Landwirte und Winzer in Rheinland-Pfalz suchen händeringend nach Erntehelfern. Andreas Köhr vom Bauern- und Winzerverband Rheinland-Pfalz Süd berichtete dem SWR, dass die Problematik zugenommen hat und sich weiter verschärfen wird.
Zum einen liege dies an einer hohen Konkurrenz durch andere Branchen in Deutschland - wie dem Logistikgewerbe oder der Gastronomie. Andererseits sorgen wirtschaftliche Entwicklungen in den bisherigen Herkunftsländern wie etwa Polen dafür, dass die bisherigen Arbeitskräfte nicht mehr auf Saisonarbeit in Deutschland angewiesen sind, sondern Beschäftigung im eigenen Land finden, erklärte Köhr gegenüber dem Sender. Betriebe suchten deshalb Arbeitskräfte auch außerhalb der EU, was allerdings ein großer bürokratischer Aufwand sei.
Der Bauernvertreter stellt aber klar, dass es nicht an der Bezahlung liege. Auch Saisonarbeitskräfte würden als Lohnuntergrenze den gesetzlichen Mindestlohn erhalten. Hier gebe es keine Ausnahmen. Unfall- und Krankenversicherung seien ebenfalls obligatorisch. Das versichert auch Barbara Wolbeck, Geschäftsführerin des Landwirtschaftlichen Arbeitgeberverbands.
Gewerkschaft prangert schlechte Arbeitsbedingungen an
Das sieht die Gewerkschaft anders. Arbeitsbedingungen und Unterbringung der Erntehelfer seien oft nicht ordnungsgemäß. Jedes Jahr hätten sie mit sehr vielen Problemen zu kämpfen.
Die Gewerkschaft wünscht sich, dass jeder Saisonarbeiter ab dem ersten Euro auch sozialversicherungspflichtig beschäftigt ist. Bisher seien ausländische Erntehelfer oft als kurzfristige Beschäftigte angestellt und dadurch nicht in Deutschland sozialversichert. Auch die Krankenversicherung sei nur eine "Krankenversicherung light". Sie beinhalte nicht alle Leistungen der gesetzlichen Krankenkasse, bemängeln die Kritiker.
Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) Rheinland-Pfalz/Saarland fordert auch einen besseren Zugang der Erntehelfer zu Beratungsstellen. In Rheinland-Pfalz arbeiten schätzungsweise jedes Jahr etwa 40.000 Menschen.