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Klimafreundlicher Mais

Lesezeit: 4 Minuten

Die Klimabilanz von Biogas aus Mais ist besser als gedacht. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie der Uni in Kiel. Wir haben mit Prof. Dr. Friedhelm Taube über die Ergebnisse gesprochen.


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Warum haben Sie die Klimabilanz der Biogasproduktion untersucht?


Taube: Möglicherweise führt die EU Nachhaltigkeitskriterien für die Stromproduktion aus Biogas ein. Zumindest wird darüber diskutiert. Für die Biokraftstoffproduktion gibt es solche Vorschriften bereits.


Was wären die Konsequenzen daraus?


Taube: Die finanzielle Förderung wäre in diesem Fall an die Kriterien gekoppelt. Die Stromerzeugung aus Biogas müsste zum Beispiel ab dem Jahr 2018 – wie bei der Biokraftstoffproduktion auch – nachweisen, dass sie mindestens 60 Prozent weniger Treibhausgase in die Umwelt ausstößt als die aus Erdgaskraftwerken. Ob sie diesen Wert einhalten kann, hat bislang niemand erforscht.


Wie sehen Ihre Untersuchungen aus?


Taube: Wir haben eine sogenannte Ökobilanz aufgestellt. Dabei werden sämtliche Prozesse der Produktion erfasst und beurteilt – von der Herstellung der Dünger und des Pflanzenschutzes bis hin zum Methanverlust im Blockheizkraftwerk. Sogar die Nährstoffausträge auf dem Acker wurden berücksichtigt.


Für unsere Versuche haben wir einige Werte berechnet und andere in der Praxis ermittelt. Da vor allem beim Anbau der Energiepflanzen Treibhausgase entstehen, haben wir auf drei repräsentativen Standorten in den Landschaftsräumen Marsch, Geest und östliches Hügelland über jeweils zwei Jahre Versuche dazu durchgeführt.


Insgesamt haben wir drei Produktionssysteme beurteilt: Mais in Selbstfolge, Ackergras in Vier-Schnittnutzung und eine Energiefruchtfolge aus Mais, Winterweizen und Ackergras. Gedüngt wurden die Varianten jeweils mit Kalkammonsalpeter (KAS) und Gärresten aus der Biogasproduktion.


Und zu welchen Ergebnissen sind Sie gekommen?


Taube: Die Anbausysteme, in denen mit Gärresten gedüngt wurde, schneiden deutlich besser ab als solche, bei denen KAS zum Einsatz kam. Das liegt vor allem daran, dass bei der Düngemittelproduktion sehr viel Energie verbraucht wird.


Mais verfehlt in allen drei Systemen den Grenzwert von 60 %, aber jeweils nur sehr knapp. Wir gehen davon aus, dass sich durch Ertragssteigerungen in den kommenden Jahren die Bilanz noch verbessern wird.


Außerdem: In unserer Studie wurden aufgrund der kurzen Versuchsdauer nur die kurzfristigen Effekte der Gärrest-Düngung betrachtet. Bei langfristiger Gärrestdüngung wird nämlich zusätzlicher organischer Stickstoff pflanzenverfügbar. Einsparpotenziale von 60 % sind also auch bei Maisanbau realistisch.


Zudem haben wir Hinweise darauf, dass Mais weniger humuszehrend ist als bislang angenommen. Das muss allerdings noch weiter untersucht werden. Für unsere Versuche haben wir dennoch die alten, vermutlich zu hohen Werte, unterstellt.


Ist der Maisanbau in Selbstfolge also weniger dramatisch als immer behauptet wird?


Taube: Die Ergebnisse sind kein Freifahrtschein für den Maisanbau in Selbstfolge. Schließlich gilt es auch, die ackerbaulichen Nachteile einer Monokultur zu berücksichtigen. Unsere Versuche zeigen im Übrigen ernstzunehmende Alternativen auf. Das Ackergras schneidet sowohl als Zwischenfrucht als auch als Hauptkultur ebenfalls sehr gut ab und erreicht den Grenzwert ohne Probleme.


Allerdings sind die Energieerträge von Ackergras im Vergleich zu Mais sehr gering. Ist das nicht ein Ausschlusskriterium?


Taube: Nein. Richtig ist: Von einem Hektar Ackergras lässt sich weniger Biogas erzeugen als von einem Hektar Mais. Aber Ackergras kann als Zwischenfrucht vor Mais angebaut werden. Das ist sozusagen die ideale Kombination. Außerdem können Betriebe, die Ackergras anbauen, längere Zeit Gülle ausbringen als solche, die Mais anbauen. Da die Düngerverordnung vermutlich deutlich verschärft wird, ist das ein nicht zu unterschätzender Pluspunkt.


Der Anbau von Ackergras vor Mais ist nicht unumstritten. Auf leichten und niederschlagsarmen Standorten kann es zu Problemen kommen. Was empfehlen Sie für diese Regionen?


Taube: Ackergras vor Mais ist auf austrockungsgefährdeten Standorten dann problematisch, wenn noch ein erster Schnitt vor der Maisaussaat erfolgen soll, weil dieser dem Boden erhebliche Wassermengen entzieht. Wird Ackergras dagegen zeitig im Frühjahr für eine optimal terminierte Maisaussaat umgebrochen, sind diese Effekte zu vernachlässigen.


Welche generellen Schlüsse für andere Regionen kann man aus ihren Ergebnissen ableiten? Lassen sich diese so auf andere Regionen übertragen?


Taube: Sicherlich ist die relative Vorzüglichkeit der Kulturarten aus unseren Arbeiten zunächst auf den norddeutschen Klimaraum beschränkt, deckt dort jedoch alle relevanten Bodenarten ab. Wird unterstellt, dass die Maiserträge in vielen Regionen Deutschlands bei vergleichbarem Einsatz von Produktionsmitteln höher sind als in Schleswig-Holstein, dürften unsere Zahlen eher als konservativ einzuschätzen sein.

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