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Wählen Sie Ihre Zwischenfrucht nach Fruchtfolge

Stimmen Sie die Zwischenfruchtmischungen auf die Folgekultur und möglichst auf die Fruchtfolge ab. Nur dann lassen sich die vielfältigen Vorteile nutzen. Hier die Empfehlungen dazu.

Lesezeit: 14 Minuten

Unsere Autoren: Maximilian Rüdt und Hansgeorg Schönberger, N.U. Agrar GmbH

Der Anbau von Zwischenfrüchten kann ein sinnvolles ackerbau­liches Instrument innerhalb der Fruchtfolge sein. Neben den gesellschaftlich bedeutsamen Aspekten des Umwelt- und Klimaschutzes in puncto Erosionsschutz, Biodiversität und CO2-Bindung wirken sie sich auch direkt auf die Folgekultur und Fruchtfolge aus.

Schnell gelesen

  • Eine bessere Bodenstruktur, weniger Nährstoffverluste, Humusreproduktion, die Kontrolle bodenbürtiger Krankheiten – diese und weitere Funktionen können Zwischenfrüchte erfüllen.

  • Damit die Bestände den Anforderungen gerecht werden können, muss man sie wie eine Hauptkultur behandeln.

  • Zwischenfrüchte sind keine Wasser­räuber, vorausgesetzt die Aufwuchshöhe passt zum Standort.

  • Wählen Sie Mischungen, die zur ­Folgekultur und auch zur Fruchtfolge ­passen. Sie sollten zwei bis maximal fünf Komponenten mit exakt definierten ­Eigenschaften enthalten.

Gut für die Bodenstruktur

Ein entscheidender Punkt ist hierbei, dass Zwischenfrüchte die Bodenstruktur stabilisieren, womit der Folgekultur eine gute Krümelstruktur mit ausreichendem Porenvolumen und ein sicherer Zugang zum Unterboden zur Verfügung gestellt wird. Diese Eigenschaften gewinnen in Zeiten des Klimawandels an Bedeutung, da sich die höhere Niederschlagsaktivität mit Starkregen im Winter bei gleichzeitig geringerer Frostgare negativ auf die Struktur unbewachsener Böden auswirken.

In diesem Fall verringern Zwischenfrüchte die Aufprallintensität des Regens und stabilisieren die Bodenstruktur. Zu bedenken ist allerdings, dass sie keine Verdichtungen aufbrechen können – dazu ist eine Bearbeitung vor der Aussaat erforderlich. Andernfalls wachsen die Zwischenfrüchte an den Verdichtungszonen entlang, können aber den Unterboden nicht erschließen.

Mit Zwischenfrüchten den Wasserhaushalt steuern …

Regnet es im Winter mehr als der Boden speichern kann, ist es mit einer Zwischenfrucht möglich, die Auswaschung zu verringern. Mit ihren Feinwurzeln bringt sie mehr Volumen in die Aggregatzwischenräume, wodurch das Wasserspeichervermögen um bis zu 6 % (zwischen 6 und 15 mm) im durchwurzelten Bodenraum steigen kann. In Trockengebieten können Zwischenfrüchte dagegen durch den Aufwuchs die direkte Verdunstung von Wasser aus dem Boden verhindern (Evaporation). Allerdings dürfen die Bestände dann nicht zu hoch werden, weil sonst die Transpirationsraten steigen und die Wasserbilanz negativ wird.

Ein Beispiel: Pro 10 cm Massenaufwuchs eines geschlossenen Zwischenfruchtbestandes werden 8 bis 12 mm Wasser verdunstet, das sind bei 80 cm Aufwuchshöhe rund 60 bis 100 mm. Gehen wir in einem Trockengebiet von einer durchschnittlichen Evaporation von 0,5 mm pro Tag an 60 Tagen im Spätsommer, Herbst und Winter aus, kann die Zwischenfrucht eine Evaporation von 30 mm unterbinden. Somit verdunstet so ein Bestand aber immer noch 30 bis 70 mm Wasser.

Daraus lässt sich ableiten: Die Zwischenfrucht sollte in Trockengebieten nicht höher als 30 bis 40 cm werden. Dann schränkt der Bestand die Evaporation ein, ohne unnötig Wasser zu vergeuden.

Steuern lässt sich die Bestandeshöhe mithilfe des Aussaatdatums. Orientierungswerte für Standorte, deren Vegetation normalerweise um den 20. November endet, finden Sie in Übersicht 1. Ist mit früherem Vegetationsende zu rechnen, verschieben sich die spätesten Saattermine entsprechend nach vorne bzw. um beispielsweise vier Tage nach hinten, wenn die Vegetation eine Woche später endet.

Hinweis: Für eine ausreichende flächendeckende Massenentwicklung eines Zwischenfruchtbestandes sind wenigstens 700 °C-Tage im Herbst nötig. Bis zur Blüte sind 1.000 bis 1.100 °C-Tage erforderlich. Ab 1.300 °C-Tage sind Samen von z. B. Buchweizen keimfähig.

Wichtig ist, die Samenreife unbedingt zu unterbinden. Denn andernfalls können Zwischenfrüchte wie Buchweizen schnell zu Problemunkräutern in der Folgekultur werden. Aus diesem Grund ist z. B. von einem Anbau von Buch­weizen in Rübenfruchtfolgen abzuraten.

Auch Kresse, Senf, frühe Ölrettichsorten und selbst Phacelia können bei früher Aussaat in einem milden Herbst die Samenreife erreichen und dürfen deshalb nicht zu früh gesät werden. Droht dennoch die Samenreife, empfiehlt es sich, dies mit einem Schröpfschnitt in der Blüte oder durch Walzen des Bestandes zu unterbinden.

… und Nährstoffe managen

Auch Nährstoffverluste, in erster Linie von Stickstoff, lassen sich durch Zwischenfrüchte vermeiden. Sie bieten neben dem Anbau von Winterungen wie Raps die einzige Möglichkeit, um überschüssigen Nitratstickstoff im System zu halten.

Umgekehrt kann man durch den Anbau von Leguminosen als Zwischenfrucht auch Stickstoff in das System ­hineinbringen, was vor allem für Ackerbaubetriebe mit wenig oder keiner organischen Düngung sinnvoll ist. Zudem sind Leguminosen, genauso wie Kruziferen und Phacelia, in der Lage, gealtertes Phosphat aufzuschließen und für die nachfolgende Kultur verfügbar zu machen.

Wann die in der Zwischenfrucht gespeicherten Nährstoffe der Folgekultur allerdings zur Verfügung stehen, hängt u. a. von der Pflanzengattung, der Bestandesetablierung, dem Pflanzenalter, der Schädigung durch Frost und dem Zeitpunkt sowie der Art und Weise der Einarbeitung ab. Bei einem stark verholzten Senf kann es durchaus sein, dass der im Stängel gespeicherte Stickstoff erst der zweiten Nachkultur, also z. B. einem Weizen nach Mais, zur Verfügung steht. Berücksichtigen Sie daher, neben der Auswahl der Mischung und dem Saattermin, unbedingt auch die Art und Weise sowie den Termin der Einarbeitung.

Beim Anbau auf phytosanitäre Wirkung achten

Beim Stichwort „phytosanitäre Wirkung von Zwischenfrüchten“ denkt man zunächst an die Nematodenbekämpfung in Rübenfruchtfolgen mithilfe von nematodenresistentem Senf.

Zu bedenken ist aber auch, dass Zwischenfrüchte bestimmte Fruchtfolgekrankheiten fördern können. Kritisch sind z. B. Kruziferen wie Senf oder Ölrettich (letzterer vor allem bei früher Aussaat), aber auch Sonnenblumen in Rapsfruchtfolgen zu sehen. Denn sie begünstigen Krankheiten wie Kohlhernie, Verticillium oder Sklerotina. Bauen Sie deshalb Kruziferen oder Sonnen­blumen nicht als Zwischenfrüchte in Rapsfruchtfolgen an.

Denken Sie in Fruchtfolgen!

Bei der Wahl der Zwischenfrucht­mischung kommt es – wie die zuvor ­genannten Punkte zeigen – auf die Artenzusammensetzung (teils sogar auf Sortenebene) in Abhängigkeit von der Folgekultur und der Fruchtfolge an. Nachfolgend erhalten Sie Empfehlungen, welche Mischungen sich beispielhaft für  vier Fruchtfolgen  eignen.

Noch eins vorweg: Generell ist es wichtig, Zwischenfruchtbestände genauso sorgfältig anzubauen wie Hauptkulturen. Läuft eine Mischung ungleichmäßig auf, kann sie die Anforderungen, die an sie gestellt werden, nicht erfüllen. Zudem kann es dann zu einer sehr heterogenen Bestandesentwicklung der Folgekultur kommen.

Machen Sie sich an dieser Stelle auch Folgendes bewusst: Je mehr unterschiedliche Arten in den Mischungen enthalten sind und je größer die Varianz der Korngrößen ist, umso weniger lässt sich eine optimale Verteilung und ein gleichmäßiger Feldaufgang gewährleisten. Das gilt vor allem, wenn man die Zwischenfrüchte in einer Mischung und nicht separat mit Mehrtanksystemen sät. Dazu kommt noch, dass über die Keimfähigkeit der Mischpartner oft keine Angaben gemacht werden.

Aus diesem Grund empfehlen wir ­Mischungen mit nur wenigen Komponenten (zwei bis maximal fünf). Zudem sollten Eigenschaften wie Keimfähigkeit oder TKG der einzelnen Komponenten exakt definiert sein. Mischungen, die den Anforderungen gerecht werden, lassen sich natürlich auch selbst erstellen. Hier nun unsere Empfehlungen.

1. Tipps für getreide­lastige Rapsfruchtfolgen

Für Rapsfruchtfolgen kommt vor allem Phacelia in Betracht, die zu den Raublattgewächsen gehört und mit keiner landwirtschaftlich genutzten Kultur verwandt ist (siehe Übersicht 2). Allerdings gibt es Hinweise, dass früh, bis Mitte August gesäte Phacelia ein Überträger von Verticillium sein kann. Säen Sie Phacelia als Zwischenfrucht, beispielsweise vor einer Sommerung, aus phytosanitärer Sicht daher erst ab Mitte August oder in Regionen mit spätem Vegetationsende auch erst Anfang September.

Zudem sind Mischungen mit Buchweizen in einer Rapsfruchtfolge möglich, z. B. vor Mais oder Sommer­getreide. Bauen Sie Buchweizen aber keinesfalls vor Rüben, Kartoffeln oder Leguminosen an. Denn die Bekämpfung des späteren Durchwuchses ist ähnlich problematisch wie die von Windenknöterich.

Des Weiteren können kleinkörnige Leguminosen (z. B. Alexandriner-/Perserklee) ein Bestandteil von Mischungen sein. Dann sollte die Aussaat aber nicht zu früh (also nicht vor Ende August) erfolgen.

Sehr gut geeignet für Fruchtfolgen mit Raps ist die Zottelwicke. Allerdings benötigt sie viel Wasser zum Keimen und friert über Winter nicht ab. Bei einem Anbau von frühen Sommerungen wie Sommergerste oder Rüben in Wasserschutzgebieten, in denen Glyphosat nicht zugelassen ist, ist sie deshalb kritisch zu sehen. Weniger problematisch ist sie dagegen vor Mais. Die Zottel­wicke hat durch die Cyanamid-Ausscheidung über die Wurzel phytosanitäre Effekte im Boden, die man in engen Rapsfruchtfolgen nutzen kann.

Gräser wie Weidelgras, Rau- oder Saathafer eignen sich grundsätzlich auch gut als Zwischenfrüchte in Rapsfruchtfolgen. Wir raten aber trotzdem davon ab, sie als Bestandteil von Mischungen aufzunehmen, da sie als „Grüne Brücke“ das Virusrisiko für benachbartes Getreide erhöhen. Das Ausmaß des Virusproblems hat sich gerade erst im letzten milden Herbst regional wieder deutlich gezeigt. Dazu kommt, dass speziell Weidelgräser immer häufiger als Schadgräser auftreten und nicht selten bereits gegen ACCase- und/oder ALS-Hemmer resistent sind.

2. Hinweise für Fruchtfolgen mit Rüben ­(ohne Raps)

In Rüben- (Mais-) Fruchtfolgen ohne Raps lassen sich nematodenresistente Senf- und Ölrettichsorten zur Nematodenkontrolle gut eingliedern (siehe Übersicht 3). Wie die Rübenwurzeln auch, lösen die Wurzeln dieser Sorten einen Schlupfreiz auf die Nematoden aus. Die Larven dringen dann in das Wurzelgewebe ein, können sich aber in den resistenten Sorten nicht vermehren.

Um einen guten Bekämpfungseffekt zu erzielen, müssen die nematodenre­sistenten Senf- oder Ölrettichsorten wenigstens die Hälfte der Bodenbedeckung der Zwischenfrucht ausmachen. Bei später Aussaat, wenn Senf und Ölrettich die Blüte nur knapp erreichen, muss der Anteil mit 80 % höher sein. Hier einige Sortenempfehlungen:

  • Nematoden-resistente, standfeste Senf­­sorten für die späte Aussaat: Action, Clint, Indian Summer, Katina, Pole Position, Topas

  • Nematoden-resistente, standfeste Ölrettichsorten für die späte Aussaat: Angus, Comet, Discovery, Don Quichote, Doublemax*, Rebellion KWS und auch  Revolver

  • Ölrettichsorten für die späte Aussaat mit schwächerer Nematoden-Reduktion: Agronom, Compass, Edwin, Melotop, Pina, Trident*

  • Nematoden-resistente, standfeste (wegen Gülleeinsatz) Ölrettichsorten für die frühe Aussaat: Adios, Black Jack*, Contra, Cosmos, Doublet*, Maximus, Reportage KWS, Reset

Sorten, die mit einem Sternchen (*) gekennzeichnet sind, lassen zusätzlich erwarten, dass sich Wurzelgallenälchen weniger vermehren.

Allerdings sollte sich der Zwischenfruchtanbau vor Rüben nicht nur auf die Nematodenreduktion beschränken. Ebenso muss die Artenwahl der Zwischenfrüchte den Ansprüchen gerecht werden, die die Rüben an die Bodenstruktur stellen. Generell benötigen sie ausreichend Porenvolumen in der Krume – das gilt vor allem für die obere Hälfte, damit sie den Rübenkörper ausbilden können. Dazu ist neben Ölrettich und Kleearten auch Phacelia sehr gut geeignet. Der Zugang zum Unterboden wird durch den Anbau von Senf und Ölrettich erleichtert.

Im Hinblick auf die Nährstoffnachlieferung profitiert die Rübe von einem hohen N-Angebot während der Jugendentwicklung. Späte Stickstoffschübe aus der organischen Substanz im Boden sind für hohe Zuckergehalte und niedrige alpha-Amino-Werte kontraproduktiv. Deshalb darf die Zwischenfrucht nicht verholzen und sollte noch relativ jung sein. Säen Sie daher die Zwischenfruchtmischung vor Rüben eher spät (ab Mitte August) und arbeiten Sie den Aufwuchs früh, z. B. Anfang des Jahres, ein. Am besten ist es, wenn der Acker bereits mit der Aussaat der Zwischenfrucht saatfertig für die Rübenbestellung hergerichtet wird.

3. Empfehlungen für Maisfruchtfolgen

In intensiven Maisfruchtfolgen kommt oft viel Gülle zum Einsatz. Somit ist in diesen Fällen die  N-Speicherung  durch die Zwischenfrucht wichtig. Hierzu ­eignen sich vor allem Ölrettich, Senf, Kresse und Phacelia (siehe Übersicht 4). Säen Sie Ölrettich nicht zu früh, um eine übermäßige Rettichbildung zu vermeiden. Soll trotzdem früh gesät werden, ist es wichtig, Ölrettichsorten mit langsamer Entwicklung zu wählen. Auch Senf sollte nicht zu früh in die Erde, damit er nicht zu stark verholzt.

Anders ist die Situation in reinen Ackerbaubetrieben, die Mais zur Auflockerung der Fruchtfolge in den Anbauplan aufgenommen haben. In diesem Fall sollen Nährstoffe in das System gebracht und darin gehalten oder Nährstoffe mobilisiert werden. Damit stehen  N-Fixierung und P-Mobilisierung  im Vordergrund. Sollen größere Stickstoffmengen fixiert werden, sind grobkörnige Leguminosen erforderlich, die man zeitig säen sollte. In Trockengebieten kollidiert das allerdings mit einem hohen Wasserverbrauch nach früher Aussaat. Unter den kleinkörnigen Leguminosen kann Alexandrinerklee am meisten Stickstoff speichern. Leguminosen können, wie Phacelia und Kreuzblütler auch, Phosphor mobilisieren.

Da Mais erst später im Frühjahr bestellt wird, kann es sein, dass der Boden nach frühem Frost im Winter länger unbewachsen bleibt. Um die  Erosionsgefahr zu mindern, ist es daher sinnvoll, auch Komponenten in die Mischung aufzunehmen, die langsamer abgebaut werden. In Fruchtfolgen ohne Raps eignen sich Kreuzblütler für dieses Ziel.

Weil sich intensive Silomaisfruchtfolgen negativ auf  Humushaushalt und Bodenstruktur  auswirken, sollte man beim Zwischenfruchtanbau vor Mais auch an die Humusreproduktion und die Verbesserung der Bodenstruktur denken. Eine hohe Humusreproduktion haben Leguminosen und Kreuzblütler. Wichtiger als der oberirdische Aufwuchs ist in diesem Fall die Wurzelmasse, da diese viel effizienter in Humus eingebaut wird. Aus Sicht des Humusaufbaus empfehlen sich mittlere bis späte Saattermine. Eine zu frühe Saat vor Mitte August führt dagegen dazu, dass Zwischenfrüchte (in erster Linie Kreuzblütler) durch den Langtag schnell zum Schossen gezwungen werden, wodurch sie weniger in das Wurzelwachstum investieren.

Auch  Ausfallgetreide  lässt sich bei einer eher späten Zwischenfruchtsaat sicherer bekämpfen. Generell gilt: Entweder muss die Aussaat unmittelbar nach dem Mähdrescher in Direktsaat in den noch feuchten Boden erfolgen, oder man muss sich Zeit lassen, um mit drei bis vier Grubberstrichen das Ausfallgetreide zu beseitigen. Halbe Zwischenlösungen enden meist mit einem Desaster, wenn kein Pflug eingesetzt wird – denn dann läuft das Ausfallgetreide mit der Zwischenfrucht auf. Der Einsatz von Graminiziden ist in Zwischenfrüchten in der Regel nicht erlaubt.

4. Strategien für ­Kartoffelfruchtfolgen

Kartoffeln stellen besonders hohe Ansprüche an die Bodenstruktur. Sowohl das Porenvolumen in der Krume als auch der Übergang zum Unterboden müssen für Kartoffeln optimal sein.

Zudem können die Wurzeln nur leicht verfügbaren Phosphor aufnehmen, weshalb Zwischenfrüchte mit ­hohem P-Aufschlussvermögen vor der Kartoffel platziert werden sollten. Kruziferen wie Senf, Phacelia und verschiedene Kleearten eignen sich prinzipiell gut dafür, begünstigen aber freilebende Nematoden, die zur Übertragung des Rattle-Virus (Eisenfleckigkeit) beitragen. Phacelia, Ramtillkraut und Senf stehen zudem im Verdacht, Rhizoctonia solani zu begünstigen. Gräser wie Rauhafer scheiden in Kartoffelfruchtfolgen aufgrund des Vermehrungspotenzials von Drahtwürmern aus.

Somit kommt als Hauptkomponente für Zwischenfrüchte vor Kartoffeln insbesondere Ölrettich in Betracht. Multiresistente Sorten lassen sich auch zur Nematodenkontrolle einsetzen. Möchte man noch weitere bodenbürtige Krankheiten bekämpfen, kann Sareptasenf, der hohe Mengen an Glucosinolaten (Senfölen) produzieren kann, helfen. Um die positiven Effekte der Gluco­sinolate nutzen zu können, ist es wichtig, dass die Zwischenfruchtmischung vor dem Frost blüht und dann klein gehäckselt in den Boden eingearbeitet wird. Wie zügig die enzymatische Umsetzung der Glucosinolate erfolgt, hängt von der Temperatur ab. In kühlen Herbsten reicht sie für eine sichere Wirkung nicht aus. Zudem widerspricht eine frühe Zerkleinerung dem Ziel der N-Speicherung durch die Zwischenfrucht und auch dem Ziel, die Bodenstruktur über Winter zu erhalten.

Alternativ zu den Glucosinolaten aus dem Sareptasenf wirkt auch Cyanamid auf bodenbürtige Krankheitserreger. Winter- bzw. Zottelwicken sind in der Lage, Cyanamid über die Wurzel auszuscheiden und eignen sich deshalb gut für Kartoffelfruchtfolgen.

Somit sind vor Kartoffeln Mischungen aus Ölrettich und Zottelwicke oder aus Ölrettich und Alexandrinerklee sinnvoll (siehe Übersicht 5). Damit sich Feinerde über Winter nicht in tiefere Schichten verlagert, reicht bereits ein Ölrettichbestand im 4- bis 6-Blattstadium aus. Ziel muss eine Bodenbe­deckung von 150 % sein (Blätter überlappen sich). Dafür sind bei einem ­späten Saattermin mindestens 200 Körner/m2 als Saatstärke notwendig, wenn man den Ölrettich in Reinsaat sät.

Weitere Tipps

Die Übersicht 6 zeigt beispielhafte Zwischenfruchtmischungen anhand der zuvor beschriebenen Punkte für unterschiedliche Fruchtfolgen. Dargestellt ist der prozentuale Anteil der Sollpflanzen. Bei der Berechnung des Anteils in der Mischung müssen Sie somit noch Keimfähigkeit und Feldaufgang berücksichtigen. Die absolute Höhe der Aussaatstärke orientiert sich hierbei am Saattermin. Je später man sät, desto höher muss die Saatstärke sein.

Der Vergleich der einzelnen Fruchtfolgen zeigt, dass Sie je nach Kultur individuell auf die Ansprüche der Hauptkultur, aber auch auf phytosanitäre Aspekte, achtgeben müssen. Fakt ist aber auch, dass man in einer weiten Fruchtfolge mit einem entsprechenden Anteil an Sommerungen, in der z. B. Mais, eine Leguminose, Sommergetreide und Raps als Hauptkultur stehen, nicht alle Anforderungen der einzelnen Hauptkulturen berücksichtigen kann. Kompromisse insbesondere auf phytosanitärer Seite sind in manchen Situationen unumgänglich.

Deshalb ist es sinnvoll, sich frühzeitig Gedanken über geeignete Zwischenfruchtmischungen zu machen, um die Anforderungen an die Boden­bedeckung über Winter, die durch GLÖZ 6 gestellt werden, auch ackerbaulich sinnvoll umsetzen zu können.

So interagieren ­Zwischenfrüchte

Die einzelnen Komponenten von Zwischenfruchtmischungen üben auch untereinander eine sogenannte interspezifische Konkurrenz aus. Senf, Ölrettich und Phacelia sind in der Lage, andere Arten zu verdrängen. So reagierten z. B. Hafer und Klee auf eine Mischung mit Senf oder Ölrettich mit einem um 20 % reduzierten Wurzelwachstum.

Die Wurzelsysteme von Phacelia, ­Ölrettich und Senf können den Boden im Vergleich zu Klee oder Hafer deutlich tiefer durchwurzeln. In Mischungen ist die Gesamtwurzelmasse gegenüber Reinsaaten dennoch in vielen Versuchen höher. Voraussetzung dafür ist aber ein gleichmäßiges Auflaufen und eine gleichmäßige Verteilung der Komponenten der zusammengemischten Partner.

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