Die Situation der deutschen Wirtschaft verschlechtert sich zunehmend. Das hinterlässt auch in der Agrarbranche Spuren. Im Wirtschaftsjahr 2023/24 verdienten Landwirtinnen und Landwirte in Baden-Württemberg rund 11 % weniger als noch im Jahr zuvor. Dies gab der Landesbauernverband in Baden-Württemberg (LBV) im Rahmen seiner Jahrespressekonferenz in Stuttgart Anfang dieser Woche bekannt.
Weinbau trifft es besonders hart
Im abgelaufenen Wirtschaftsjahr belief sich das Unternehmensergebnis je Betrieb in Baden-Württemberg im Durchschnitt aller Sparten auf 63.435 €, rund 8.000 €/Betrieb weniger als im Vorjahr.
Besonders hart traf es Weinbaubetriebe mit einem Rückgang des Unternehmensergebnisses von 58 %. Baden-Württembergs Winzer seien mit steigenden Kosten bei massiv eingebrochenen Erlösen konfrontiert. Der LBV-Präsident fand deutliche Worte: „Der Weinbau in Baden-Württemberg steckt in einer existenziellen Krise. Unsere Winzerfamilien benötigen dringend eine Kostenentlastung und eine deutlich höhere Wertschöpfung.“
Schweine legten um 38 % zu
Über ein positives Ergebnis durften sich die Schweinehalter im Land freuen. Höhere Erträge führten zu einem Anstieg der Unternehmensergebnisse um 38 % je Betrieb im Vergleich zum Wirtschaftsjahr 2022/23. „Nach wirtschaftlich schwierigen Jahren und einem massiven Rückgang der Schweinehaltung im Land, sind positive Signale wie diese dringend notwendig,“ beschrieb Joachim Rukwied die Situation.
Jetzt sei die Politik gefordert, die Rahmenbedingungen für die Schweinehaltung so auszurichten, dass auch in der Zukunft wieder investiert werden könne. „Notwendig für langfristige Investitionsvorhaben sind Planungssicherheit und eine Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit unserer heimischen Tierhalter,“ betonte der Bauernpräsident.
Ackerbaubetriebe fast unverändert
Die Unternehmensergebnisse der Ackerbaubetriebe veränderten sich im Vergleich zum Vorjahr kaum. Sie blieben mit 50.986 € je Betrieb auf einem niedrigen Niveau. „Die gefallenen Getreide- oder Rapspreise drücken bei weiter hohen Produktionskosten die Betriebsergebnisse im Ackerbau,“ so der LBV-Präsident zu den Hintergründen.
Rückläufiges Ergebnis in der Milcherzeugung
Rückläufige Ergebnisse gab es in der Rinderhaltung und der Milcherzeugung. Das Unternehmensergebnis der Milchviehhalter sank beinah um ein Viertel im Vergleich zum Vorjahr auf 79.935 € je Betrieb. Grund dafür waren unter anderem die um 14 % gesunkenen Milchpreise.
Kurze Verschnaufpause für Obstbaubetriebe
Nach einem äußerst schlechten Wirtschaftsjahr 2022/23 konnten die Obstbaubetriebe in Baden-Württemberg ein um rund 38 % höheres Unternehmensergebnis erzielen. „Mit etwas über 55.000 €/Betrieb reicht das Ergebnis allerdings nicht aus, um die erheblichen Herausforderungen des Obstbaus, wie gestiegene Lohnkosten, aber auch den wachsenden Aufwand für Qualitätssicherung, zu bewältigen,“ beschrieb Rukwied die Stimmung in der Branche.
"Wettbewerbsfähigkeit muss wieder stärker im Fokus stehen"
„Wir benötigen einen echten Politikwechsel. Die politischen Vorgaben sowohl auf EU-, als auch auf Bundesebene gefährden die Wirtschaftlichkeit unserer landwirtschaftlichen Betriebe und somit auch die Ernährungssicherung Europas,“ appellierte der LBV-Präsident. Es sei wichtig, dass neben Fragen des Klima-, Umwelt- und Tierschutzes, Aspekte wie Wettbewerbsgleichheit und Planungssicherheit wieder stärker in den Fokus rücken. Rukwied weiter: „Wir erwarten, dass zukünftig die Wettbewerbsfähigkeit unserer Betriebe in der gesamten agrarpolitischen Diskussion eine zentrale Rolle spielt.“