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Pappelholz für den eigenen Kessel

Lesezeit: 7 Minuten

Kurzumtriebsplantagen werden immer beliebter. Neue Umfragen zeigen, welche Erfahrungen es bezüglich Sorten, Zuwachs, Ernteverfahren und ­Wirtschaftlichkeit gibt.


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Der steigende Ölpreis ist für viele Landwirte der Hauptgrund, um auf eine Holzheizung umzusteigen. Doch mittlerweile schielen Besitzer einer Hackschnitzelheizung nicht nur auf die Preisskala vom Erdöl. „Der ­steigende Preis für Waldhackschnitzel motiviert viele Landwirte, Kurzumtriebsplantagen für die Selbstversorgung anzulegen“, berichtet Sebastian Hauk vom Wissenschaftszentrum Straubing (Bayern). Kein Wunder: Ein Hektar ­Pappeln ersetzt pro Jahr ungefähr zwischen 5 000 und 7 000 l Heizöl und damit die Energiemenge, die zwei Einfamilienhäuser jährlich zum Heizen benötigen.


Aktuelle Umfrage:

Um den aktuellen Stand zum Anbau von Kurzumtriebsplantagen (KUP) festzustellen, haben Hauk und seine Kollegen die bundesweit erste Befragung durchgeführt. Abgefragt wurden Besitzer von KUP in Bayern. Von den rund 5 000 ha Energiewald in Deutschland stehen hier aktuell 800 ha.


75 % der KUP-Besitzer sind Landwirte, die meisten davon im Nebenerwerb. „Sie haben viele kleine Flächen übrig und zudem wenig Zeit. Da kommen ihnen die arbeitsextensiven KUP entgegen“, analysiert Hauk dieses Ergebnis.


Die KUP werden überwiegend auf schlechteren – für die Landwirtschaft ungeeigneten – , aber gut wasserversorgten Böden angebaut. Rund die Hälfte der Flächen ist durch folgende Eigenschaften gekennzeichnet: Schlecht zu erreichen am Hang oder an einem Gewässer gelegen, klein bzw. unförmig oder weit vom Hof entfernt. Da eine Kurzumtriebsplantage nach dem Anbaujahr keine Pflege benötigt und nur alle vier bis zehn Jahre geerntet wird, sind weiter entfernte Flächen also prädestiniert für diese Kultur.


Pappel dominiert:

In Bayern wird vor allem die Pappel angebaut. Die in Skandinavien und in Norddeutschland verbreitete, wasserliebende Weide kommt hier so gut wie nicht vor. Als Pappelsorten bauen die Landwirte vor allem die staatlich geprüften Sorten „Max“ (1 bis 4) sowie „Hybrid 275“ an. „Bei Hybrid 275 gaben die Landwirte an, dass diese Sorte zwar eine schwächere Jugendentwicklung, ab dem dritten Jahr aber sehr hohe Zuwächse zeigt“, führt Hauk aus.


Die Pflanzdichte erreicht eine Spanne von 4 000 bis 7 000 Stecklingen pro ha. Auch der Reihenabstand variiert noch sehr stark. „Das muss sich künftig aber ändern. Wenn die angebaute Fläche zunimmt und sich entsprechende Erntemaschinen in den Regionen etablieren, wird man beim Anbau einheitliche, auf die Maschinen abgestimmte Reihenabstände wählen müssen“, ist Hauk überzeugt.


Bei den KUP kam es zu unterschiedlichen Schäden. Als Ursachen gaben die Flächenbesitzer an:


  • Trockenheit (28 %),
  • Mäuseschäden (20 %),
  • Wildverbiss (15 %),
  • Konkurrenzvegetation (6 %),
  • Fegeschäden durch Rehe (6 %),
  • Frost (4 %),
  • Sonstiges wie Insekten, Pilzkrankheiten: 21 %.


Wegen mangelnder Datengrundlage und Erfahrung an Biomasseerträgen unter Praxisbedingungen wurden im Projekt Masseerträge von insgesamt 30 KUP in Bayern gemessen. Davon sind, den gewünschten Umtriebszeiten entsprechend, neun Flächen dreijährig und 21 Flächen fünfjährig und älter.


Hohe Erträge:

Der durchschnittliche Ertrag der fünf- bis zehnjährigen KUP lag bei 8,3 t Trockenmasse pro Hektar und Jahr, was den Ergebnissen bayerischer Versuchsflächen entspricht. Dieser Wert ist erfreulich hoch, da auf unterdurchschnittlichen, gut wasserversorgten Standorten durchschnittliche Erträge produziert werden können. Vom ersten zum zweiten Umtrieb sind Ertragsstei-gerungen zwischen 10 und 80 % zu erwarten, weshalb von Durchschnittserträgen über die Standdauer hinweg von über 10 t Trockenmasse pro Hektar und Jahr ausgegangen werden kann.


Anders sieht es hingegen auf den dreijährigen Flächen aus. Hier beträgt der durchschnittliche Ertrag 4,1 t TM/ha und Jahr, ist also nur halb so hoch wie die älteren Flächen. Dies liegt daran, dass diese Flächen ursprünglich für mittlere bis lange Umtriebe mit geringerer Pflanzdichte angebaut wurden. Für Umtriebszeiten von drei Jahren werden jedoch mehr Stecklinge als für längere Umtriebszeiten benötigt, um hohe Erträge zu erhalten. Zum anderen haben KUP-Pappel-Sorten ihren optimalen Zuwachs, je nach Sorte, zwischen sieben und zwölf Jahren. Dieser kann nur bei entsprechend langer Umtriebsdauer abgeschöpft werden. Längere Umtriebszeiten haben zudem den Vorteil, dass der Rindenanteil bei den Hackschnitzeln abnimmt und damit die Qualität steigt.


Für die eigene Heizung.

Auf die Frage nach der Verwertung nannten 60 % der Befragten eine eigene Hackschnitzelheizung. Etwa ein Drittel der Flächenbesitzer könnte sich auch einen Verkauf vorstellen. Allerdings planen weitere 15 % demnächst eine Hackschnitzelheizung zu bauen, so dass der Anteil der Selbstversorgung noch steigen könnte.


Die meisten KUP-Besitzer (51 %) setzen auf eine Ernte mit der Motorsäge. Das hängt mit der Umtriebszeit zusammen: 80 % der Befragten gaben fünf Jahre und länger an, wodurch in der Regel stärkere Stämme zu fällen sind. Nur 26 % wählen eine maschinelle Ernte, der Rest hält sich verschiedene Optionen offen. Bei der Maschinenernte wird die Fäller-Bündler-Technik bevorzugt, bei der die Stämme mit einem Kranausleger gefällt und auf einen Rückewagen geladen werden.


90 % der KUP-Besitzer lassen das Holz am Feldrand von der Ernte im Winter bis zum Ende des Sommers trocknen, wobei sich der Wassergehalt der Stämme von ca. 60 auf 30 % reduziert. Ein weiterer Vorteil ist, dass die Trockenmassesubstanzverluste gegenüber der Hackschnitzellagerung weitaus geringer sind und somit weniger Masse und Energie „verschenkt“ werden. Das Hacken erfolgt dann in einem zweiten Schritt.


Mähhacker sehr günstig.

Als Alternative käme bei diesen Stammdurchmessern nur noch ein Gehölzmähhacker infrage. Dieser ist bei einem Traktor in der Fronthydraulik angebaut. Er sägt und hackt das Holz und wirft die Hackschnitzel über die Fahrerkabine auf einen dahinter hängenden Anhänger. Dieses Verfahren spielt aber zurzeit kaum eine Rolle.


Dabei hätte dieses Verfahren erhebliches Potenzial, wie eine Berechnung der Bayerischen Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft (LWF) zeigt: Bei fünfjähriger Umtriebszeit hat der Gehölzmähhacker die niedrigsten Erntekosten (Übersicht 1, Seite 61). Sie liegen pro Tonne absolut trockenem Holz (atro) bei 28 € und damit nur halb so hoch wie die bei der Ernte mit der Motorsäge und anschließendem Hacken („Fällen-Hacken“) oder wie bei der Kette Fäller/Bündler-Rücken-Hacken. „Die Forst­erntekette mit dem Bündler lohnt sich bei fünfjähriger Umtriebszeit nicht“, schlussfolgert Dr. Frank Burger von der LWF.


Bei der Erntekette mit Motorsägenfällung sind in der Regel zwei Personen nötig. Während die eine Person sägt, drückt die andere den Stamm mit einer Schubstange in die gewünschte Richtung. Die Schubstange dient dabei zur Sicherheit, damit die zweite Person einen Sicherheitsabstand zur Motorsäge einhalten kann. Vorteil bei diesem Vorgehen: Alle Stämme liegen in einer ­Richtung, was für nachfolgende Maschinen wie Hacker oder Rückewagen von Vorteil ist.


Beim zehnjährigen Umtrieb fällt der Gehölzmäh­hacker heraus, die Hackleistung reicht hier bei dem höheren Stammdurchmesser nicht mehr aus. Als Alterna­tive bleiben nur noch die Ernte mit der Motorsäge und die maschinelle Forsttechnik mit Harvester, Rückewagen und Hacker. Hier schneidet das manuelle Ernteverfahren besser ab, sowohl bezogen auf den Schüttraummeter (Srm) als auch auf die Tonne atro.


75 €/t reichen nicht aus:

Die Erntekosten wirken sich entsprechend auf die Wirtschaftlichkeit aus. Bei einem Preis von ca. 75 €/t KUP-Holz würde nur die Ernte mit dem Gehölzmähhacker zu einem positiven De­ckungs­beitrag von ca. 280 € je Hektar und Jahr führen (Übersicht 2).


Bei einem höheren Preis von 90 €/t erreichen alle Verfahren einen positiven Deckungsbeitrag. Mit fast 800 € je ha und Jahr schneidet das Gehölzmähhäcksler-Verfahren auch hier am besten ab. „Wer mit KUP Geld verdienen will, muss also die ­Hackschnitzel zu einem guten Preis verkaufen können“, zieht Burger das Fazit da-raus.


Hinrich Neumann

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