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Pelletierung auf Rädern

Lesezeit: 6 Minuten

Mit einer mobilen Pelletieranlage können Lohnunternehmer vor Ort Pellets aus Stroh, Miscanthus, Heu und anderer Biomasse herstellen. Wie das funktioniert und was das kostet, zeigt folgender Beitrag.


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Der 200 kg schwere Strohballen dreht sich noch ein paar Mal, dann verschwindet er im Bauch des dreiachsigen Lkw-Sattelaufliegers. Wenige Minuten später kommt das Stroh zu kleinen Röllchen gepresst wieder zum Vorschein. „Die Anlage stellt pro Stunde bis zu 1,5 t Pellets her“, erklärt Edwin Kraus vom Hersteller PCM Green Energy, der die mobile Anlage hergestellt hat. Das Lohnunternehmen Regiopell aus Wolpertshausen (Baden- Württemberg) betreibt die Maschine bundesweit.


Höhere Wertschöpfung:

Mit der Produktion von Pellets können Landwirte die Wertschöpfung von Miscanthus, Stroh, Heu, Biokohle oder Gärresten erhöhen und sich neue Vermarktungswege erschließen – z. B. mit dem Verkauf als Brennstoff, Einstreu oder Futtermittel. Es gibt weitere Vorteile:


  • Pellets sind schütt- und rieselfähig, lassen sich per Schnecke oder Gebläse transportieren und einfach lagern.
  • Da auch Staub entfernt wird, ist das Material staubärmer als Stroh.
  • Die Vermarktung ist bei Pellets flexibler, bei Bedarf lassen sie sich auch als Gartenmulch bzw. als Einstreu für Ställe oder Erdbeerkulturen verkaufen.
  • Die Temperatur beim Pelletieren von rund 100 °C tötet auch Keime ab, was für Geflügelhalter aus hygienischen Gründen sehr interessant ist.
  • Im Geflügelstall oder auf anderen großen Flächen lassen sich Pellets per Universalstreuer verteilen.
  • Pferdemist aus mit Strohpellets eingestreuten Ställen ist ein interessantes Substrat für Biogasanlagen. Denn das Stroh ist mechanisch, thermisch und biologisch aufgeschlossen und soll nur etwas weniger Gas als Silomais liefern.
  • Betreiber von Biogasanlagen könnten die Strohpellets aber auch direkt der Gülle zugeben, um Stroh in der Anlage einsetzen zu können. Erste Versuche zur Machbarkeit und zur Gasausbeute laufen aber noch.
  • Zur Herstellung von Futtermitteln lassen sich beispielsweise Stroh und Heu mischen. Die Pellets sind einfach in den Futtertrog zu dosieren.


Mobile Anlage:

Wer zu Beginn der Vermarktung nicht gleich in eine eigene stationäre Pelletieranlage investieren will, kann einen Lohnunternehmer mit einer mobilen Anlage beauftragen. Die 27,5 Tonnen schwere Pelletieranlage MPA 1 000 der Firma PCM Green Energy ist in einem 40- Fuß-Container untergebracht, der wiederum auf einem Sattelauflieger-Chassis montiert ist. Ein integriertes Die­selaggregat mit einem 200-kW-Generator sorgt für die Stromversorgung, sodass die Anlage unabhängig vom Stromnetz betrieben werden kann. Auf Wunsch ist aber auch ein Netzbetrieb möglich. Hierfür ist allerdings ein Anschluss von mindestens 200 kW erforderlich.


Die Anlage ist in zwei Teile aufgeteilt: eine Aufbereitung mit Mischer, Hammermühlen und Konditionierung sowie die Pelletierung mit Vorkühlstrecke und Austrageband. Für die vollautomatische Pelletierung werden Quader- oder Rundballen per Gabelstapler oder Teleskoplader auf die Anlage gehoben, die Bänder entfernt und das Stroh in einen Mischbehälter mit Vertikalschnecke befördert. Der Mischer löst die Ballen auf und homogenisiert das Stroh. Gleichzeitig werden Fremdstoffe wie Steine oder Metall abgetrennt. Dieser eigens für die Pelletierung konstruierte Mischer stammt ursprünglich aus der Biogas-Dosier-technik.


Anschließend wird das Material in zwei Hammermühlen zerkleinert: Eine dient der Vorzerkleinerung, eine andere der Feinarbeit. Das gemahlene Material gelangt im nächsten Schritt in den Konditionierer, wo bei Bedarf Wasser zudosiert werden kann. Danach geht es in die Pelletiereinheit mit Ringmatrize. Die gepressten Pellets werden über ein externes Förderband in einen Big-Bag gefüllt, der rund 600 kg davon aufnimmt. Über ein Gebläse werden die Pellets noch weiter gekühlt. Denn beim Pelletieren entsteht eine Temperatur von 85 bis 105 °C. Anschließend lassen sie sich zur Lagerhalle transportieren, wo sie die nächsten 24 Stunden weiter auskühlen.


Das Verdichtungsverhältnis gibt der Hersteller mit 1:5 an. Die Verdichtung lässt sich je nach Verwendung der Pellets variieren: Das Schüttgewicht der Pellets liegt in der Regel bei etwa 650 kg/m3. Bei Einstreu-Pellets lässt sich dieses auf 550 kg/m3 einstellen, damit die Pellets saugfähiger sind. Auch werden sie zu diesem Zweck sehr kurz gebrochen.


Die Pelletieranlage kann neben Weizen-, Roggen-, Gerste- und Rapsstroh auch Heu, Miscanthus, Dinkelspelz oder Spreu aus Getreidereinigungsanlagen verarbeiten. Wichtig ist ein Feuchtigkeitsgehalt von 10 bis maximal 17 %. Schlechtes Stroh ist nicht nur nachteilig für den Pelletierprozess, da es zu Verstopfungen kommen kann. Auch mindert es die Pelletqualität und erhöht den Verschleiß der Anlage.


Die Pelletierkosten liegen laut PCM je nach Betriebsstunden, Material und Energieeinsatz (Strom, Heizöl, Diesel) zwischen 110 und 130 €/t. Als Mindestmenge für die Lohnpelletierung gibt Lohnunternehmer Regiopell Mengen von 50 bis 100 t Stroh an, damit sich Anfahrt und Rüstzeiten rechnen. Bei kleineren Mengen könnten aber auch mehrere Landwirte Stroh an einem zentralen Punkt sammeln, das dann dort pelletiert wird.


Die Maschine selbst wird vom Personal des Lohnunternehmers bedient. Der Landwirt muss dagegen den Transport der Ballen oder des Schüttgutes übernehmen. Bei einer Verarbeitungsmenge von 1 bis 1,2 t Pellets pro Stunde wird etwa alle 15 Minuten ein neuer Quaderballen benötigt.


Vermarktung als Einstreu:

Mit den Pellets können sich Landwirte eine neue Vermarktung aufbauen. Die Firma Terfirmo bespielsweise ist vor drei Jahren in die Vermarktung von Pellets eingestiegen. „Die mobile Lösung ist ideal, um sich erst einmal einen Markt aufzubauen“, nennt Landwirt und Geschäftsführer Dr. Cord-Herwig Plumeyer den Grund, warum er sich für diese Lösung entschieden hat. Im Jahr vermarktet die Firma heute ca. 500 t Pellets. Wichtigstes Produkt ist Pferdeeinstreu unter der Marke „Equipell“.


Terfirmo liefert die Strohpellets lose, in Big-Bags oder in Mietboxen mit 1,5 m3 Volumen. Zusätzlich bietet das Unternehmen an, den Mist per Hakenliftcontainer als Dünger wieder abzuholen, sodass sich die Pferdebetriebe nicht mehr um die Stroh- und Mistlagerung kümmern müssen. Der Inhalt einer Mietbox reicht bei einer Pferdebox mit 12 bis 14 m2 für sechs Monate.


Weniger gefragt sind Strohpellets dagegen zurzeit als Brennstoff. Denn die Verbrennung ist wegen hoher Auflagen hinsichtlich Staubemissionen schwieriger geworden. Gleichzeitig sorgt der niedrige Ölpreis der letzten zwei Jahre dafür, dass sich nur wenige Landwirte für diesen Brennstoff interessieren. Allerdings arbeiten Hersteller an Biomassekesseln mit spezieller Verbrennungs- und Filtertechnik, in denen sich diese Pellets verbrennen lassen.


Auch als Futtermittel:

Terfirmo setzt hauptsächlich Weizenstroh ein, das Plumeyer regelmäßig auf Rückstände von Pflanzenschutzmitteln oder Salmonellen untersuchen lässt. „Wir sind QS-konform und können es daher auch als Futtermittel an QS-Betriebe liefern“, erklärt der Geschäftsführer.


Die Strohballen lagert er bis zum Pelletieren in einer Lagerhalle außerhalb der Ortschaft, wo auch das Pelletieren stattfindet. Denn für einen effizienten Betrieb sind kurze Wege zwischen Strohlager und der mobilen Pelletieranlage gefragt.


Neben den normalen weichen Einstreupellets erzeugt Plumeyer noch ein Granulat für Hähnchenställe. Hierbei bricht er die erzeugten Pellets noch einmal mit einer Bröckelwalze. Die nachträgliche Zerkleinerung sorgt dafür, dass die Einstreu noch mehr Feuchtigkeit aufnimmt.


Bei der Vermarktung argumentiert Plumeyer mit der regionalen Herkunft: „Es gibt auch sehr günstige Strohpellets aus Osteuropa, bei denen man aber nichts über Inhaltsstoffe weiß.“ Der Landwirt ist sich sicher, dass die Nachfrage nach Strohpellets weiter steigen wird. Hinrich Neumann

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