Die ausufernde Bürokratie macht landwirtschaftlichen Unternehmern in Deutschland das Leben immer schwerer. Das ist das Ergebnis einer Umfrage auf topagrar.com und auf dem Instagram-Kanal von top agrar. Von den mehr als 1.200 Teilnehmern der Befragung auf topagrar.com klagten 97 % über eine steigende Belastung in Form von Dokumentationen, Meldungen und Kontrollen.
Bei der gleichlautenden Umfrage auf Instagram, die 1.150 User beantworteten, stimmten 87 % dieser Aussage zu.
Immenser Zeitaufwand
Die zeitliche Belastung durch Dokumentationen, Meldungen und Kontrollen ist immens. 51 % der Teilnehmer gaben an, pro Woche 1 bis 5 Stunden mit diesen Tätigkeiten zu verbringen. Bei 31 % der Befragten liegt der wöchentliche Aufwand für Bürokratie bei 5 bis 10 Stunden und bei 13 % sogar bei mehr als 10 Stunden pro Woche.
Bürokratie kontra familiäre Lebensqualität
Ein Leser bringt die Konsequenzen für die landwirtschaftlichen Familien so auf den Punkt. „Vor allem in vielfältig aufgestellten Betrieben mit von der Gesellschaft gewünschter Fruchtartenvielfalt und entsprechendem Viehbestand ist die Bürokratie ohne die Arbeitskräfte, wie sie in den öffentlichen Behörden vorhanden sind, nur mit Verlust familiärer Lebensqualität zu schaffen. Work-life-Balance: Fehlanzeige!“ Weil die verfügbaren Arbeitsstunden auf den Höfen nicht mehr ausreichen, führe das zu dem allenthalben sichtbaren Frust bei den Landwirten, ergänzt ein weiterer Leser.
Meldungen, Meldungen, Meldungen
Am meisten nerven die Leser die Vielzahl und Häufigkeit an Tier- und Arzneimittelmeldungen, die an unterschiedlichen Behörden gehen. Unverständlich für die Praktiker ist, dass es dafür keine einheitlichen Plattformen oder zumindest Schnittstellen gibt, damit Daten nicht doppelt oder dreifach zu erfassen sind. Die gleichen Defizite sehen Landwirte bei der Nährstoffbedarfsermittlung, Düngeplanung und Stoffstrombilanz aus.
Extrem verärgert sind die Landwirte auch über ackerbauliche Auflagen, die bei bestimmten Wetterlagen gar nicht umsetzbar sind.
Sperrige Behörden
Ein weiteres Problem ist das sperrige Verhalten der Behörden, egal ob es um einfache Genehmigungen geht, z. B. für Mobilställe, beim Einsatz von Erntehelfern oder um das Aufbringen von Mutterboden aus einer Baugrube auf Ackerland. Auf welchen Abwegen sich manche Behörden befinden, zeigt das Beispiel eines Betriebes, dessen Schweinehaltung kontrolliert werden sollte, obwohl er diese längst aufgegeben hat.
Offensichtlich hat nun auch die Politik erkannt, wie ernst die Lage ist, und verspricht einen Abbau von Bürokratie. Entscheidend ist aber, dass jetzt tatsächlich Vorschriften abgebaut werden, die die Landwirte tatsächlich entlasten. top agrar bleibt an dem Thema dran.
Ihre Meinung ist gefragt
Nennen Sie uns weiter besonders krasse oder unsinnige Beispiele von Vorschriften aus Ihrem Alltag, die Sie regelmäßig zur Verzweiflung bringen.
Haben Sie konkrete Verbesserungsvorschläge, um Vorschriften, Dokumentationen und Meldungen zu vereinfachen?
Schicken Sie uns Ihre Hinweise zum Stichwort "Bürokratie abbauen" per Mail an Klaus.Dorsch@topagrar.com