Für ihre Idee wurden sie noch vor ein paar Jahren von der Politik gefeiert: Ein Konsortium aus Großkonzernen, Umweltschützern und anderen Interessengruppen wollte mit riesigen Solarkraftwerken in den Wüsten Nordafrikas Strom für das europäische Festland erzeugen. Doch die anfängliche Euphorie um das Megaprojekt ist verfolgen. Die Initiatoren haben sich zerstritten.
Spiegel Online berichtet, dass ausgerechnet die Desertec-Stiftung – Initiator, Ideen- und Namengeber des Projekts – den Verbund verlassen hat. Der Entzug der Namensrechte drohe.
Initiatoren zertstritten
Die Kündigung sei eine "Notmaßnahme" gewesen, sagt Thiemo Gropp, Geschäftsführer der Stiftung, im Gespräch mit dem Magazin. Man wolle das Projekt Wüstenstrom schützen, das die Stiftung mit anderen Partnern in Saudi-Arabien, Südost-Asien, Chile, Peru und Brasilien vorantreibt. Das Konzept von Desertec solle "nicht unverschuldet in den Sog der negativen Berichterstattung" hineingezogen werden, heißt es in dem Beitrag weiter.
In dem Konsortium gebe es bereits seit längerem Krach. Umweltschützer und auch die Desertec-Stiftung werfen beispielsweise den Vertretern der Wirtschaft vor, dass Projekt einseitig zu ihren Gunsten ausnutzen zu wollen. Zudem hätten der Geschäftsführer der Stiftung (Gropp) und die beiden Chefs der Industrieinitiative (Paul van Son und Aglaia Wieland) jeweils unterschiedliche strategische Vorstellungen über das Megaprojekt, so Spiegel Online zu den Gründen.
Der Desertec-Stiftung sei vor allem das Auftreten Wirtschaft verärgert. Ein großer Energieversorger hätte zum Beispiel versucht, ein Kohlekraftwerk in Chile zu bauen und gleichzeitig bei der Bundesregierung Subventionen für das Wüstenstromprojekt abzustauben. Das passe nicht zu der Prinzipien der Stiftung "lokale Wertschöpfung und maximaler Umweltverträglichkeit". Man habe zudem den Eindruck, die Wirtschaft nutze das Projekt nur, um sich ein grünes Image zulegen zu können.
Kampf der Kulturen
Die Industrie hingegen sieht die Sachlage anders. Man sei von Anfang an dem Misstrauen der Umweltschützer ausgesetzt gewesen, zitiert Spiegel Online die Wirtschaftsvertreter. "Dass wir da mitmachen, hat nicht in deren Weltbild gepasst", zitiert der Spiegel ein Mitglied des Konsortiums.
Desertec glaubt dennoch daran, dass eines Tages Strom aus den Wüsten Afrikas nach Europa fließt. Sogar ein Wiedereintritt in das Konsortium sei möglich. "Voraussetzung ist, dass die Eckpunkte des Desertec-Konzepts künftig von uns überwacht werden und dass die Stiftung die alleinige Richtlinienkompetenz für die Umsetzung des Projekts hat", so Gropp. (-ro-)