In Deutschland stehen den Landwirten derzeit rund 400 verschiedene Weizensorten zur Verfügung; diese bieten für jede Region und jede Verwendungsart das Passende, sei es als Backweizen, zur Mälzerei oder als Futtermittel. Darauf hat der Bundesverband Deutscher Pflanzenzüchter (BDP) vergangene Woche hingewiesen.
Laut BDP-Geschäftsführer Dr. Carl-Stephan Schäfer konnte in den letzten 100 Jahren der Ertrag von Weizen verfünffacht werden. Nicht der große Sprung von einem zum nächsten Jahr zeichne die arbeitsintensive Kleinstarbeit der Züchter aus, sondern eine kontinuierliche Anpassung der Sorten an neue Herausforderungen. Ein besonderes Augenmerk legten die Züchter bei der Auswahl darauf, wie die Pflanzen auf die klimatischen Bedingungen sowie individuellen Bodenqualitäten der unterschiedlichen Regionen reagierten, erklärte Schäfer vergangene Woche in einer Pressemitteilung.
Die Erkenntnisse aus den vorausgegangenen Labor- und Gewächshausversuchen würden in der Praxis auf den Prüfstand gestellt. Nach mehrjähriger Prüfung und Beobachtung des Pflanzenwachstums blieben von den tausend Pflanzen nur einige wenige übrig, die den Anforderungen der offiziellen Zulassungsprüfungen des Bundessortenamtes entsprächen und auch den Ansprüchen der Landwirte an leistungsstarke Sorten genügten.
Laut Schäfer legen die Pflanzenzüchter in diesen Tagen mit der Aussaat den Grundstein für die Entwicklung neuer Weizensorten. Jede Wachstumsphase in den kommenden zehn Monaten werde akribisch beobachtet. Am Ende entschieden Noten darüber, ob der Sortenkandidat in die nächste Runde komme oder nochmals mit einer anderen Pflanze gekreuzt werde. Bis zu 15 Jahre dauere es, bis ein Pflanzenzüchter eine neue Sorte hervorbringe, so Schäfer; in dieser Zeit stecke der Züchter 1,5 Mio Euro bis 2 Mio Euro in die Entwicklung.
Dem Geschäftsführer zufolge entwickeln in Deutschland derzeit rund 30 Züchter neue Getreidesorten. Jeder Kandidat sei ein einmaliger Mix natürlicher Gene, also der Nachwuchs aus der Kreuzung zweier Elternpflanzen, der von beiden genetisch etwas mitbekommen habe. Von der Aussaat bis zur Ernte werde in mühevoller Arbeit jeder Wachstumsschub des Wintergetreides detailliert festgehalten. Allein die Getreidezüchter prüften regelmäßig bis zu 30 000 Kreuzungen und Nachkommen, vom Keimstadium über die Blüte bis hin zur Ernte. (AgE)