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Agrarpolitik bei der Landtagswahl Maisernte Baywa in Insolvenzgefahr

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So optimieren Sie Ihre Erntelogistik!

Lesezeit: 7 Minuten

Ein satellitengestütztes Erntesystem für Biogasanlagen hilft, Ernte und Abrechnung zu vereinfachen. Wir haben Anlagenbetreiber nach ihren Erfahrungen gefragt.


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Wütend marschiert ein Landwirt ins Büro. „Ich habe Euch vier Hektar Mais verkauft, aber abgerechnet habt Ihr nur zweieinhalb. Damit ist unsere Zusammenarbeit zu Ende!“, beschwert sich der Lieferant.


Sven Nefigmann, Geschäftsführer der Biogasanlage „Bioenergie Steinfurt“ aus Nordrhein-Westfalen, bleibt gelassen. Mit wenigen Klicks ruft er im Computer die Datei des Landwirts auf. Nefigmann zeigt ihm anhand von Satelliten-Daten, dass die Fläche nur 2,5 ha groß war. Auch kann er genau nachvollziehen, wann welcher Fahrer mit welchem Gewicht von den entsprechenden Flächen zur Waage gefahren ist.


Jede Charge zurückverfolgt:

Bei jeder Wiegung selbst sind sogar Bilder hinterlegt, die zeigen, dass das Gespann mit allen Rädern voll auf der Waage gestanden hat. „Diskussionen wie diese haben wir immer mal wieder. Aber die neue Technik schafft Vertrauen“, schildert Nefigmann. Gerade bei der Bioenergie Steinfurt ist das wichtig: Die Anlage mit 1,8 MW (elektrisch) benötigt Mais und andere Energiepflanzen von 800 ha.


Die Biogasanlage gehört zu den ersten in Deutschland, die ein Satelliten-gestütztes Erntelogistiksystem nutzt. Bei diesem sind in der Ernte alle Häcksler und die zur Abfuhr eingesetzten Traktoren mit einer „Black Box“ ausgerüstet.


In diesen GPS-Endgeräten sind eine GSM-Mobilfunkantenne, eine GPS-Antenne sowie eine SIM-Karte (ähnlich wie im Handy) integriert. Das Erntefahrzeug (Häcksler, Mähdrescher usw.) sendet Daten wie Standort oder erkannte Abfuhrfahrzeuge in regelmäßigen Abständen an die Empfängerstation. Die Abfuhrfahrzeuge sind mit einem Transponder ausgerüstet und können z.B. mit Tablet-PCs den Standort des Häckslers abrufen.


Die zu erntenden Schläge werden vor der Ernte in das System eingelesen. Die Basis dafür bilden die Geoinformationsdaten, die jeder Betrieb für die Ackerschlagkartei ohnehin schon erfasst hat. Aber auch neue Flächen lassen sich einfach übernehmen, indem man per Mausklick die Feldränder markiert oder die Daten aus dem Flächenantrag importiert. „Wir haben in unserem System die Schläge von jedem Lieferanten erfasst“, erklärt Nefigmann. Neben Schlaggröße sind dabei weitere Informationen wie Zufahrt zum Feld, Hindernisse, Bodenart usw. hinterlegt.


Waage erkennt jedes Fahrzeug.

Jedes Fahrzeug, das in der Ernte auf die Waage fährt, wird anhand eines Transponders automatisch erkannt und automatisch gewogen. Von dem Bruttogewicht wird das Leergewicht des Gespanns abgezogen, das vorher hinterlegt wurde. Das System erfasst gleichzeitig die zurückgelegte Fahrstrecke.


Damit lässt sich die angelieferte Menge einschließlich Abfuhrfahrzeug genau dem jeweiligen Schlag zuordnen. Zur Sicherheit kann eine Kamera automatisch ein Foto von dem Fahrzeug auf der Waage machen, auf dem auch noch einmal das Gewicht auf der Anzeigetafel zu sehen ist. Der Gesamtertrag je Schlag wird anschließend automatisch durch das Aufsummieren der Einzelwiegungen ermittelt.


Je nach Anbieter können die Daten mit zusätzlichen Informationen kombiniert werden. Bei der Bioenergie Steinfurt ist eine automatische Probennahme zur Bestimmung des Trockensubstanz-Gehaltes (TS-Gehalt) integriert. Nach der Wiegung fährt von oben eine Schnecke ca. 50 cm tief in das Häckselgut auf dem Wagen. Die so gezogene Probe wird an einem Nahinfrarotsensor vorbeigeführt, der den TS-Gehalt bestimmt. Zur Kontrolle wird eine weitere Probe auch noch an ein Labor geschickt. Die Wiegung einschließlich TS-Messung dauert pro Gespann nur rund eine Minute.


Abrechnung nach TS-Gehalt.

Auch Steffen Benne vom Bihrenberghof aus Frittlingen (Baden-Württemberg) setzt seit Frühjahr 2012 bei der Energiepflanzenernte ein GPS-gestütztes Erntesystem ein. Die Software ist auf dem Betriebscomputer installiert.


Benne benötigt für seine Biogasanlage mit 800 kW rund 400 ha Anbaufläche. Zu je einem Drittel setzt er Gras, Getreide-Ganzpflanzensilage und Mais ein, die überwiegend auf eigenen Flächen geerntet werden. Dazu kommen die Gülle von 80 Kühen sowie Festmist von einem benachbarten Betrieb.


Die Ernte läuft so ab: Die Wiegedaten sowie die dazugehörigen GPS-Daten und der Trockensubstanz-Gehalt werden automatisch über eine Mobilfunkleitung auf den Betriebscomputer geschickt. Denn der TS-Gehalt wird auf dem Häcksler erfasst. Zur Kontrolle ermittelt Benne außerdem den TS-Gehalt von einer Mischprobe während der Ernte. Dafür nutzt er ein Prüfgerät.


Mit diesen Daten weiß Benne jetzt genau, welches Fahrzeuggespann zu welcher Uhrzeit auf welchem Flurstück welche Erntemenge mit welchem TS-Gehalt abgefahren hat. „Damit kann ich auch für jede Wagenladung einen Lieferschein drucken“, erklärt Benne.


Vorher hat er nur nach Hektar abgerechnet. „Aber das ist für beide Seiten sehr ungenau. Gerade bei größeren und verwinkelten Flurstücken ist es sehr schwer, den Ertrag zu schätzen“, weiß er aus Erfahrung. Auch können Wild- oder Trockenschäden oder Fehler bei der Aussaat den Ertrag einschränken, ohne dass man es auf den ersten Blick sieht.


Doch die Datenerfassung dient auch der Effizienzsteigerung im Betrieb. „Ich kann jetzt genau auswerten, wie welche Düngemaßnahmen gewirkt haben“, erklärt er. Ebenso weiß er, welchen Gasertrag welche Maissorte bringt. „Die Datendichte ist jetzt so hoch, dass ich genau auswerten kann, wie hoch meine Lagerverluste sind, wie viel ich gefüttert habe und wie viel Strom ich aus der Tonne Rohstoff erzeuge“, berichtet er.


Gut auch bei Güllelieferung:

Die genaue Chargen-Erfassung lässt sich auch für die Güllelieferung nutzen. Das sind die Erfahrungen von Andreas Haberer vom Mühlbachhof aus Wittershausen (Baden-Württemberg). Haberer betreibt eine Anlage mit 750 kW, die er mit Mais, Gras, GPS, Gülle und Mist füttert.


Da es auf dem Betrieb keine Tiere gibt, holt Haberer Gülle von zwei Betrieben, fünf Berufskollegen liefern Festmist. Die Waage ist dabei das ganze Jahr im Einsatz.


Haberer fährt pro Woche sieben Fässer Gärrest zu einem der beiden Güllelieferanten. Gleichzeitig nimmt er jedes Mal ein Fass voll Frischgülle wieder mit zurück zu seinem Betrieb.


Beides wiegt er auf seiner Waage. Weil diese jedoch nicht zwischen Frischgülle und Gärrest unterscheiden kann, hat er vier Transponder auf dem Traktor, für jeden Lieferanten einen. Per Tastendruck wählt Haberer aus, zu welchem Betrieb er Gärrest bringt oder von welchem er Frischgülle geholt hat. Früher hat er die Mengen von Hand in den Computer eingetragen. Aber es gab Zeiten, in denen er das nicht regelmäßig machen konnte. „Und 14 Tage später weiß man nicht mehr, wer wann wie viel Substrat geholt oder gebracht hat“, lautet seine Erfahrung.


Weitere Vorteile, die die Anlagenbetreiber in dieser Technik sehen:


  • Es ist kein zusätzliches Personal für die Wiegung erforderlich.
  • Die Daten werden automatisch erfasst, eine zeitaufwendige Nachbereitung am Computer kann also entfallen. Dadurch werden Fehler vermieden.
  • Die Daten können in jeglicher Form weiter genutzt werden, z. B. zum Nachweis für die ausgebrachten Güllemengen nach der Verbringungsverordnung oder zum Nachweis für den Umweltgutachter, ob die gelieferten Güllemengen für den Güllebonus ausreichen. Auch hier werden Fehler vermieden, die ansonsten beim reinen Zählen der angelieferten Güllefässer auftreten können.
  • Mit den Daten können die Betreiber für jede Wagenladung jederzeit Lieferscheine ausdrucken und nach der Ernte Gutschriften für die Lieferanten erstellen.
  • „Maisklau“ während der Ernte ist nicht mehr möglich, was gerade bei größeren Häckselketten mit vielen unbekannten Fahrern nicht ausgeschlossen ist.
  • Da die Flächen auf Tablet-PC im Traktor oder im Häcksler zu erkennen sind, können selbst unerfahrene Fahrer das System nutzen, es ist keine aufwendige Einweisung zur Lage der Flächen nötig.
  • Da Fahrer von Häcksler und Abfuhrwagen schnell sehen, welche Flächen zu ernten sind, lassen sich damit die Effizienz der Häckselkette erhöhen und die Erntekosten senken. Hinrich Neumann

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