Der Abwärtstrend bei den Modulpreisen scheint sein vorläufiges Ende gefunden zu haben. An dieser Entwicklung dürften die Anti-Dumping-Zölle der EU nicht ganz unbeteiligt sein. Brüssel will im Schnitt die Module aus dem "Reich der Mitte" ab Anfang Juni mit etwa 47 Prozent Preisaufschlag versehen, wenn diese hierzulande verkauft werden. Selbst Experten hatten nicht damit gerechnet, dass die Aufschläge derart hoch ausfallen.
Damit wächst auch die Unsicherheit und neue Fragen werden aufgeworfen. Woran messen sich die Aufschläge? Welcher Verkaufspreis soll hier gelten? Und welcher Referenzpreis ist hier ausschlaggebend? Sollen in Zukunft alle Produkte zu einem Einheitspreis gehandelt werden, in kontrolliertenMengen? Und wie groß kann das Chaos eigentlich noch werden?
Schneiden sich die Europäer ins eigene Fleisch?
China wird den Druck auf die EU nun weiter verschärfen und ein klarer Verlierer in diesem Handelskrieg steht jetzt schon fest: der europäische PV-Markt selbst. Auf dem Online-Handelsplatz pvXchange ist bislang kein Nachfragerückgang speziell nach chinesischen Produkten erkennbar, doch die Entscheidungsfreudigkeit und tatsächliche Abschlussrate sinkt durch die momentan kaum kalkulierbaren Risiken. Bisher boten beziehungsweise bieten viele Hersteller und Importeure ihre Module mit einem auf Basis von moderaten Zöllen kalkulierten Aufschlag an, in vielen Fällen verbunden mit Vertragsbedingungen, die eine ganz klare Risikoteilung vorsehen. Hierbei sollen die gegebenenfalls anfallenden Mehrkosten geteilt werden, was mit den nun bekannt gewordenen voraussichtlichen Zollraten zu einer satten Mehrbelastung für den Käufer führen würde. Eine professionelle Finanzierung kann so nicht durchgeführt und größere Projekte können kaum mehr realisiert werden.
Während sich chinesische Hersteller wahrscheinlich vorerst zurückziehen und abwarten werden, bleibt den europäischen Herstellern vielleicht erst mal nur noch der Markt mit Klein- und Kleinstanlagen. Aber bildet dieser eine Grundlage für ein dauerhaftes Überleben?