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Abrechnung im Viertelstundentakt

Lesezeit: 4 Minuten

Die Biogas Ahe GmbH aus Beverstedt (Niedersachsen) produziert in einer sehr flexiblen Biogasanlage bedarfsgerecht Strom.


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Wie von Geisterhand scheint jemand den Anlasser zu betätigen, dann erwacht die riesige Maschine mit 1,6 Megawatt (MW) Leistung zum Leben. Es dauert nur 30 Sekunden, bis sie den ersten Strom produziert, nach 270 Sekunden ist das Blockheizkraftwerk (BHKW) auf Volllast. „Wir arbeiten hier mit permanenter Vorwärmung der Motoren, denn sie werden am Tag bis zu zehnmal gestartet“, erklärt Guido Koch, zusammen mit Onno Wilberts Geschäftsführer der Biogas Ahe GmbH aus dem niedersächsischen Beverstedt. Die Biogasanlage ist im Jahr 2012 ans Netz gegangen. Wilberts und Koch haben sich von Anfang an für den flexib­-len Anlagenbetrieb entschieden, um Zusatz­erlöse aus der Vermarktung der Regelenergie zu erzielen. Die Anlage speist im Jahresdurchschnitt mit einer Leistung von 1,2 MW (Bemessungsleistung) ein, ist aber für knapp 4 MW ausgelegt. Hierfür haben die Landwirte drei BHKW installiert, zwei mit 1,6 MW und eines mit 800 kW.


Die meisten Biogasanlagen, die auf einen flexiblen Anlagenbetrieb umgerüstet sind und bedarfsgerecht Strom erzeugen, liefern Strom für den „Day-Ahead“-Markt der Strombörse, der EPEX Spot in Paris, die auch für den deutschen Markt zuständig ist. Auf dem „Day-Ahead“-Markt wird der Strom am Vortag jeweils für den nächsten Tag gehandelt. Hierfür erhält der Anlagenbetreiber vom Stromhändler am Vortag oder sogar in der Vorwoche einen Fahrplan.


Strom für den Intraday-Markt:

Nicht so bei der Biogasanlage Ahe: Wegen der großen Flexibilität, mit der sie kurzfristig bis 4 MW Leistung an- oder abschalten kann, bietet der Stromhändler Next Kraftwerke aus Köln den Strom auf dem Intraday-Markt an. „Auf diesem bedienen sich Marktakteure, um kurzfristige Schwankungen in ihren Bilanzkreisen auszugleichen“, erklärt Next-Sprecher Jan Aengenvoort. Der Strom wird dabei im Viertelstundentakt bis 45 Minuten vor der tatsächlichen Lieferung gehandelt. Für einen Fahrplan ist das zu kurzfristig. Daher sind alle drei BHKW mit einer Fernsteuerung ausgestattet, über die der Stromhändler die Leistung je nach Bedarf an- und abschalten kann – bis zu zehn Mal am Tag.


Bei Bedarf verkauft Next Kraftwerke den Strom auch auf dem Day-Ahead-Markt oder bietet Regelenergie an. Gerade nachts, wenn die Motoren sonst stehen, ist positive Regelenergie interessant, für die die Motoren dann kurzfristig hochgefahren werden.


Da die Stromvermarktung auf den verschiedenen Märkten sehr kurzfristig und unübersichtlich für die beiden Anlagenbetreiber ist, haben sie mit dem Stromhändler eine pauschale Vergütung vereinbart, die 20 % über der sonst üblichen EEG-Vergütung liegt. „Wir hätten sonst am Tag mehrere Abrechnungen bekommen, das kann keiner überblicken“, begründet Wilberts das. „Dieses Abrechnungsmodell ist für uns neu, aber wir könnten uns vorstellen, das auch bei anderen Anlagen anzuwenden“, stellt Aegenvoort in Aussicht.


Um den Intraday-Markt bedienen zu können, ist eine besondere Anlagenkonfiguration nötig. Die Gasspeicher über den Behältern sind so groß ausgelegt, dass die Anlage 24 Stunden lang Gas speichern kann. Auch werden die BHKW über einen Warmwasserkreislauf mit Pufferspeicher auf 70 °C gehalten, damit sie keinen Kaltstart machen müssen. Trotzdem sorgen die vielen Starts am Tag für Verschleiß. „Der Wartungsaufwand ist deutlich höher, das merken wir allein am Zündkerzenverbrauch“, erklärt Koch.


Die Anlage hat insgesamt 8 Mio. € gekostet. Einen Großteil der Mehrinvestitionen erwirtschaften die Betreiber über die Flexibilitätsprämie, die ihnen zehn Jahre lang 130 € pro zusätzlich installiertem kW garantiert. Wirtschaftlich wird die Investition aber erst über die Vermarktung. Koch: „Jetzt hoffen wir darauf, dass die Politik in Zukunft verlässlicher agiert als in der Vergangenheit und die Flexprämie nicht wieder infrage stellt.“ -neu-

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