Einloggen / Registrieren

Startseite

Schlagzeilen
Meinung & Debatte
Newsletter
Messen & Termine
Themen
Wir für Euch
Heftarchiv
Sonstiges

Wolf Maisernte Gülle und Wirtschaftsdünger

topplus Elektrische Mobilzäune

Tipps zum Zaunbau

Elektrische Mobilzäune sind flexibel einsetzbar. Es gibt jedoch einige Punkte zu beachten, damit die Weidetiere in der Umzäunung bleiben und unerwünschte Eindringlinge möglichst sicher außen vor.

Lesezeit: 6 Minuten

Dieser Beitrag ist zuerst erschienen im "Wochenblatt für Landwirtschaft und Landleben".

Friedlich grasende Tiere auf der Weide sind ein „Werbeträger“ für das Image der Landwirtschaft, sie veredeln Grün­futter zu hochwertigem tierischen Protein und leisten wertvolle Dienste bei der Pflege und Offenhaltung der Kulturlandschaft. Doch manchmal ist es mit dem Frieden plötzlich vorbei: Dann nämlich, wenn die Tiere ausbrechen und einen Unfall verursachen oder wenn sie in der Weide angegriffen, verletzt oder getötet werden.

Ein funktionierender Weidezaun stellt hier die wichtigste Barriere dar. Was es bei der Errichtung zu beachten gilt, erfuhren interessierte Weidetierhalter kürzlich bei einem Zaunbauseminar des Landesbetriebes Landwirtschaft Hessen (LLH) in Alsfeld. Dort erklärten Alexander Henz und Arnd Ritter wichtige Grundzüge zum Bau und Betrieb von Mobilzäunen. Und auch das Thema Herdenschutz wurde intensiv diskutiert.

Das Wichtigste aus Agrarwirtschaft und -politik montags und donnerstags per Mail!

Mit Eintragung zum Newsletter stimme ich der Nutzung meiner E-Mail-Adresse im Rahmen des gewählten Newsletters und zugehörigen Angeboten gemäß der AGBs und den Datenschutzhinweisen zu.

Barriere und Absicherung

Vernünftige Zäune sind indessen nicht nur als mechanische Abgrenzung wichtig. Ein fachgerecht aufgebauter und regelmäßig auf Funktion kontrollierter Zaun hat auch eine rechtliche Dimension: So haftet der Tierhalter für Schäden, die aus Weiden ausgebrochene Tiere verursachen (§§ 833 und 834 Bürgerliches Gesetzbuch). Es sei denn, der Landwirt kann nachweisen, dass er die erforderliche Sorgfalt beachtet hat oder der Schaden auch bei Anwendung dieser Sorgfalt entstanden wäre.

Die wenigsten Landwirte denken zudem daran, dass sie mit dem Einreichen des alljährlichen Flächen­antrages zugesichert haben, ihre Weidetiere soweit erforderlich und möglich vor widrigen Witterungsbedingungen, Raubtieren und sonstigen Gefahren für die Gesundheit zu schützen, erklärte Alexander Henz. Das steht nämlich unter Punkt 8.1.5 im „Kleingedruckten“ der zum Sammelantrag gehörenden Konditionalitätenbroschüre. Wenn es also durch einen mangelhaften Zaun zu vermeidbarem Tierleid kommt, könnte darauf noch eine empfindliche Prämienkürzung folgen, warnte der LLH-Fachmann.

Grundschutz einhalten

Jeder Schaf- und Ziegenhalter ist also gut beraten, seine Einzäunung in Schuss zu halten. Was das heißt, kann man an den Bedingungen für einen funktionierenden Herden-Grundschutz ablesen. In Hessen beispielsweise ist dieser für Mobilzäune folgendermaßen definiert:

  • vollständig geschlossener, elektrisch geladener Netzgeflecht- oder Litzenzaun (20-40-60-90 cm) mit einer bauartbedingten Höhe von mindestens 90 cm,

  • die eingesetzten Weidezaungeräte müssen laut Herstellerangaben eine Impulsenergie von mindestens 1 Joule ausweisen,

  • die Hütespannung muss an jeder Stelle des elektrisch geladenen Zaunes mindestens 2500 Volt betragen und ist täglich zu kontrollieren (Dokumentation der Zaunkontrolle über Kalender, Weidetagebuch oder Schlagkartei).

Zu oft schlecht geschützt

Dass diese Anforderungen in der Praxis längst nicht immer eingehalten werden, zeigt eine Auswertung des Wolfszentrums Hessen aus 2023. Damals gab es im Bundesland insgesamt 38 registrierte Übergriffe mit 87 getöteten Nutztieren. Bei 73% der Nutztierrisse war laut dieser Auswertung der Grundschutz nicht eingehalten. „Das heißt, es gibt noch zu viele ungeschützte Tiere unter den Rissopfern“, konstatierte Arnd Ritter. Im Umkehrschluss bedeutet das jedoch auch, dass vernünftige Elektrozäune die Wahrscheinlichkeit eines Übergriffes reduzieren, so der LLH-Berater. Es gebe zwar keinen absoluten Schutz vor Wolfsübergriffen. Aber Wölfe sind intelligent und lernfähig. Als Opportunist und effizienter Jäger suchen sie den Weg des geringsten Widerstandes. Ein ordentlich aufgestellter Elektrozaun mit der vorgesehenen Schlagkraft fügt dem Eindringling Schmerz zu. Die meisten Wölfe werden solche Zäune dann meiden. „Ein Übergriff wird sich nie komplett verhindern lassen“, so Alexander Henz. Es gehe aber da­rum, dem Wolf schmerzhafte Erfahrungen beizubringen.

Ansonsten gewöhnen sich die Wölfe da­ran, dass Nutztiere leicht zu erbeuten sind. „Das Prinzip heißt Abschreckung“, ergänzte Arnd Ritter. Diese Erfahrungen sind indessen in die verschiedenen Förderprogramme zum Herden- bzw. Weidetierschutz eingeflossen, wie sie beispielhaft für NRW und Hessen in der Übersicht dargestellt sind.

Tipps rund um den Zaun

Die Grundlagen eines guten Zaunbaus sind dabei stets im Hinterkopf zu behalten, wie Henz und Ritter erklärten:

  • So muss der Zaun vollständig geschlossen und mit ausreichend elektrischer Leistung ausgestattet sein. Die Verbindung der ver­schiedenen Zaunteile gelingt am sichers­ten mit speziellen Klemm- oder Schraubverbindern.

  • Die absolute Zaunhöhe richtet sich nach den regionalen Förderbedingungen. Generell überwinden die meisten Wölfe den Zaun nicht im Sprung, weil sie Verletzungen bei der Landung scheuen, erklärten die Berater. Es gebe aber definitiv Ausnahmen, die das Überwinden von Elektrozäunen mittels Sprung gelernt haben!

  • Trotzdem muss in erster Linie ein Durchschlüpfen unter dem Zaun verhindert werden (Untergrabeschutz). Feste Stabilzäune sind deshalb in der Erde zu verankern. Bei Elektrozäunen darf der unterste stromführende Draht höchstens 20 cm über dem Boden verlaufen.

  • Beim Zaunbau sind Ecken und Bögen mit Zusatzpfählen zu stabilisieren, um ein Durchhängen oder Umkippen zu verhindern und um die geforderte Zaunhöhe zu garantieren (mehr dazu im Kasten weiter unten „Zaunbau in schwierigem Gelände“).

  • Die stromführenden Litzen sind regelmäßig von Bewuchs zu befreien, damit die Leistung des Zauns nicht beeinträchtigt wird.

  • Einsprunghilfen in Zaunnähe wie Strohballen, Bänke oder Baumstümpfe müssen vermieden werden. Sonst kann der Zaun bequem aus einer erhöhten Position übersprungen werden.

  • Die abschreckende Wirkung steht und fällt mit der Wucht der Stromschläge. Um diese sicher zu gewährleisten, muss nicht nur die Hütespannung regelmäßig überprüft werden, sondern auch die korrekte Erdung des Elektro­zaunes. Dazu wird an einer Stelle des Zaunes Boden­kontakt hergestellt (= Kurzschluss) und anschließend die Spannung am Erdungseisen gemessen. Diese sollte am besten 0, maximal aber 500 Volt betragen.

  • Als Erdungsstab eignen sich verzinkte Eisen, die 80 cm eingeschlagen werden. Bei schlecht leitenden Bodenbedingungen sind weitere Erdungseisen im Abstand von 3 m zu ergänzen. Zusätzliche Erdungseisen sind auch angezeigt, falls die geprüfte Stromspannung bei der Erdungskontrolle zu hoch ist.

Zaunbau in schwierigem Gelände

Bei den von Schafen und Ziegen beweideten Flächen handelt es sich häufig nicht um beste Böden in bevorzugten, ebenen Lagen. Vielmehr betreiben die kleinen ­Wiederkäuer Landschaftspflege an eher schwierigen Standorten. Entsprechend herausfordernd ist der Zaunbau in diesem oftmals schwierigen Gelände.

Auf felsigen Böden fällt es beispielsweise schwer, die Zaunpfähle sicher zu verankern. Ähnliches gilt für moorigen Untergrund – wenn auch aus unterschiedlichen Gründen. Dann ist Einfallsreichtum gefragt, um einen stabilen Weidezaun aufzustellen.

Gehölzelemente in der Zaunlinie sind ebenfalls problematisch. Bäume oder Sträucher erschweren das Aufstellen des Zaunes und dürfen gerade auf Naturschutzflächen auch nicht immer entfernt werden, um Platz für den Herdenschutzzaun zu schaffen. Dann müssen womöglich Ausweichstrecken für den Zaunverlauf gefunden werden. Auf jeden Fall bedeuten die holzigen Hindernisse auf der Zauntrasse einen höheren Aufwand.

Gleiches gilt für stark hängige Flächen, die generell schwieriger zu bewirtschaften sind (manueller Materialtransport usw.).

Besondere Sorgfalt beim Zaunbau ist unterdessen in Senken und auf Bergkuppen gefragt. In den Talsohlen muss der Zaun zum Boden hin durch zusätzliche Anker abgesichert werden. Auf Bergkuppen sind zwischen den ins Elektronetz eingewebten Pfählen gegebenenfalls zusätzliche Stützpfähle erforderlich, um die angestrebte Mindesthöhe des Zaunes an allen Stelle zu gewährleisten.

Ungünstige Flächenzuschnitte erhöhen ebenfalls den Aufwand für den Auf- und Abbau des Zaunes. Kleine, verwinkelte Flächen bedeuten zusätzliche Ecken mit entsprechenden Verstrebungen usw. – das sorgt für mehr Arbeit, aber nicht unbedingt große Flächenzugewinne. Auch das Freimähen der Zauntrasse geht auf solchen Flächen langsamer. Kein Wunder also, dass immer weniger Tierhalter Interesse an solchen Grenzertragsflächen zeigen – es sei denn, sie werden für ihren Mehraufwand fair entlohnt.Wal

top + In wenigen Minuten wissen, was wirklich zählt

Zugang zu allen digitalen Inhalten, aktuellen Nachrichten, Preis- und Marktdaten | 1 Jahr für 1̶2̶9̶,̶6̶0̶ ̶€̶ 99 €

Wie zufrieden sind Sie mit topagrar.com?

Was können wir noch verbessern?

Weitere Informationen zur Verarbeitung Ihrer Daten finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.

E-Mail-Adresse

Vielen Dank für Ihr Feedback!

Wir arbeiten stetig daran, Ihre Erfahrung mit topagrar.com zu verbessern. Dazu ist Ihre Meinung für uns unverzichtbar.