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Heizkosten: Brennstoffe im Vergleich

Lesezeit: 10 Minuten

2013 könnte zum teuersten Heizjahr aller Zeiten werden. Wir rechnen für Sie nach, ob Sie mit Holz oder anderen Brennstoffen sparen können.


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Heizen ist zum Luxus geworden: Sowohl der Erdgas- als auch Heiz­ölpreis bewegen sich seit Jahren auf hohem Niveau, Strom für Wärmepumpen wird immer teurer und auch für Pellets, Holzhackschnitzel oder Scheitholz müssen Kunden tiefer in die Tasche greifen.


Besonders hart trifft die Preisralley landwirtschaftliche Betriebe. Denn diese haben oft einen hohen Wärmebedarf und müssen nicht selten Tausende von Euro für die Brennstoffe einplanen. Kein Wunder, dass sich immer mehr Landwirte daher fragen: Wie kann ich meine Ausgaben deutlich reduzieren?


Die Energieberater der Landwirtschaftskammer NRW, Elmar Brügger und Dr. Joachim Matthias, sind dieser Frage daher nachgegangen. Sie haben exklusiv für top agrar einen Heizkostenvergleich anhand eines typischen Praxisfalles aufgestellt und geben Tipps, wie Sie Ihre Kosten „in den Griff“ bekommen.


Ausgangslage.

Landwirt Ratlos betreibt eine alte Ölheizung. 20 Jahre lang hat diese gute Dienste geleistet. Vor zwei Jahren wurde sogar noch der Brenner in der Anlage ausgetauscht. Sein Schornsteinfeger ist sich daher sicher: Mit der neuen Technik kann er seinen Betrieb vermutlich noch ein weiteres Jahrzehnt ohne Probleme mit Wärme versorgen.


Außerdem hat der Schweinehalter vor ein paar Jahren tief in die Tasche gegriffen und sein altes Wohnhaus mit 280 m² Wohnfläche vom Dach bis zum Keller gedämmt. Sein Installateur tauschte zudem seine alten Heizkörper gegen moderne Wand- und Fussbodenheizungen aus und brachte die Wärmeverteilung auf den neuesten Stand.


Die Investition macht sich mittlerweile auf seiner Jahresabrechnung bemerkbar: Der Wärmeverbrauch sank von 60 000 auf 35 000 Kilowattstunden pro Jahr. Ratlos stört sich aber nach wie vor an den horrenden Heizölkosten. Derzeit kassiert sein Händler etwa 4 290 € Jahr für Jahr von ihm (9,2 Cent je Kilowattstunde). Das sind immerhin etwa 90 % der gesamten Aufgaben, die durch die Heizung anfallen (4 645 €).


Die Versprechen mancher Heizungsbauer klingen für ihn daher zu schön, um wahr zu sein. Mit einem Pelletofen die Heizkosten halbieren – so oder so ähnlich wirbt die Industrie für ihre Produkte. Oder aber sie lockt ihre Kunden mit besonders hohen Wirkungsgraden. Dieser gibt darüber Auskunft, wie viel Energie die Heizung aus dem Brennstoff tatsächlich in Wärme umsetzen kann. 20 Jahre oder ältere Öl­kessel erreichen Werte von etwa maximal 75 %. Das heißt: 25 % der Energie aus dem Brennstoff entweichen als Abstrahlung und durch den Schornstein.


Moderne Anlagen arbeiten hingegen sehr viel effizienter. Sie verfügen oft über die sogenannte Brennwerttechnik. Zum Verständnis: Bei der Verbrennung von Öl oder beispielsweise Gas entsteht neben Wärme auch Wasserdampf, der über die Abgase durch den Schornstein entweicht. Darin ist jedoch noch wertvolle Energie enthalten. Die Brennwerttechnik sorgt dafür, dass der Wasserdampf wieder kondensiert und damit die darin enthaltene Wärme „zurückgewonnen“ wird. Dadurch erreichen solche Systeme Wirkungsgrade über den theoretisch möglichen 100 %.


Angesichts des technischen Fortschritts will Ratlos daher von einem Energieberater wissen, ob er seine „noch intakte“ Heizung vorzeitig gegen eine neue austauschen sollte. Dabei stellt er sich zwei Fragen:


  • Wie viel günstiger ist eine neue Heizung im Vergleich zu seiner alten Ölheizung? Und kann er mit dem Ersparten die neue Anlage finanzieren?
  • Welchen Einfluss hat der Wärmebedarf auf die Auswahl des Energieträgers und der dazu notwendigen Heizungstechnik? Sollte er daher nur die Heizung in seinem Wohnhaus erneuern oder in eine größere Anlage investieren, die Haus und Hof zusammen mit Wärme versorgt?


Methode.

Da die alte Heizung abgeschrieben ist, fallen lediglich Ausgaben für die Wartung, Reparatur, Betreuung und die Brennstoffe an. Ratlos berechnet daher zunächst mit seinem Berater, wie viel günstiger eine neue Anlage mit Blick auf diese Kostenblöcke im Vergleich zur alten ist. In einem weiteren Schritt ermitteln sie dann, welche Kreditsumme Ratlos mit dem Ersparten finanzieren könnte. Denn eines steht für den Landwirt fest: Die neue Anlage soll sich möglichst „von allein tragen“. Er will keinen Euro extra ausgeben.


Ergebnisse.

Vorab ein Hinweis: Die aus­führlichen Berechnungen finden Sie auf unserer Internetseite (www.topagrar.com) in der Rubrik Heft+. In den Kalkulationen sind zudem keine Fördermittel enthalten. Zwar gibt es zinsverbilligte Darlehen und Zuschüsse vom Staat, da deren Höhe je nach Bundesland aber schwankt und nicht sicher ist, wie lange die Boni überhaupt gezahlt werden, haben wir die Kalkulation ohne die Extravergütung erstellt.


Ratlos könnte die alte Ölheizung gegen eine neue mit Brennwerttechnik tauschen. Dadurch würde er im Jahr rund 1 200 € im Vergleich zu heute sparen. Das ist vor allem dem besseren Wirkungsgrad der neuen Heizung geschuldet. Moderne Ölheizungen mit Brennwerttechnik erreichen sogar Werte von 103 %. Allerdings reichen die Einsparungen nicht aus, um das neue Modell zu finanzieren. Lediglich eine Summe in Höhe von 11 660 € könnte er damit bei seiner Bank aufnehmen.


In seiner Kalkulation hat Ratlos dabei eine zehnjährige Laufzeit des Kredites unterstellt und einen Anstieg der Brennstoffkosten von 3 % pro Jahr. Rund 17 000 € würde hingegen der Austausch der Anlage kosten. Ratlos hat dabei berücksichtigt, dass neben der Investition in die neue Technik umfangreiche Arbeiten notwendig sind, um die neue Heizung in den alten Wasserkreislauf einzubinden.


Eine Alternative zur Ölheizung wäre eine Anlage auf Flüssiggasbasis mit Brennwerttechnik. Flüssiggas ist derzeit etwas günstiger als Öl. In unserem Fall muss Ratlos dafür ca. 8,4 Cent je Kilowattstunde an seinen Händler zahlen.


Die Kombination aus niedrigem Preis und effizienter Feuerung macht sich unterm Strich bemerkbar. Etwa 1 370 € kann Ratlos pro Jahr einsparen. Damit könnte er einen Kredit in Höhe von rund 13 400 € finanzieren, den er innerhalb von zehn Jahren zurückzahlen würde.


Allerdings kostet die Flüssiggasheizung rund 16 200 €. So ist unter anderem ein extra Tank auf einer betonierten Stellfläche für das Gas notwendig, bei der Ölheizung könnte er den vorhandenen Behälter weiter nutzen. Theoretisch kann Ratlos den Tank auch mieten, er müsste sich dann aber auf einen Gaslieferanten festlegen. Durch den Kauf eines eigenen Flüssiggas-Behälters kann er hingegen immer zwischen den jeweils güns­tigsten Angeboten mehrerer Händler wählen.


Diese Heizung ist nur dann eine Alternative, wenn eine Gasleitung in der Nähe liegt. Wer allerdings glaubt, er sei zu weit vom Netz entfernt, sollte sich zumindest bei seinem Versorger informieren. Denn tendenziell sind die Anschlusskosten im vergangenen Jahr ­gesunken.


Die Mühe könnte sich auszahlen: Erdgasheizungen sind derzeit unschlagbar günstig. Sie verfügen zum einen ebenfalls über die sogenannte Brennwerttechnik. In unserem Fall erreicht die Anlage sogar einen Wert von 108 %. Zum anderen wirken sich die relativ niedrigen Brennstoffpreise (7 ct/kWh) im Vergleich zum Öl positiv in der Bilanz aus. Das zusammen macht sich deutlich in den jährlichen Kosten bemerkbar (2 680 €). Die Ersparnis im Vergleich zum Status Quo: 1 968 €. Damit kann Ratlos einen Betrag von ca. 19 300 € finanzieren. Das wäre sogar mehr als er insgesamt investieren müsste.


Pelletheizungen sind technisch ausgereift und einfach zu bedienen. Gerade in Einfamilienhäusern kommen sie immer öfter zum Einsatz. Zudem ist der Brennstoff preiswert. Die Kilowattstunde kostet aktuell etwa 5,9 Cent (EN-Plus Holzpellets). Damit sind die Presslinge günstiger als Öl, Erd- und Flüssiggas.


Allerdings ist die Technik teuer. Etwa doppelt so viel wie bei herkömmlichen Systemen müsste Ratlos investieren (32 260 €). Er spart hingegen im ­Vergleich zur Ölheizung nur rund 1 130 € im Jahr. Damit kann er einen Kredit in Höhe von etwa 10 750 € ­finanzieren. Das ist nur ein Drittel dessen, was er tatsächlich ausgeben muss. Eine lukrative Alternative für die ausschließliche Wohnhausbeheizung ist die Pelletheizung somit nicht.


Das gleiche Bild spiegelt sich auch bei der Scheitholzheizung wider. Niedrige Brennstoffkosten (4,3 Cent pro Kilowattstunde) auf der einen Seite, auf der anderen eine hohe Investition von etwa 22 660 €. Auch in diesem Fall wäre der Wechsel nicht zu empfehlen. Es klafft ein Minus nach zehn Jahren von 9 310 € unterm Strich.


Das trifft allerdings nur dann zu, wenn Ratlos das Holz zukaufen müsste. Er kann jedoch den Brennstoff aus seinem eigenen Wald bereitstellen und anstatt 16 Cent pro Kilogramm braucht er sich „nur“ acht Cent pro Kilogramm in Rechnung stellen. Das entspricht einem Preis von 2,16 Cent je Kilowattstunde Wärme. Unter diesen Bedingungen würde sich die Investition in einen Scheitholzkessel plus Pufferspeicher auszahlen. Lediglich ein Minus von 107 € müsste Ratlos aus eigener Tasche auf zehn Jahre betrachtet ausgleichen.


Für die Wärmepumpe sprechen die relativ niedrigen Brennstoffkosten bzw. Strompreise. Denn diese Systeme werden mit elektrischer Energie angetrieben. Mehr Hintergrundinfos finden Sie in der Ausgabe 12/2008, Seite 118.


Die Kilowattstunde Wärme ist ebenfalls sehr günstig (ca. 6,25 Cent), weshalb Ratlos fast 2 273 € jedes Jahr gegenüber der alten Ölheizung einsparen würde. Aber der Kauf der Technik reißt ein Loch in sein Portemonnaie (ca. 32 000 €). Unterm Strich zahlt sich ein Wechsel der Heizung deshalb erst mal nicht aus.


Anders sähe die Rechnung in einem Neubau (Energieeffizienzhäuser) aus. Diese sind meistens mit modernen Flächenheizungen ausgerüstet, die mit deutlich niedrigeren Vorlauftemperaturen im Heizwasser-Kreislauf auskommen (etwa 40 Grad Celsius) als herkömmliche Heizkörper in einem Altbau (ca. 60 Grad Celsius). Denn je geringer die Vorlauftemperatur, desto höher fällt die Jahresarbeitszahl einer Wärmepumpe aus, wodurch die Kosten pro Kilowattstunde Wärme sinken. Zum Verständnis: Eine Jahresarbeitszahl von 3 bedeutet beispielsweise, dass die Wärmepumpe aus einer Kilowattstunde Strom drei Kilowattstunden Wärme erzeugt. In Altbauten sind Werte von unter 3 bis 3,5 realistisch. In modernen Wohnungen arbeiten die Heizungen hingegen deutlich effektiver. Ratlos könnte anstatt mit einem Wert von 3,2 sogar mit Werten bis 4,5 planen. In der Kalkulation würde sich das bemerkbar machen: Ein Tausch der alten Ölheizung gegen eine Wärmepumpe zahlt sich dann fast von alleine aus. Etwa 85 % der Investition lässt sich mit dem Ersparten finanzieren.


Heizzentrale.

Ratlos überraschen die Ergebnisse. Zwar kann er bei den Brennstoffkosten mit den Biomasse­heizungen tatsächlich sparen, aber die hohen Kosten für die Technik machen diesen Vorteil bei einem geringen Gesamtwärmebedarf wieder zunichte. Unter diesen Umständen wäre lediglich eine Investition in eine Erdgasheizung wirtschaftlich.


Daher beschließt er, in einer weiteren Kalkulation den Abferkelstall mit an die neue Heizung anzuschließen. Dadurch steigt sein Wärmebedarf von 35 000 kWh auf 90 000 kWh pro Jahr. Da im Abferkelstall mit geringer Vorlauftemperatur gearbeitet werden kann, wird die Wärmepumpe auch für diesen Fall mit in den Heizkostenvergleich aufgenommen. Außerdem empfiehlt ihm sein Berater, über eine Hackschnitzelheizung nachzudenken.


Die aufwendige Berechnung hat sich gelohnt: Alle Heizungsvarianten sind nun im Plus. Zwar ändert sich nichts an der Reihenfolge: Erd- und Flüssiggas, Öl als auch Scheitholz sind nach wie vor die Platzhirsche im Ranking der Anlagen.


Beim Scheitholz gibt es allerdings eine Einschränkung. Ratlos bräuchte enorme Mengen davon, die er nicht mehr aus seinem eigenen Wald schlagen kann. Daher müsste er Holz zukaufen. Aber selbst dann rechnet sich die Variante für ihn.


Auch die Pellet- und Hackschnitzelheizung würden sich „von allein“ rentieren. Ähnlich gut schneiden auch die Wärmepumpen ab. Allerdings wird Strom unter Umständen in den kommenden Jahren deutlich teurer. Womöglich reichen die Preissteigerungen in unserem Vergleich von 3 % nicht aus, um damit die Realität abzubilden. Angenommen, der Preis steigt um 4 % pro Jahr, dann wird aus dem Plus ein Minus.


Da für Ratlos die Kosten eindeutig im Vordergrund stehen, entscheidet er sich für die Erdgasheizung. Sein Energieberater empfiehlt ihm aber, sich den aktuell günstigen Gaspreis langfristig zu sichern. Für solche Kontrakte sind dreijährige Laufzeiten durchaus keine Seltenheit.Diethard Rolink

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