Kurt Sigl, Präsident des Bundesverbandes Elektromobilität, fordert eine ehrliche Debatte über E-Autos und Batterien.
Bis zum Jahr 2020 sollen 1 Mio. Elektrofahrzeuge auf der Straße fahren. Halten Sie das noch für realistisch?
Sigl: Ja, die Zahl stammt aus dem Nationalen Entwicklungsplan Elektromobilität. Dabei handelt es nicht nur um rein elektrisch betriebene Fahrzeuge, sondern auch um Autos mit Hybridantrieb. Da der Markt stetig wächst, halten wir bis 2020 rund 400000 reine Elektrofahrzeuge für realistisch, der Rest werden Plug-in-Hybride sein, deren Batterie sowohl über den Verbrennungsmotor als auch an der Steckdose geladen werden kann.
Nach dem aktuellen Förderprogramm zur Elektromobilität haben aber seit 2015 erst 48000 Fahrzeugbesitzer einen Förderantrag gestellt.
Sigl: Das Programm greift nicht. Zum einen sind 4000 € Förderung für Fahrzeuge, die bis über 40000 € kosten, kein großer Anreiz. Außerdem gibt es lange Lieferzeiten. Und schließlich haben viele Autohändler vor Ort noch Vorbehalte gegenüber Elektrofahrzeugen. Sie werden die Elektroautos beim Neuwagenkauf also nicht in den Vordergrund stellen. Der Mehrpreis der Autos ist dagegen sehr unterschiedlich, beim VW eUp liegt er rund 30% höher, beim Golf liegt er zwischen der Elektro- und der Dieselversion gleich auf.
In letzter Zeit häufen sich negative Studien, z.B. zur schlechten Klimabilanz der Batterien. Wie bewerten Sie das?
Sigl: Wie immer bei Studien kommt es darauf an, welche Annahmen man trifft. Die Klimabilanz hängt davon ab, wie die Batterien produziert werden, z.B., ob dafür Ökostrom eingesetzt wird. Der Hersteller Tesla in den USA zeigt, dass man dafür auf den Fabrikdächern genutzten Solarstrom sowie Windenergie nutzen kann. Das gleiche betrifft den Strom zum Antrieb: Schon heute hat ein Elektrofahrzeug im Betrieb etwa 50% weniger CO2-Ausstoß als ein Auto mit Verbrennungsmotor. Dabei liegt der Anteil der erneuerbaren Energien erst bei 35%. Je stärker dieser ansteigt, desto mehr verbessert sich die Klimabilanz der E-Mobilität.