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„Regionalstrom bietet neue Chancen“

Lesezeit: 4 Minuten

Immer häufiger lösen Stromlieferverträge die EEG-Vergütung ab. Welche Chancen sich Anlagenbetreibern bietet, erläutert Geschäftsführer Thorsten Zörner vom Energieversorger Stromdao.


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Nicht erst seit dem Ukrainekrieg wünschen sich viele Verbraucher Strom aus der Region. Wo sehen Sie Chancen für die Regionalstromvermarktung?


Zörner: Wir müssen bei der Versorgung mit erneuerbaren Energien immer auch die Verbraucher im Blick haben. Wir haben Stromtarife entwickelt, die in ganz Deutschland regionalen Ökostromverbrauch ermöglichen – postleitzahlgenau. Für den gezielten Verbrauch von regional erzeugtem Ökostrom erhalten Kunden Gutschriften, die ihre Stromrechnung senken. Das ist auch gut für Anlagenbetreiber: Früher haben sie den Strom nur eingespeist und dafür eine Vergütung kassiert. Das ist wie bei der Lieferung von Getreide an den Landhandel oder von Milch an die Molkerei. Wir müssen aber zu einer Art Hofladen kommen, um Menschen im Umkreis mit regionalen Erzeugnissen zu versorgen.


Welche Rolle spielt Ihre Firma dabei?


Zörner: Wir sehen uns als Energieserviceanbieter, der Erzeugung und Verbrauch zusammenbringt. Ziel ist es, die Kunden mit möglichst viel regionalem erneuerbarem Strom aus Windenergie, Photovoltaik, Biomasse oder Wasserkraft zu versorgen. Dank Digitalisierung und IT wissen unsere Verbraucher viertelstundengenau, aus welchen Anlagen ihr Strom geliefert wird.


Wen beliefern Sie mit Strom?


Zörner: Sowohl Privatkunden als auch Gewerbe- und Industriebetriebe. Dabei versuchen wir, jedem Verbraucher eine Erzeugung entgegenzustellen, also z.B. einem Industrieunternehmen einen großen Solarpark. So bleibt die Wertschöpfung in der Region und Transportverluste werden vermieden. Die zusätzlichen Strommengen liefern wir dann aus unserem Portfolio.


Bisher stand im Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) immer das Doppelvermarktungsverbot einer regionalen Stromversorgung entgegen. Es gibt lediglich Herkunftsnachweise. Wie lösen Sie das Problem?


Zörner: Wir bieten statt einer EEG-Vergütung Stromdirektlieferverträge an, also Power-Purchase-Agreements, kurz: PPA. Damit haben wir das Problem der Doppelvermarktung nicht mehr. PPA werden die klassische Direktvermarktung im EEG ablösen.


Wie ist die Laufzeit für PPA-Verträge?


Zörner: In der Regel laufen die Verträge über fünf Jahre.


PPA sind ja bislang nur bei großen Solarparks oder bei Ü20-Windrädern üblich. Wie kann ein Betreiber einer Photovoltaikanlage davon profitieren?


Zörner: Für kleinere Anlagen sind Cloudkonzepte interessant. Wir schauen zunächst, wie der landwirtschaftliche Betrieb seine Eigenstromversorgung optimieren kann. Was dann noch an Strom übrig bleibt, kann er ins öffentliche Netz einspeisen. Dafür kann er in Zeiten, in denen seine Anlage keinen Strom liefert, die gleiche Menge wieder aus dem Netz beziehen. Die nötigen Strommengen bekommt er von uns. Wenn er trotzdem noch Überschüsse hat, die er selbst nicht benötigt, vermarkten wir den Strom an andere Verbraucher aus der Region. Anders, als bei der EEG-Vergütung, bekommt der Erzeuger einen marktgerechten Preis.


Was bedeutet das?


Zörner: Bei der Photovoltaik ist der Strom beispielsweise zur Mittagszeit kaum etwas wert, weil da die meisten Anlagen viel einspeisen. Das drückt auch die Vergütung. Der Erzeuger muss sich also – anders, als beim EEG – mehr Gedanken machen, wann er den Strom besser selbst verbrauchen und wann er lukrativ einspeisen kann. Eine Möglichkeit ist z.B. eine Lastverschiebung im Betrieb, indem man den Verbrauch auf die Mittagszeit legt.


Können sich auch Betreiber von neuen Anlagen an Sie wenden?


Zörner: Auf jeden Fall. Bei Neuanlagen können wir ganzheitliche Konzepte gestalten und Erzeugung, Eigenverbrauch und Stromverkauf optimal auf einander abstimmen – z.B. über die Ausrichtung der Solaranlage.


Wie muss sich der Verbrauch ändern?


Zörner: Stromkunden sollten stärker über den Verbrauch nachdenken. Das kann man z.B. über die intelligenten Stromzähler (Smart Meter) in Verbindung mit einem Grünstromindex fördern. Der Grünstromindex informiert Verbraucher zwei Tage im Voraus über die zu erwartende Grünstromerzeugung in ihrer Region – die Smart Meter, die jetzt mehr und mehr eingebaut werden, liefern Daten, wann der Verbraucher wie viel Grünstrom tatsächlich verbraucht hat. Bisher war die Stromversorgung unpersönlich und abstrakt. Das wird sich ändern. Der Strom kommt noch immer aus der Steckdose, aber er hat jetzt quasi ein Gesicht. Verbraucher wissen, welche Erzeugungsanlagen hinter ihrem Verbrauch stehen, z.B. der Windpark oder die Biogasanlage in der Nachbarschaft. Kunden auf dem Land werden ihre Stromerzeuger wahrscheinlich sogar persönlich kennen. Ökostrom quasi aus dem Hofladen.


Ihr Kontakt zur Redaktion:


hinrich.neumann@topagrar.com

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