorganismen zu einer Erhöhung des Nmin-Wertes kommen, was die Probe verfälschen würde. Die Proben können auch an dafür vorgesehenen Sammelstellen in Betriebsnähe abgegeben werden – ebenfalls gekühlt.