Für eine künftige Vollversorgung mit erneuerbaren Energien spielen Strom, Kraftstoff und Wärme aus Biomasse eine entscheidende Rolle. Das hat der Sprecher der Agentur für Erneuerbare Energien (AEE), Alexander Knebel erklärt. „Für eine Energieversorgung, die mehr und mehr durch Erneuerbare stattfindet, ist Strom aus Biomasse auch deshalb unverzichtbar, weil die Energie aus Acker und Wald einspringen kann, wenn der Wind einmal nicht weht oder die Sonne nicht scheint“, betonte Knebel.
Wie der AEE-Sprecher deutlich machte, könnten Biogasanlagen als Produzenten stabil verfügbarer Energie mit einer zunehmenden Stromversorgung aus fluktuierenden erneuerbaren Quellen somit auch neue Aufgaben übernehmen. Das Wachstum der erneuerbaren Stromerzeugung soll sich laut den Plänen der Bundesregierung künftig allerdings schwerpunktmäßig in den Bereichen Wind und Solar abspielen.
Neue Alternativen
Laut Knebel besteht auch im Bioenergiesektor noch Wachstumspotential. Auf gut 4 Mio. ha könnte die für energetische Zwecke genutzte landwirtschaftliche Fläche in Deutschland mittelfristig bei nachhaltiger Nutzung wachsen. Das hätten auch die jüngsten Langfristszenarien im Auftrag des Bundesumweltministeriums bekräftigt. Im vergangenen Jahr seien Ackerpflanzen von rund 2 Mio. ha in den Bioenergiesektor gegangen, davon rund 1 Mio. ha Raps zur Biodieselerzeugung und rund 800.000 ha Mais für die Biogasproduktion.
„Zum Mais als Energiepflanze für die Biogasanlagen sind vielversprechende Alternativen gekommen“, führte der AEE-Sprecher weiter aus. Dazu gehörten die klassischen Zuckerrüben ebenso wie ökologisch besonders sinnvolle Anbaukonzepte beispielsweise mit Gras oder auch mit der Durchwachsenen Silphie als Newcomer unter den Energiepflanzen.
Mehr kommunale Wertschöpfung auf dem Lande
Weit mehr als 120.000 Menschen arbeiten laut Angaben des AEE-Sprechers mittlerweile in der Bioenergiebranche. Unter Berufung auf kürzlich vom Bundesumweltministerium herausgegebene Daten bezifferte er die Zahl der Beschäftigten im Bereich Biogas auf mehr als 50.000. Im Biokraftstoffsektor arbeiteten allein über 23.000 Menschen. Damit habe die Zahl der Beschäftigten trotz der schwierigen Marktbedingungen im Biokraftstoffsektor stabil gehalten werden können. Insgesamt gehe das Bundesumweltministerium von fast 382.000 Beschäftigten in der Erneuerbaren-Energien-Branche aus. In der konventionellen Energieversorgung seien dagegen bundesweit rund 200.000 Menschen tätig, unterstrich Knebel. Er hob außerdem hervor, dass das Wachstum der erneuerbaren Energien in den letzten Jahren durch den Strombereich mit einem Anteil von mittlerweile rund 20 % an der Energieversorgung getragen worden sei. Im Wärme- und Kraftstoffsektor fehle es hingegen, bedingt durch die Rahmenbedingungen, derzeit an Impulsen für umweltfreundliche Energie aus Biomasse.
Hunderte neuer Energiegenossenschaften
Der Boom der erneuerbaren Energien hat laut Knebel neue dezentrale Strukturen geschaffen, die ländlichen Regionen einen Zuwachs an kommunaler Wertschöpfung beschert haben. Dazu zählte er zusätzliche Gewerbe- und Einkommensteuereinnahmen sowie Gewinne und Einkommen durch Beschäftigung. Erneuerbare Energien hätten pro Jahr zweistellige Milliardenbeträge zur kommunalen Wertschöpfung beigetragen. Landwirte seien hier durch Investitionen in Biogas- und Solaranlagen, aber auch durch Engagement auf dem Windenergiesektor, wichtige Impulsgeber. Neben den Aktivitäten Einzelner seien auch neue Organisationsformen entstanden oder alte zu neuem Leben erweckt worden. „Hunderte neu entstandener Energiegenossenschaften zeigen dies“, unterstrich der AEE-Sprecher mit Blick auf die finanzielle Beteiligung von Bürgern an der Energiewende. Solche Investitionen seien künftig auch in anderen Bereichen denkbar, beispielsweise beim Netzausbau. (AgE)