Einloggen / Registrieren

Startseite

Schlagzeilen
Newsletter
Messen & Termine
Themen
Wir für Euch
Heftarchiv
Sonstiges

Baywa in Insolvenzgefahr Ernte 2024 Afrikanische Schweinepest

Aus dem Heft

Holzpellets: Günstige Alternative zu Heizöl

Lesezeit: 8 Minuten

Sie sind klein, sehen aus wie Kraftfutter und heizen ganz schön ein: Die Rede ist von Holzpellets, die als Brennstoff immer beliebter werden. Hergestellt werden sie aus Sägemehl, Holzabfällen und Waldresthölzern in einem ähnlichen Pressverfahren wie Kraftfutter. Aus rund 5 bis 8 m3 Sägemehl lassen sich eine Tonne Pellets herstellen. Was macht den besonderen Reiz dieses Brennstoffs aus? ? Es muss kein Holzvorrat mit viel Handarbeit angelegt werden: Wenn sich das Silo leert, wird neuer Brennstoff bestellt; ? sie können als Sackware oder per Lastzug bezogen werden; ? es gibt eine deutsche DIN (15 731) oder österreichische ÖNORM (M 7135) als Qualitätsstandard bezüglich Wassergehalt, Abrieb, Heizwert usw., was den Abnehmern gewisse Sicherheit bietet; ? wegen ihrer Größe sind die Pellets rieselfähig; damit ist ein vollautomatischer Betrieb der Heizungsanlage möglich. Gerade beim Austausch alter Ölheizkessel gegen eine moderne Heizanlage stellen Pellets damit die Alternative dar, die vom Komfort her der Ölheizung am nächsten kommt; ? gerade der vollautomatische Betrieb macht die Pelletheizung zu einem idealen Partner für eine Solarthermieanlage; ? Pelletheizungen haben eine Regelbarkeit von 70 %, decken also einen großen Lastbereich ab und benötigen daher keinen Spitzenlastkessel und nur einen kleinen Pufferspeicher; ? Wie andere Holzbrennstoffe auch machen sie den Hausbesitzer unabhängig von den steigenden Energiepreisen. 2 kg Brennstäbe ersetzen 1 Liter Heizöl Der Rohstoff für Holzpellets sind trockene, naturbelassene Resthölzer wie Sägemehl, Hobelspäne oder Waldrestholz. Sie werden ohne Zugabe von chemischen Bindungsmitteln gepresst. Die Verdichtung der Späne zu Pellets erfolgt in so genannten Matrizenpressen, wobei Eisenwalzen die Späne durch kleine Löcher drücken. Am Ausgang der Löcher werden die entstehenden Stränge in der gewünschten Länge gekappt. Das Lignin im Holz sorgt bei dem Pressvorgang für eine Bindung. Bindemittel werden nur dazu gegeben werden, wenn das Nadelholz zu lange lagert und dadurch die klebenden Eigenschaften des Lignins verändert sind. Die Presslinge haben einen Durchmesser von 4 bis 10 mm und eine Länge von 20 bis 50 mm. Ihr Heizwert entspricht etwa 5 kWh pro Kilogramm und damit etwa der Hälfte des Heizwertes von Heizöl. Im Vergleich mit anderem Energieholz haben Pellet die höchste Energiedichte: ? Ein Schüttraummeter Fichtenhackschnitzel hat nach Angaben der Fachagentur für nachwachsende Rohstoffe einen Heizwert von 800 kWh und ersetzt 80 Liter Heizöl. ? Ein Raummeter Buchenscheitholz kommt auf 2 000 kWh, was dem Heizwert von 200 Liter Heizöl entspricht. ? Mit einem Kubikmeter Pellets dagegen lassen sich bei einem Heizwert von 3 200 kWh 320 Liter Heizöl ersetzen. Ein großer Vorteil gegenüber Heizöl besteht in den Brennstoffkosten. Denn die mit Pellets erzeugte Kilowattstunde kostet zwischen 2,8 und 3,4 Cent, die für Heizöl bei 5 bis 6 Cent mit steigender Tendenz. Derzeit liegt der Pelletpreis zwischen 140 und 170 E je Tonne. Die Spannen ergeben sich aus den Transportentfernungen und den Umschlägen für den Transport, erläutert Dr. Georg Rinke vom Beratungsbüro Seeger Engineering aus Hessisch Lichtenau. Die reinen Produktionskosten belaufen sich im Mittel auf 85 E je Tonne. Den größten Kostenblock machen dabei mit 35 % die Spänekosten aus, gefolgt von Strom- und Heizenergiekosten (27%) sowie Kapitalkosten (18%). Die Zahl der Pelletproduzenten in Deutschland steigt. Über 20 Produktionsstätten gibt es in Deutschland mit einer Produktionskapazität von 140 000 Tonnen jährlich. Experten rechnen in den nächsten Jahren mit einem großen Verdrängungswettbewerb im Pellethandel. Zusätzliche Herstellerkapazitäten in Deutschland könnten zusammen mit einem steigenden Pelletimport aus Österreich zu einem starken Überangebot an Pellets führen. Derzeit werden große Mengen Späne aus dem Bayerischen Wald nach Österreich zur Pelletierung gefahren. Doch das könnte sich bald ändern, wenn die deutschen Produktionskapazitäten ausgebaut sind, erwartet Thomas Schmidmeier von der CompaTec Gesellschaft zur Pelletierung nachwachsender Rohstoffe mbH aus Regensburg, die selbst in Regensburg eine Pelletierung mit einer Jahreskapazität von 100 000 Tonnen plant. Als Inputmaterialien sollen in der 11 Millionen Euro teuren Anlage Hobelspäne, Sägespäne und zu 30 % auch Hackschnitzel zum Einsatz kommen. Vertrieben werden die Energiepresslinge an über 330 Pellethändler. Der Absatz von Holzpellets stieg von 10 000 Tonnen im Jahr 2001 auf 150 000 Tonnen im Jahr 2004, erläutert Hans-Jürgen Funke, Geschäftsführer beim Verband für Energiehandel Südwest-Mitte e.V. aus Mannheim. Die heutige Vertriebsstruktur ist vielschichtig. Im Vertrieb tätig sind Pelletproduzenten, Sägereien, Heizungsbauer, Baumärkte, Raiffeisen-Genossenschaften und zunehmend auch Brennstoffhändler. Der klassische Mineralölhandel steigt immer öfter in den Pelletvertrieb ein, führt Funke aus. Vom Marktvolumen her bestimmen die Pelletproduzenten und der Brennstoffhandel das Geschehen. Eine Pelletheizung besteht aus der eigentlichen Heizungsanlage mit Pufferspeicher, einem Pelletlager sowie der Fördereinrichtung. Der Brennstoff lässt sich gerade wegen der geringen Stückgröße entweder per Schnecken in die Anlage befördern oder aber auch aus weiter entfernt liegenden Speichern absaugen. Gerade beim Austausch von Ölheizungen kann der Raum der ehemaligen Öltanks als Pelletlager genutzt werden. Wo im Haus kein Platz dafür ist, gibt es die Möglichkeit von Erdtanks, die unterirdisch angebracht sind. Kombi-Anlagen für Pellets und Scheitholz Bei den Kesseln selbst gibt es reine Pelletkessel, die auf diesen Brennstoff optimiert sind. Immer mehr im Kommen sind aber auch Scheitholz-Pellet-Kombinationen, bei denen zwei verschiedene Brennkammern den einzelnen Ansprüchen der unterschiedlichen Brennstoffe gerecht werden. Der Vorteil dabei: Sobald bei längerer Abwesenheit kein Scheitholz mehr nachgelegt wird, wechselt die Brennstoffzufuhr auf das Pelletlager und die Heizung läuft weiter. Damit begegnen wir der Sorge vieler Bauherren, die gern Scheitholz einsetzen, für bestimmte Zeiten aber unabhängig davon sein wollen, erläutert ein Hersteller von Kombianlagen. Ebenfalls möglich ist die Kombination von Solarthermieanlagen mit Pellets. Beide Heizsysteme können über einen gemeinsamen Pufferspeicher miteinander verbunden werden. Reicht die Sonneneinstrahlung zur Erwärmung des Heizwassers nicht aus, springt die Pelletheizung automatisch zur Unterstützung an. Viele Anbieter von Pelletkesseln haben daher auch Solarthermie-Kollektoren im Programm. Förderprogramme erleichtern die Investition Abschreckend für viele Bauherren sind aber nach wie vor die hohen Investitionskosten für Pelletkessel. Wie eine Marktübersicht des Biomasse-Info-Zentrums und der Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe zeigt, liegen die Kosten für einen 30-kW-Kessel je nach Hersteller zwischen 8 500 und 12 500 E (ohne MwSt.). Dazu kommen Kosten für Pufferspeicher, Lagerraum, Austragsystem, Austausch der alten Anlage und Montage, die noch einmal 8 000 bis 10 000 E ausmachen können. Doch steigende Öl- und Gaspreise sowie das Marktanreizprogramm des Bundes lassen das Interesse an diesem Brennstoff weiter steigen, ist Dr. Joachim Fischer, Vorsitzender des Deutschen Energie-Pellet-Verbandes (DEPV), überzeugt. Inzwischen gibt es deutschlandweit rund 28 000 Pelletheizungen. 75 % davon stehen in Bayern und Baden- Württemberg. Von 1999 bis 2003 sind 19 000 Heizungen in Form von wasserführenden Kaminöfen (4 bis 10 kW) oder Zentralheizungen (10 bis 300 kW) entstanden. Nach dem Marktanreizprogramm des Bundes werden Pelletheizungen mit mindestens 1700 E gefördert (siehe Kasten). In den letzten zwei Jahren sind jeweils mehr als 80 Mio. E in automatisch beschickte Holzfeuerungen bis 50 kW investiert worden, so die Statistik des Bundesamtes für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA), das die Förderanträge für das Marktanreizprogramm bearbeitet. Rund 30% der Anträge, die 2004 insgesamt zu Holzfeuerungen gestellt wurden, waren für Pellet-, 64 % für Scheitholz- und 6% für Hackschnitzel-Heizungen. Zusätzlich ist eine Förderung über einen zinsgünstigen Kredit der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) möglich. Die Förderung erfolgt seit dem 1.1.2005 nach dem Programm Wohnraum Modernisieren. Wie die KfW mitteilt, kann das Programm für alle bestehenden Wohngebäude unabhängig vom Baujahr genutzt werden. Für allgemeine Modernisierungsmaßnahmen wird eine Basisförderung angeboten (STANDARD-Variante). Maßnahmen zum Klimaschutz werden mit einem günstigeren Zinssatz gefördert (ÖKO-PLUS-Variante), berichtet die KfW. Pelletkessel gegen Ölheizung tauschen Auch die Energieeinsparverordnung wird den Ausbau von Pelletheizungen weiter fördern. Danach müssen alte Heizanlagen, die vor dem 1.10.1978 gebaut wurden, bis zum 31.12.2006 erneuert werden. Deutschlandweit schätzen Fachleute 3 bis 7 Millionen Heizanlagen, die davon betroffen sind. In Nordrhein-Westfalen allein trifft das 198 000 Gas- und 176 000 Ölfeuerungsanlagen, schätzt Ulrich Bemmann vom Institut für Zukunftsenergiesysteme (IZES) in Saarbrücken. Seinen Erfahrungen nach wechseln aus Platzgründen eher Ölkunden auf Pellets als Gasnutzer. Denn Pelletkessel und Lagerraum benötigen mehr Raum als Gasheizungen. Geht man von der Erfahrung aus, dass etwa 5 % der Verbraucher auf Holz umstellen, könnten in Nordrhein- Westfalen in den nächsten 2,5 Jahren weitere 8 800 Pelletheizungen entstehen, erwartet der Fachmann. Fazit Beim Austausch alter Ölheizungen bietet sich eine Holzpellet-Zentralheizung überall da als Alternative an, wo Scheitholz oder Hackschnitzel nicht in Betracht kommen. Gerade für Betriebe, die selbst keinen Wald haben oder denen die Zeit für die Brennholzbereitung und das tägliche Einheizen fehlt, bieten Pellets eine automatisierbare Variante. Kombianlagen bieten aber auch beim Einsatz von Scheitholz die Möglichkeit auf Öl oder andere zusätzliche Heizquellen zu verzichten. Gerade für Landwirte interessant ist die Option, zukünftig neben Holzpellets bei Bedarf auch Strohpellets oder Getreide in Biomassekesseln einzusetzen. Hinrich Neuman

Die Redaktion empfiehlt

top + Ernte 2024: Alle aktuellen Infos und Praxistipps

Wetter, Technik, Getreidemärkte - Das müssen Sie jetzt wissen

Wie zufrieden sind Sie mit topagrar.com?

Was können wir noch verbessern?

Weitere Informationen zur Verarbeitung Ihrer Daten finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.

Vielen Dank für Ihr Feedback!

Wir arbeiten stetig daran, Ihre Erfahrung mit topagrar.com zu verbessern. Dazu ist Ihre Meinung für uns unverzichtbar.