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Wegen Datenschutz ist der Einsatz von Wildkameras kaum noch möglich

Wildkameras sind heute nicht mehr wegzudenken - kaum eine Kirrung ist noch ohne Überwachung. Doch wegen den Betretungsrechten der Bürger geht der Datenschutz vor und macht Kameras fast unmöglich.

Lesezeit: 5 Minuten

Unser Autor: Rechtsanwalt Dr. Walter Jäcker, stellvertretender Justiziar im LJV NRW. Dieser Ratgeber ist zuerst erschienen im Rheinisch-Westfälischen Jäger 2/2025.

Die Anwendungsbereiche für Wildkameras in der freien Natur sind vielfältig - Jäger überwachen Kirrungen, Wechsel, Wildschadensflächen, Wildbrücken, Ansitzeinrichtungen, Fallen, Äsungsflächen und vieles mehr. Auch in der Forschung ist das Monitoring von Luchs, Wolf oder Wildkatze ohne Kameras kaum denkbar.

Dazu ist es sinnvoll, vor dem Hintergrund der Afrikanischen Schweinepest heimische Sauenbestände zu überwachen. Zudem können Kameras wertvolle Beweismittel zur Verfolgung von Straftaten wie Holzdiebstahl, Wilderei oder Sachbeschädigung liefern.

Technische Varianten sind ebenso vielfältig wie Anwendungsbereiche - Einzelbilder, Videos, Einzelbilder mit anschließendem Video, Funkübertragung und Infrarottechnik für Nachtaufnahmen.

Einsatz am besten nur in gesperrten Bereichen

Der Einsatz von Wildkameras unterliegt dem Datenschutz, auch wenn man damit nur Wildtiere aufnehmen will. Denn immer und überall können auch Personen in den Aufnahmebereich laufen. Deren Aufnahme ist eine sogenannte Verarbeitung personenbezogener Daten  (OVG Saarlouis/14.09.2017/AZ 2A 197/16).

Die Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) schafft seit 2018 einen einheitlichen Standard zum Datenschutz in der EU. Sie gilt gleichzeitig und unmittelbar in den Mitgliedstaaten und ist in Deutschland mit dem Bundesdatenschutzgesetz (BDSG) verknüpft.

Als EU-Verordnung hat die DSGVO Vorrang gegenüber dem BDSG. Der Begriff Wildkamera fehlt in beiden Vorschriften, jedoch fällt ihre Nutzung unter die Verarbeitung von Daten. Danach ist der Einsatz von Kameras nur rechtmäßig, wenn er zur Wahrung berechtigter Interessen erforderlich ist - und nicht die Interessen oder Grundrechte/-freiheiten betroffener Personen überwiegen.

§ 6b BDSG regelt die Videoüberwachung. Diese ist nur zulässig, soweit sie zur Wahrung berechtigter Interessen für konkret festgelegte Zwecke erforderlich ist und nicht schutzwürdige Interessen von Betroffenen überwiegen. Dabei muss jede Videoüberwachung auch entsprechend gekennzeichnet sein.

Einzelbild statt Videos

Es gilt also, das Interesse von Jägern an der Wildbeobachtung gegenüber den Persönlichkeitsrechten eventuell aufgenommener Personen abzuwägen. Solche Überwachungen sind in Jagdrevieren generell sehr streitig und werden zum Teil von vornherein für unzulässig gehalten.

Man könnte ein berechtigtes Interesse an der Wildbeobachtung vielleicht aus der Hegepflicht ableiten, doch Datenschützer gehen davon aus, dass die Persönlichkeitsrechte von Waldbesuchern höher wiegen. In jedem Fall sind bei jeder Videoüberwachung Hinweisschilder anzubringen, was denkbar unpraktikabel ist. Generell für unzulässig hält Videobeobachtungen im Wald der Städte- und Gemeindebund.

Was denn nun?

Zuerst sollte jeder Revierinhaber prüfen, ob eine Verwendung von Wildkameras im Jagdpachtvertrag generell verboten ist. Wenn ja, muss jeglicher Einsatz unterbleiben. Wo solche Verbote nicht existieren, sollte man dennoch keine Videoüberwachung einsetzen.

Im Einzelbild-Modus muss man Kameras so aufstellen, dass Aufnahmen von Personen von vornherein vermieden werden, da der Persönlichkeitsschutz jagdlichen Interessen vorgehen könnte. Diese Schwierigkeit wird man nur dort sinnvoll umgehen können, wo regelmäßig keine Personen ins Bild laufen.

Schaut man sich die Regelung der Betretungsrechte und Verbote genauer an, findet man in § 59 Abs. 1 Bundesnaturschutzgesetz das grundsätzliche Betretungsrecht in der freien Landschaft. Im Bundeswaldgesetz § 14 Abs. 1 gilt Gleiches für das Betreten des Waldes. Das jeweilige Landesrecht hat spezielle Regelungen geschaffen. So gestattet z.B § 57 Abs. 1 Landesnaturschutzgesetz NRW das Betreten privater Wege und Pfade, Wirtschaftswege, Feldreine, Böschungen, Öd- und Brachflächen, unter anderem nicht landwirtschaftlich genutzte Flächen zur Erholung auf eigene Gefahr - ein gewaltiger Eingriff ins Recht der Grundeigentümer.

Immer wenn er seine Grundflächen nicht nutzt, können Menschen zur Erholung darüber laufen - etwa über Wiesen außerhalb der Zeit des Aufwuchses, abgeerntete oder noch nicht bestellte Äcker.

§ 3 Abs. 1 Landesforstgesetz NRW verbietet jedoch das Betreten von Forstkulturen, Dickungen, Pflanzgärten, ordnungsgemäß gesperrten und gekennzeichneten Waldflächen sowie jagdlichen, imkerlichen, forst- und teichwirtschaftlichen Einrichtungen - überall dort darf man also Wildkameras aufstellen!

In diesem Zusammenhang gelten auch Kirrungen als jagdliche Einrichtungen. Sie sind Bejagungshilfen und deshalb besonders häufig durch Wildkameras überwacht. Dabei sollte man penibel darauf achten, auch nur die Kirrungen aufzunehmen – Erfassungswinkel/-tiefe der Kamera sind entsprechend anzupassen. Straßen, Wege und Pfade im Hintergrund dürfen nicht im Bild sein.

Fazit für NRW

Festzuhalten bleibt, dass es in NRW kein generelles Verbot von Wildkameras gibt. Aber überall gilt der Datenschutz. Problematisch ist der Einsatz überall, wo Personen Betretungsrechte haben. Unterschiedliche Auffassungen zur datenschutzkonformen Verwendung von Wildkameras verursachen Rechtsunsicherheiten. Eine formelle Vereinbarung zwischen dem Landesjagdverband und der Datenschutzbeauftragten des Landes NRW kam trotz Bezugnahme auf eine entsprechende Vereinbarung in Rheinland-Pfalz leider nicht zustande, weil das Beschwerdeaufkommen gering sei.

Es bleibt daher bei folgenden Empfehlungen:

  • Anwendung nur in nichtöffentlichen Bereichen (Betretungsverbote)

  • nur Einzelbildmodus verwenden

  • Personenaufnahmen unverzüglich löschen

  • Wildkameras grundsätzlich nur zurückhaltend und sparsam einsetzen.

Der fehlerhafte Einsatz von Kameras (Ordnungswidrigkeit) kann mit Bußgeldern bis zu 50.000 € geahndet werden. Es soll auch Fälle gegeben haben, in denen Jagdausübungsberechtigte ihnen völlig unbekannte Kameras im eigenen Revier fanden. Nach § 965 BGB sind Fundsachen bei der zuständigen Behörde (in NRW örtliche Ordnungsbehörden) abzuliefern. Sechs Monate nach Anzeige erwirbt man als Finder das Eigentum an der Fundsache gemäß § 973 Abs. 1 BGB.

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