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Bauern beliefern Kommune

Lesezeit: 5 Minuten

37 Landwirte haben vor 15 Jah-ren gemeinsam die Biomasse-heizwerk Regen gegründet.


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Vor 15 Jahren lag der Preis für ofenfertiges Brennholz bei umgerechnet 17 € je Raummeter, es lohnte sich für uns nicht mehr, das Holz zu verkaufen“, erklärt Max Pletl, Landwirt und Geschäftsführer der Biomasseheizwerk Regen GmbH.


Als im Jahr 1999 eine neue Realschule gebaut werden sollte, wollte der Landkreis als zuständige Behörde diese wieder mit Erdgas beheizen. „Wir konnten die Behörde davon überzeugen, dass dabei Unmengen Geld aus der Region abfließen und wir mit einer Holzheizung günstig Wärme liefern und die Wertschöpfung hier behalten“, erklärt Pletl.


Da die Kommune jedoch nicht selbst investieren wollte, waren die Landwirte dazu gezwungen. Von anfänglich 200 Waldbauern, die sich beteiligen wollten, sind am Ende 37 übrig geblieben, die dann die GmbH gründeten.


Leitungen sind teuer:

Die Gesellschafter errichteten mitten in Regen ein Hackschnitzelheizwerk mit 850 kW Leistung plus Gaskessel mit rund 1 MW. Das Heizwerk hat insgesamt 1,3 Mio. € gekostet. 45 % davon entfielen auf Gebäude und Technik, 55 % auf das mittlerweile 1,6 km lange Fernwärmenetz: Die Wärmeleitungsrohre in der Stadt kosteten rund 435 € je laufenden Meter.


Die beteiligten Landwirte konnten als Kommanditisten Anteile kaufen. Ein Anteil kostete 2 500 € und berechtigt zur Lieferung von 5 t Hackschnitzeln. Eine faire Abrechnung von Hackschnitzeln ist nur über die Waage möglich, stellten sie schnell fest. Denn 1 m3 Buchenhackschnitzel wiegt fast doppelt so viel wie Pappelholz.


Zur Abrechnung messen sie bei jeder Lieferung die Feuchtigkeit und das Gewicht. Die Werte werden in eine Exceltabelle eingegeben und darüber der Preis ermittelt. Dieser kann pro Tonne je nach Feuchtigkeit zwischen 45 und 100 € liegen. „Der Preis für die Kontingenthackschnitzel liegt etwa 20 % über dem Marktpreis, ist aber nicht dessen Schwankungen unterworfen“, erklärt Pletl. Der Preis wird in der Gesellschafterversammlung festgelegt und je nach Inflation von Zeit zu Zeit leicht angehoben. Dadurch können die Landwirte mit einem festen Erlös rechnen. Zusätzlich erhalten sie eine Dividende über die GmbH.


Bad ist enorm wichtig:

Heute sind an das Nahwärmenetz zwei Schulen, das Gesundheitsamt sowie Baugenossenschaftshäuser angeschlossen. Die Wohnungen sind eine gute Ergänzung zu den Amtsgebäuden. „Denn wenn die Behörden Feierabend machen, heizen die Privathaushalte ein, sodass die Wärmeabnahme über den Tag fast konstant bleibt“, erklärt Pletl. Ein sehr wichtiger Abnehmer ist auch ein Schwimmbad, bei dem das Wasser konstant auf 20 °C aufgeheizt werden muss. Das Bad hat eine Grundlast von 150 bis 200 kW das ganze Jahr hindurch.


Kopplung an Ölpreis:

Für die Wärme erhalten die Landwirte einen Grund- und einen Leistungspreis. Beides zusammen macht etwa 8 bis 10 ct/kWh aus. Dafür garantieren sie eine Vollversorgung.


In dem Wärmeliefervertrag haben sie eine Preisgleitklausel eingebaut. Diese bezieht zu einem Drittel den Preis für Maschinenbauerzeugnisse/Investitionsgüter und zu zwei Dritteln den Ölpreis mit ein. „Heute wäre das nicht mehr möglich, die Abnehmer wollen keine Verträge mehr, die an das Öl gekoppelt sind, sondern eher an den Hackschnitzelpreis“, betont Pletl.


Für die GmbH war die Kopplung an den Ölpreis jedoch wichtig. Denn die ersten Kalkulationen der Planer waren viel zu optimistisch. Bei einem Ölpreis von umgerechnet 19 ct/Liter aus dem Jahr 1999 wäre die Gesellschaft wahrscheinlich nach wenigen Jahren insolvent gewesen. Als größter Fehler hatte sich eine zu hoch kalkulierte Wärmeabnahme herausgestellt. „Die Planer sind von der installierten Kesselleistung der Gebäude ausgegangen“, schildert Pletl. Wenn ein Gebäude beispielsweise einen Ölkessel mit 500 kW besaß, hatten sie auch die Abnahme per Fernwärme mit 500 kW angesetzt.


Doch es zeigte sich, dass viele Heizkessel aus der Zeit billigen Öls überdimensioniert und inzwischen auch ineffizient waren. Der tatsächliche Wärmebedarf der Häuser war also viel geringer als angenommen. Zudem hatten viele Haushalte im Laufe der Jahre auch gedämmt und so den Verbrauch gesenkt. „Als richtige Planungsgröße hat sich dagegen der tatsächliche Verbrauch von Öl und Gas herausgestellt“, sagt Pletl. Im kalten Winter 2012 hat die Holzheizung mit 4,4 Mio. kWh 87 % der Energie geliefert, 13 % steuerte der Gaskessel dazu. Die Netzverluste lagen übers Jahr gesehen bei 20 %. „Einerseits ist wichtig, dass der Holzheizkessel so lang wie möglich läuft, da wir nur beim Verkauf seiner Wärme Geld verdienen“, erklärt Pletl. Die Wärme aus dem Gaskessel dagegen ist wegen des Gaspreises so teuer, dass die Landwirte teilweise sogar drauflegen. Anderseits lohnt sich der Kesselbetrieb im Sommer bei zu geringer Abnahme nicht. Denn man kann ihn nur auf 20 % der Leistung herunterregeln. Daher ist es wichtig, auch für den Sommer einen Abnehmer wie das Schwimmbad zu haben.


Heute sind jedoch so viele Abnehmer angeschlossen, dass der Kessel nur in den Sommerferien außer Betrieb geht. In der Zeit ist auch das Bad geschlossen. „Wir haben dann Zeit für Wartungsarbeiten und vorbeugende Reparaturen“, erklärt Pletl.


Mittlerweile liegen die Stromkosten für die Pumpen für das Nahwärmenetz schon bei 2 000 € pro Monat. „Daher überlegen wir, ob wir nicht eine Photovoltaikanlage zum Eigenverbrauch installieren, mit der wir einen Teil des Bedarfs decken. Denn mittlerweile zahlen wir 23 ct/kWh für den Strom“, so der Geschäftsführer. -neu-

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