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das Aktuelle Interview - „Das Biomethan-Geschäft ändert sich massiv!“

Lesezeit: 5 Minuten

Ihr Unternehmen, die frühere MT Biomethan GmbH, ist seit Kurzem Teil der Hitachi Zosen Inova-Gruppe. Was ändert sich für die Kunden bestehender Biogasaufbereitungsanlagen?


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Wünsche: Nach der Insolvenz der MT Biomethan GmbH Anfang des Jahres hat Hitachi Zosen Inova die Firma Anfang März übernommen. Für unsere Kunden ändert sich außer dem Namen nichts. Wir führen das Geschäft mit den Aufbereitungsanlagen für Biomethan am Standort im niedersächsischen Zeven weiter.


Was ist Hitachi Zosen Inova für ein Unternehmen?


Wünsche: Die Hitachi Zosen Inova Deutschland GmbH (HZID) ist eine Tochtergesellschaft der Hitachi Zosen Inova AG mit Sitz in Zürich. Sie gehört zur japanischen Hitachi Zosen Cooperation mit weltweit über 8 000 Mitarbeitern. HZI in Zürich ist weltweit führend bei der Energiegewinnung aus Abfall. Seit letztem Jahr gehört auch der Schweizer Biogasanlagenhersteller Axpo Kompogas zu HZI. Wir sind eine eigenständige Tochter und werden weiterhin neue Gasaufbereitungsanlagen bauen, bestehende Anlagen weiterentwickeln und Serviceleistungen anbieten.


Werden Sie auch Ihre bisherigen Technologien, die Aminwäsche und die Membrantechnik, weiterhin anbieten?


Wünsche: Auf jeden Fall. Beide Technologien haben ihre Bedeutung. Die Aminwäsche benötigt Wärme und ist daher auf Biogasanlagen sinnvoll, die einen Überschuss an Wärme produzieren. Die Membrantechnik dagegen benötigt Strom für den Verdichter, um das Rohbiogas zu komprimieren. Sie kommt daher bevorzugt dort zum Einsatz, wo die Strompreise niedrig sind und wo der Gasaufbereiter den Druck im Gasnetz anheben muss. Auf diese Weise braucht man weniger Energie, um das ohnehin schon verdichtete Gas für die Einspeisung weiter zu komprimieren.


Der Markt für neue Biomethananlagen in Deutschland ist seit der EEG-Novelle im Jahr 2014 stark rückläufig. Wie wirkt sich das auf Ihr Geschäft aus?


Wünsche: Das ist richtig. Die Nachfrage in Deutschland nach neuen Projekten ist stark gesunken. Es gibt nur noch wenige neue Projekte, um die sich die verschiedenen Anbieter in Deutschland bemühen. Wir sehen aber großes Potenzial in England und in der Schweiz. Hier spielt Biomethan als Kraftstoff schon länger eine große Rolle. Viel passiert zurzeit auch in Frankreich, das ein Gaseinspeisegesetz geschaffen hat und damit speziell kleinere, landwirtschaftliche Aufbereitungsanlagen fördert. In Deutschland dagegen hat die Politik seit 2012 eher auf große Einspeiseanlagen gesetzt.


Es gibt aber doch immer noch das Ziel der Bundesregierung von 6 Mrd m3 pro Jahr, die bis zum Jahr 2020 im Gasnetz sein sollen. Heute produzieren die 170 Anlagen noch nicht einmal 1 Mrd. m3 pro Jahr. Da müsste es doch noch viel Potenzial geben.


Wünsche: Theoretisch ja, aber dieses Ziel scheint politisch niemanden mehr zu interessieren. Anstatt die Anstrengungen zum Erreichen des Ziels zu verstärken, fährt man die Aktivitäten im Biogas- und Biomethanbereich stark zurück. Hier als Hersteller ausschließlich auf dem deutschen Markt zu überleben, ist bei diesen Rahmenbedingungen unmöglich.


Große Hoffnung hat die Branche aber doch auf den Verkehrssektor gesetzt, u. a. weil Biomethan hinsichtlich Effizienz und Kosten im Pkw-Bereich viele Vorteile gegenüber Biodiesel oder Bioethanol hat.


Wünsche: Stimmt. Aber der Treibstoffmarkt ist wegen der noch kleinen Zahl an Erdgasfahrzeugen in Deutschland begrenzt. Es gibt keine Anreize der Politik, Biomethan als umweltfreundlichere Variante gegenüber Erdgas besserzustellen. Der günstige Erdgaspreis tut dabei sein Übriges. Zwischendurch haben die Biomethan-erzeuger darauf gesetzt, Biokraftstoffquoten an die Mineralölindustrie zu verkaufen und damit Biomethan an der Tankstelle quer zu subventionieren. Aber die Verkaufserlöse schwanken stark und mit Einführung der Treibhausgasquote seit Anfang 2015 ist der Quotenverkauf auch nicht mehr möglich.


An der Biogasanlage des Strom- und Gasversorgers EWE im niedersächsischen Werlte haben Sie eine Aufbereitungsanlage für den Auto-Konzern Audi geliefert, der aus Strom Gas herstellt. Ist das ein Modell, um künftig Biomethan neuen Auftrieb zu geben?


Wünsche: Ja, wir sehen in der Technologie durchaus Potenzial. Audi erprobt in Werlte eine Anlage, die einerseits über Elektrolyse Wasserstoff herstellt. Dafür nutzt die Anlage günstigen, überschüssigen Windstrom aus dem Netz. Andererseits liefert die Gasaufbereitungsanlage CO2 , das bei der Aufbereitung von Biogas zu Biomethan abgetrennt wird. Normalerweise würde es wie bei der Verbrennung in die Atmosphäre gelangen. Verbindet man es in der speziellen Anlage mit Wasserstoff, lässt sich darüber synthetisches Biomethan erzeugen. Zusätzlich haben wir mit der Hochschule für Angewandte Wissenschaften in Hamburg ein Forschungsprojekt in diesem Bereich aufgelegt.


Um was geht es dabei?


Wünsche: Ziel ist es, Wasserstoff aus der Elektrolyse und Kohlendioxid aus der Gasaufbereitung in einem speziellen Reaktor biologisch zu verbinden. Dafür müssen spezielle methanbindende Bakterien, die in einem normalen Biogasfermenter natürlich vorkommen, angepasst werden. Ein erster Versuchsreaktor ist jetzt in Betrieb gegangen. Bei diesem Verfahren versprechen wir uns eine erhebliche Kostenreduktion gegenüber bekannten Methanisierungsreaktoren.


Diese Anlagen könnten dann später auch an bestehenden Gasaufbereitungsanlagen nachgerüstet werden. Das Verfahren bietet großes Potenzial, um überschüssigen Windstrom als Gas speichern zu können. Wir sind optimistisch und sehen darin durchaus ein neues Geschäftsfeld für uns als Hersteller von Gasaufbereitungsanlagen und für Biomethan­erzeuger.Hinrich Neumann


Dr. Karsten Wünsche, ­Geschäftsführer der Hitachi Zosen Inova BioMethan

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