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Solar-Umfrage: Viel Pfusch bei der Montage

Lesezeit: 9 Minuten

Die Solarbranche hat ein Qualitätsproblem. Das ist das Ergebnis unserer Leserumfrage. Vor allem die Installateure und die Wechselrichter sorgen für viel Unmut.


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Der Boom in der Solarbranche beschert den Unternehmen volle Auftragsbücher und den Kunden eine Menge Ärger. Diesen Schluss legen zumindest die Ergebnisse unserer Pannenchecks nahe. Demnach hatten von den 1 414 Teilnehmern an unserer Umfrage bereits 87 % ein- oder mehrmals Ärger mit ihrer Anlage (Übersicht 1).


Besonders auffällig: Die Probleme nehmen offensichtlich zu. In unserer Umfrage aus dem Jahr 2009 plagte sich nur jeder zweite Befragte mit einem oder mehreren Defekten herum (top agrar 8/2009, Seite 88). Schuld an dem Schlamassel sind dabei weniger die Modulhersteller. Vielmehr müssen die Monteure und die Produzenten der Wechselrichter ihre Hausaufgaben machen.


Zunächst allerdings ein Hinweis: Wir haben unsere Leser gefragt, mit welchem Bauteil der Anlage sie schon ein- oder mehrmals Probleme hatten. Nicht immer ließ sich eindeutig klären, wer für den Schaden verantwortlich ist. Daher haben wir nicht bei jedem Bauteil den Hersteller bewertet. Und wenn doch, dann wurden nur Firmen in die Statistik aufgenommen, zu denen wir mindestens 20 Zuschriften erhielten. (Die Umfrage ist nicht repräsentativ.)


Problemfall Wechselrichter:

Insgesamt zählten die befragten Praktiker 1 428 Defekte auf. Dabei waren Mehrfachnennungen möglich. Wie in den vergangenen Jahren auch führt der Wechselrichter (Konverter) die Pannenstatistik an. Rund 48 % der Leser hatten ein- oder mehrmals Ärger mit diesem Bauteil (Übersicht 2). Daran hat sich nichts geändert. In unserer Umfrage aus dem Jahr 2009 hieß es allerdings von Seiten der Hersteller: „Wir haben die Probleme mittlerweile im Griff. Neuere Geräte sind kaum noch von den Störungen betroffen.“


Stimmt nicht ganz. Denn nachdem wir die Antworten unserer Leser nach Alter der Anlage sortiert hatten, fiel auf: Ältere Konverter machen zwar deutlich häufiger Ärger, fehlerfrei laufen die neueren aber auch nicht. Hinzu kommt: Viele Probleme tauchen erst nach einigen Jahren auf. Ob die Hersteller ihre Probleme tatsächlich im Griff haben, lässt sich nicht bestätigen.


Die spannende Frage:

Gibt es Hersteller, denen man mehr vertrauen kann als anderen? Nein! Störungen gab es bei allen Geräten. Der Kauf eines Konverters gleicht einer Lotterie: Man weiß nie, ob und wann man eine Niete zieht.


Den meisten Praktikern war nicht bekannt, was zum Ausfall des Wechselrichters führte. Nur 90 Leser konnten die Defekte genauer beschreiben. Demnach muss die Branche bei der Montage nachbessern. Zwar gaben einige Leser bauartbedingte Schäden an, die alle vom Hersteller kostenlos behoben wurden. Die meisten Befragten nannten hingegen Schäden, die auf den Installateur zurückgehen – ganz gleich für welche Marke sie sich entschieden hatten. So waren die Anschlussklemmen stümperhaft montiert, die Strings vertauscht oder Kabel durch die Montage eingeklemmt. Bei einigen Praktikern fehlte auch der Trennschalter, um die Anlage bei Feuer vom Netz zu nehmen oder die plusseitige Erdung des Wechselrichters (nur bei einigen Dünnschichtmodulen erforderlich).


Fast genau so viele Teilnehmer nannten einen Planungsfehler als Ursache. Auch dieser Punkt geht in der Regel auf das Konto des Installateurs. Oft wählte dieser die Wechselrichter viel zu klein. Folge: An besonders sonnigen Tagen waren die Konverter überlastet.


Zudem schlug bei einigen Solarkraftwerken der Blitz ein. Hin und wieder war auch die Platine im Wechselrichter defekt. Die übrigen Probleme: Die Software zeigte Mängel, das Display im Wechselrichter riss, der Temperaturfühler streikte usw.


Nager sorgen für Ärger:

Rund jeder fünfte Leser hatte Probleme mit den Stromkabeln an der Anlage (Platz zwei in der Statistik). Vielen Teilnehmern an unserer Umfrage war die Ursache zwar nicht bekannt. Aus den wenigen Antworten geht allerdings hervor, dass Marder und Ratten die Hauptübeltäter sind. Sie hatten sich an den Kabeln zu schaffen gemacht. Einige Leser hatten sogar Waschbären auf ihrem Dach! Dennoch wird auch bei den Kabeln von Pfusch durch die Monteure berichtet. So hatten z. B. abrutschende Schneemassen die Stromleitungen auseinander gerissen.


Unnötiger Ärger:

Wären die Kabel mit Bindern an der Unterkonstruktion befestigt gewesen, hätte der Schnee keine Chance gehabt. Idealerweise verschwinden die Stromkabel in Kanälen. Diese sollten aber so gewählt werden, dass Mäuse und Ratten nicht hineinkrabbeln können. Die Enden müssen außerdem mit Silikon abgedichtet werden.


Eindeutig auf das Konto der Installateure geht auch die Tatsache, dass die Kabel mit den Steckern nicht mit den dafür vorgesehenen Spezialzangen, sondern mit Kombizangen oder ähnlichem Werkzeug zusammengepresst wurden.


Auf Platz drei der Pannenstatistik steht das Überwachungssystem der Wechselrichter (etwa 10 % der Teilnehmer, Übersicht 2 auf Seite 161). Dazu zählt nicht nur das Alarmsystem für den Fall, dass der Wechselrichter ausfällt, sondern auch der Einstrahlungssensor auf dem Dach oder beispielsweise die Funkübertragung der Konverter zum Computer.


Herstellerunterschiede konnten wir hier nicht feststellen. Wenn die Ursache bekannt war, dann dominierten vor allem Softwareprobleme, die in der Regel mit einem Update beseitigt werden konnten. Hin und wieder war die Software nicht richtig konfiguriert und der Installateur musste nachbessern. Bei einigen Anlagenbetreibern funktionierte die Funkübertragung von den Wechselrichtern zum Rechner nicht (W-Lan oder Bluetooth).


Scherben bringen kein Glück:

In unserer Statistik folgt auf Platz vier die Glasabdeckung der Module. Sie waren in rund acht Prozent der Fälle ein Problem. Hier fällt ein Hersteller auf: 20 Betreiber mit einer First-Solar-Anlage hatten bereits Glasbruch (33 % der Käufer, Übers. 4, Seite 164). Die Fehlerquote bei den anderen Herstellern liegt dagegen bei maximal 15 %.


Die First-Solar-Kunden haben ausschließlich Dünnschichtmodule auf ihren Dächern. Weil diese sehr viel dünner sind als herkömmliche Produkte, liegt der Verdacht nahe, dass dies der Grund für die Probleme sein könnte. Diesen Zusammenhang konnten wir jedoch bei anderen Herstellern dieses Modultypes nicht nachweisen.


Ohnehin war nur einigen Teilnehmern an unserer Umfrage die Ursache für den Glasbruch bekannt. Und wenn, dann wurde wieder oft dem Monteur die Schuld gegeben. Fünf Installateure hatten die Module beispielsweise so verschraubt, dass diese unter Spannung standen, weshalb nach einiger Zeit die Scheiben rissen.


Einigen Lesern wurde auch Hagel oder im Winter die Schneelast zum Verhängnis. Manch einer gab aber auch Fremdverschulden zu Protokoll, weil z.B. Steine auf die Module geschmissen wurden.


Sorgen bereiteten unseren Stromproduzenten auch die Modulrahmen (etwa 6 % der Leser). Hier fällt bei den freien Antworten vor allem eines auf: Den Modulen mit einem Hohlprofil fehlte oft eine Entwässerungsbohrung. Folge: Wasser drang in den Rahmen ein, konnte nicht abfließen, dehnte sich bei Frost aus und sprengte oder verbog dabei das Profil.


Vor allem ältere Module waren davon betroffen, jüngere hingegen weniger. Offensichtlich hat die Solarbranche das Problem erkannt und die Bohrung ist zum Standard geworden.


Zellen schwächeln:

Platz fünf in der Statistik geht an die Zellen bzw. Strom erzeugenden Schichten in den Modulen (Übersicht 2, Seite 161). Davon betroffen sind fast alle Hersteller. Die Leser mit Anlagen von First Solar, Shell (existiert nicht mehr) und Schüco hatten hingegen etwas mehr Probleme als der Durchschnitt (Übersicht 5).


Bei allen drei Firmen konnten wir die Ursache jedoch nicht genau herausfinden. Lediglich zwei Praktiker mit der Marke Shell beschrieben ihr Problem näher. Demnach hellten sich die Zellen auf und verloren an Leistung. Ein Betreiber mit einer First-Solar-Anlage nannte als Problem Oxidation am Zellenrand.


Produktionsfehler im Modul:

Außerdem fielen uns bei der Durchsicht der Antworten zu den übrigen Herstellern noch ein paar gravierende Fehler auf. So hatten einige Leser „kalte Lötstellen“ entdeckt. Experten sprechen davon, wenn sich Lötzinn nicht richtig mit dem Trägermaterial verbindet. Das kann dann zu Rissen in der Lötstelle führen und somit zu einer Unterbrechung im Stromfluss. Im schlimmsten Falle kommt es sogar zu einem Lichtbogen im Riss und die Anlage beginnt zu brennen.


Einige Leser hatten zudem so genannte Hotspots in den Zellen (englisch: Heiße Stellen). Von diesem Effekt ist die Rede, wenn auf einzelne Zellen innerhalb des Modules Schatten fällt. Diese erzeugen dann keinen Strom und wirken wie ein Widerstand. Die anderen Zellen erzeugen weiterhin eine elektrische Spannung, die so groß werden kann, dass sie den Widerstand überwindet. Wenn dann der Strom durch die verschattete Zelle fließt, kann sich diese stark erhitzen.


Auch die Anschlussdosen sind nicht fehlerfrei. Allerdings hatten nur 3 % der Teilnehmer damit ein Problem. Hier fällt keine Firma aus dem Rahmen. Die Antworten lassen darauf schließen, dass entweder Kontakte in den Dosen defekt waren oder sich die Dosen von den Folien auf der Unterseite der Module lösten.


Bei rund 2 % der Befragten machten die Montagegestelle Probleme. Auch hier gehen fast alle Mängel auf die Installateure zurück: Relativ oft waren die Anlagen nicht für größere Schneemassen ausgelegt. Folge: Das Untergestell verbog sich bei starker Schneelast, drückte in die Dachhaut, zerstörte Ziegel und Wasser drang in das Gebäude ein. Oder aber es wurden zu wenige Dachhaken gesetzt, weshalb sich die wenigen unter der Last der Module verbogen.


Ebenfalls auf der Mängelliste: Die Folien auf der Rückseite der Module (1 % der Solarkraftwerke). Hier haben unsere Leser ihre Probleme nicht näher beschrieben. Es gab auch keine Hersteller, die negativ oder positiv auffielen.


Die Leistung lässt nach:

Neben den Schäden müssen 12 % der Teilnehmer sich auch noch mit Leistungseinbußen ihrer Anlage herumplagen. Im Mittel ließ der Ertrag um rund 12 % nach. Allerdings ist ein Ausreißer mit einem Verlust von 80 % dabei. Der Hersteller der Anlage ist vielen top agrar-Lesern leider bekannt: Antec.


Das Unternehmen hat zwar Konkurs angemeldet, fiel vor eine paar Jahren aber zuhauf mit fehlerhaften Modulen auf und wurde deshalb von einigen Betreibern sogar vor Gericht gezerrt (siehe top agrar 12/2006, Seite 100).


Lässt man diese Firma außen vor, lagen die Verluste im Mittel bei 11 %. In der Regel werden von den Herstellern für die ersten zehn Jahre 90 % und bis zum Ablauf von 20 Jahren 80 % der Anlagen-Leistung garantiert. Da die Module im Mittel erst vier Jahre alt waren, haben die meisten Teilnehmer in unserer Umfrage mit diesem Problem zumindest einen Anspruch auf eine Reparatur oder Austausch der Module.


Die gute Nachricht:

Rund 56 % blieben nicht auf ihren Schäden oder Leistungseinbußen sitzen. Bei 43 % war der Defekt ein Garantiefall, rund 13 % der Betroffenen erhielten auch ohne Garantieanspruch keine Rechnung für die Reparatur. Dennoch mussten 44 Prozent der Praktiker mit Problemen den Schaden selber tragen. Die Antworten haben wir im Übrigen nicht nach Unternehmen sortiert, weil für die Reparatur zunächst der Installateur zuständig ist. Schließlich ist er in den meisten Fällen der Verkäufer der Anlage und somit auch vom Gesetz her für die Reparatur zuständig.


Im Mittel mit der Schulnote 2,4 (1 = sehr gut; 6 = schlecht) beurteilen unsere Leser die Reparatur bzw. Schadensersatz durch den Hersteller bzw. den Monteur. Dementsprechend fallen auch die Wünsche unserer Teilnehmer aus: Die meisten wünschen sich qualifiziertere In­stallateure! Diethard Rolink

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