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Demoanlage: Strom, Schatten, Zusatzerlöse

Lesezeit: 5 Minuten

In Rathenow (Brandenburg) hat die Firma Sunfarming seit 2018 eine Demonstrationsanlage für verschiedene Agri-Photovoltaiksysteme und -anwendungen aufgebaut. Die bisherigen Ergebnisse sind vielversprechend.


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Wein, Äpfel, Hühner, Schafe, Mutterkühe: Die Vielfalt der Nutzung ist groß am Standort der Sunfarming Group AG in Rathenow (Brandenburg). Die Besonderheit: Über allen Nutzungsformen sind Glas-Glas-Solarmodule aufgebaut. Damit geht die Firma mit Hauptsitz in Erkner bei Berlin seit 2018 neue Wege. „Wir wollen hier die verschiedenen Möglichkeiten der Agri-Photovoltaik demons-trieren“, erklärt Sunfarming-Vorstandsvorsitzender Peter Schrum, der die Firma 2004 mit seinem Partner Martin Tauschke gegründet hatte.


Der Bereich Agri-PV ist der jüngste Geschäftsbereich neben Entwicklung und Bau von großen Dach-, Deponie- und Freiflächenanlagen.


Interessant ist die Demoanlage in Rathenow nicht nur für Landwirte, denen hier verschiedene Anwendungen gezeigt werden, sondern auch für Vertreter von Kommunen. Wegen des großen Andrangs von Solarparkprojektierern sind die ersten Gemeinden und Städte sehr zurückhaltend, was die Genehmigung von Freiflächenanlagen auf landwirtschaftlichen Flächen und Grünland angeht. „Hier sehen sie, dass wir die Flächen nicht versiegeln, sondern eine Doppelnutzung und Biodiversitätssteigerung ermöglichen“, sagt Schrum.


Merkmale der Anlagen


Die Anlagen sind alle nach dem gleichen Muster aufgebaut:


  • Die Gestelle haben kein Betonfundament, sie sind in den Boden gerammt.
  • Als Modultechnik verwendet Sunfarming ausschließlich bifaciale Glas-Glas-Module, die einen Teil des Lichtes durchlassen und auf beiden Seiten Strom produzieren.
  • Die Modultische haben 3 bis 4,50 m Abstand, damit man dazwischen mit größeren Maschinen arbeiten kann.


Verschiedene Nutzungen


Beim Aufbau unterscheidet die Firma zwischen den Nutzungsformen:


  • Agri-Solar: Die schräg stehenden Modulreihen haben eine Traufhöhe von 1,50 bis 2,10 m und sind am First 2,90 bis 3,60 m hoch. Unter den Modulen lassen sich Obst, Gemüse, Kräuter, Blumen oder Sonderkulturen wie Beeren oder Wein anbauen. Genauso interessant ist die Vermehrung von Pflanzen, weil die Samen vor Regen geschützt sind. „Das ist bei Biosaatgut ohne Fungizideinsatz wichtig“, sagt Schrum.
  • Tierwohl-Anlagen: Eine Sonderform der Agri-Solar-Anlage ist auf den Bedarf von Mutterkuh- oder Schafhalter zugeschnitten. Sie ist so gebaut, dass die Tiere unter den Modulen im Sommer Schatten und im Winter Schutz vor Regen finden. Bei Bedarf lassen sich an den Modulgestellen Fressgitter anbringen. In Rathenow ist zudem ein Segment mit Legehennen angelegt. „Die Module können auch für Freilandlegehennen- oder Freilandmasthähnchenhalter interessant sein, weil die Hühner darunter Schutz vor Sonne und Greifvögeln haben. Außerdem wird der Kot flächiger verteilt, sodass das Grundwasser weniger belastet wird“, sagt Schrum.
  • Öko-Solar: Die Anlagen sind nur 1,0 bis 2,50 m hoch. Unter den Modulen wachsen Pflanzenmischungen, um Habitate für Insekten und Kleintiere zu schaffen.
  • Moor-Solar: Die Module werden auf Moorflächen errichtet, die anschließend wiedervernässt werden. Dieser Anlagentyp ist noch nicht umgesetzt, könnte aber nach Schrums Einschätzung in Zukunft wichtig werden. „Man kann in Kooperation mit den Wasser- und Bodenverbänden nach Lösungen suchen, um das Wasser über die gerammte Unterkonstruktion in die unteren Bodenschichten einzuleiten und die Fläche so gezielt zu bewässern“, sagt er.
  • Umbrella-Solar: Hier werden Modulreihen über Obstplantagen oder Weinreben errichtet. Sie sollen die Pflanzen vor Regen und Hagel schützen. „Die geringere Sonneneinstrahlung sorgt aber auch dafür, dass die Trauben nicht so schnell reif werden und sich der Geschmack verbessert. Eine zu frühe Abreife ist in einigen Weinbau-regionen schon ein Problem geworden“, erklärt Michael Bleiker, der als Agraringenieur die Versuche unter den Modulen leitet.


Beteiligung von Landwirten


Das Finanzierungskonzept von Sunfarming sieht so aus:


  • Die Firma pachtet das Land von den Landwirten für mindestens 30 Jahre und errichtet in Abstimmung mit ihren Nutzungskonzepten den jeweiligen Anlagentyp.
  • Den Strom vermarktet die Firma fast ausschließlich über Stromdirektlieferverträge (Power Purchase Agreement, PPA) an Stadtwerke oder Abnehmerfirmen. „Das EEG bietet kaum attraktive Konditionen, daher haben wir uns für diesen Weg entschieden“, sagt Schrum. Die Laufzeiten der PPA-Verträge sind auch langfristig verhandelbar.
  • Die Landwirte können die Flächen je nach Anlagentyp in Eigenregie weiter bewirtschaften. Pächter können nach Errichtung der Agri-PV-Anlage unter den Modulen ihre landwirtschaftliche Produktion betreiben.


Gutes Polster


„Das Zusatzeinkommen über die Pacht und die Beteiligung am Stromertrag sind ein gutes Polster in Jahren mit extremer Trockenheit wie 2022, wo die Erträge der Landwirtschaft einfach nicht zu kalkulieren sind“, sagt Christian Knees, der mit seiner Frau Ulrike einen Mutterkuhbetrieb in Jerchel und Schollene bei Rathenow betreibt. Er hat zu Versuchszwecken zwei Mutterkühe mit Kälbern für die Demoanlage in Rathenow zur Verfügung gestellt und will noch in diesem Jahr selbst eine Agri-Solaranlage als Wetterschutz für die Mutterkühe errichten lassen. Gleichzeitig sollen die Anlagen dann auch als Lagerstätte für Heu und Stroh dienen. Knees prüft zudem, ob er unter den Modulen Heu produzieren kann.


Die Agri-PV kann aber auch anderen Landwirten in Regionen mit extremer Trockenheit und schlechten Böden helfen, ist Schrum überzeugt: „Wir haben schon mehrere Anlagen in Entwicklungsländern gebaut. Diese Erfahrungen helfen uns jetzt bei zunehmendem Klimawandel auch in Deutschland.“


Dazu gehört die Möglichkeit einer gezielten Bewässerung: Auf einem Teil der Versuchsanlage in Rathenow wird das Regenwasser in Regenrinnen aufgefangen. Es wird später über die Tröpfchenbewässerung wieder den Pflanzen zugeführt.


Die Agri-Solar-Anlagen sind zudem mit geschlitzten Querrinnen versehen, die das Regenwasser unter den Agri-Solar-Pultdächern verteilen. So trocknet der Boden unter den Modulen nicht aus. In Rathenow stehen dafür verschiedene Versuche mit Süßkartoffeln, Salat- und Einlegegurken, Kohl, Zwiebeln, Tomaten, Möhren usw.


Auch kann die Beschattung der Fläche dazu führen, dass sich die Feuchtigkeit länger im Boden hält und sich ein anderes Mikroklima einstellt. Die Modulreihen könnten außerdem die klassischen Folientunnel aus Kunststoff ersetzen.


Wer Interesse an einer Besichtigung in Rathenow hat: Die Firma bietet jeden Dienstag ab 13 Uhr Besichtigungstermine an. Anmeldungen unter: landwirtschaft@sunfarming.de, www.sunfarming.de


Ihr Kontakt zur Redaktion:hinrich.neumann@topagrar.com

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