Die Bioprojekt GmbH in Schönbrunnerhäuser (Bayern) verwertet Aufwuchs von rund 600 ha Grünland.
Auf fast 800 m Höhe ist die Anlage der Bioprojekt GmbH in Schönbrunnerhäuser im Bayerischen Wald eine der höchstgelegenen Biogasanlagen in Deutschland. Mais oder andere Ackerfrüchte lassen sich hier als Substrat nicht mehr anbauen. Dafür ist Gras im Überfluss vorhanden, wie Geschäftsführer Jürgen Höllerl deutlich macht: „Viele Landwirte arbeiten hier im Nebenerwerb und haben keine Verwendung für das Gras, da auch die Milchviehhaltung auf dem Rückzug ist.“ Außerdem liegen viele Flächen in Naturschutzgebieten, deren Aufwuchs bislang teuer entsorgt werden musste.
Die Bioprojekt GmbH betreibt seit Oktober 2010 eine Biogasanlage, die Bürger finanziert haben. Direkt an der Anlage arbeitet ein Blockheizkraftwerk (BHKW) mit 380 kW elektrischer Leistung. In 1 km Entfernung steht ein zweites BHKW, das über eine Gasleitung versorgt wird und Wärme für 20 Häuser liefert.
Rund 80 % des in der Anlage eingesetzten Materials ist Gras, der Rest sind Gülle und Rindermist von benachbarten Betrieben. Für das Jahr 2010 hat die Bioprojekt 425 ha Grünlandfläche unter Vertrag. Das Gras stammt aus einem Umkreis von 15 km um die Anlage. Rund zwei Drittel davon wird direkt an der Anlage siliert, der Rest lagert dezentral bei weiter entfernt liegenden Höfen.
Momentan stammt nur die Hälfte des Grasanteils von Naturschutzflächen. Das sind Flächen, die im bayerischen Kulturlandschaftsprogramm (KULAP) liegen, sowie Flächen aus dem Vertragsnaturschutz. „Für 2011 wollen wir weitere 200 Hektar unter Vertrag nehmen, um die Grenze von 50 % Landschaftspflegematerial für den EEG-Bonus zu erreichen“, erklärt Höllerl.
Aber auch ohne den Bonus läuft die Anlage nach Angabe der Betreiber wirtschaftlich, da die Wärme zum Großteil verwertet wird. Für die Abwärmenutzung im Sommer arbeitet die Bioprojekt an Konzepten, um Biomasse zu trocknen.
Gras ist günstiges Substrat
Außerdem stellt das Gras ein günstiges Substrat dar. Die Gras liefernden Landwirte übernehmen das Mähen und Schwaden selbst. Anschließend kauft die Bioprojekt das Gras, das von einem Lohnunternehmer gehäckselt und eingefahren wird. Über den Preis für das Gras haben die Landwirte Stillschweigen vereinbart. Höllerl verrät nur so viel: „Mit dem Preis, den wir bezahlen, bekommt der Landwirt seine Arbeitszeit bezahlt und behält auch noch einen kleinen Gewinn übrig.“ Zusätzlich hätten sich die Landwirte finanziell an der Biogasanlage beteiligen können, wovon sie aber nicht Gebrauch gemacht haben.
Am Tag gelangen 50 t Substrat in die Anlage. Um die hohe Menge an Gras vergären zu können, besitzt die Biogasanlage einige Besonderheiten. Das auf 4 cm kurz gehäckselte Gras wird zunächst in einen Futtermischaggregat mit Vertikalschnecken gefüllt. Es wird anschließend in ein darunter stehendes Mischaggregat mit dahinter geschalteter Zerkleinerungseinheit gefördert.
Hier erfolgt auch die Zugabe von Gülle, so dass das Material homogenisiert als Brei in jeweils einen der zwei parallel geschalteten Fermenter gelangt. „Wir haben keine Eintragsschnecken, da bei diesen die Grasfasern zum Verstopfen neigen“, weiß Höllerl von anderen umgesetzten Projekten. Der Brei lässt sich mit schnell drehenden Rührwerken ausreichend bewegen.
Die Beheizung des Materials erfolgt nicht im Fermenter, sondern extern über ein Rohrregister als Wärmetauscher. Damit können die Grasfasern im Fermenter nicht an den Heizschlangen hängen bleiben.
Die Gasausbeute des Grases liegt nach Höllerls Erfahrungen bei 120 m3 Biogas je Tonne Frischmasse: „Wegen der Höhenlage können wir den ersten Schnitt erst um den 15. Juni machen, auf Naturschutzflächen erst am 15. Juli. Da das Gras hier oben langsamer wächst, ist das Material aber trotz der späten Mahd für die Vergärung gut geeignet.“ -neu-