Bisher 104 Gas-Grundversorger wollen zum Jahresende ihre Preise um durchschnittlich 7,1 % erhöhen. Das berichtet das Vergleichsportal Verivox. Wer z.B. 20.000 Kilowattstunden verbraucht hat Mehrkosten in Höhe von rund 100 € pro Jahr. Nur zwei Versorger wollen ihre Preise senken, heißt es.
Neben höheren Gasnetzgebühren schlägt nun vor allem der neue CO2-Preis zu Buche, argumentieren die Versorger. Ab Januar 2021 werden Unternehmen aus den Bereichen Wärme und Verkehr verpflichtet, Verschmutzungsrechte für die von ihnen in Umlauf gebrachte Energie zu kaufen. Pro Tonne werden zunächst 25 € fällig.
Thorsten Storck von Verivox schätzt, dass wir gerade erst am Anfang einer Gaspreiswelle stehen. Durch den neuen CO2-Preis kämen viele Versorger in Zugzwang, die Mehrkosten an ihre Kunden weiterzureichen. Da der CO2-Preis in den kommenden Jahren zunächst weiter steigen soll, müssten sich Verbraucher wohl mittelfristig auf weitere Preisrunden einstellen.
Strom- und Gasnetzgebühren bleiben umstritten
Weiteres Ärgernis sind die Gebühren für die Strom- und Gasnetze. Sie machen rund ein Fünftel des Preises für Haushaltskunden aus, erklärt Verivox weiter. Die Rendite, die Strom- und Gasnetzbetreiber erwirtschaften dürfen, wird staatlich festgelegt und ist sehr umstritten. Für die kommenden Jahre zeichnen sich neue Auseinandersetzungen ab.
Bisher hat die Bundesnetzagentur noch keine Entscheidung über die künftige Höhe der staatlich garantierten Renditen für die Betreiber von Strom- und Gasnetzen getroffen. „Unser Zeitplan sieht eine Festlegung der Eigenkapitalverzinsung im Herbst 2021 vor“, sagte ein Sprecher der Behörde am Montag. Über die Höhe lasse sich jetzt noch keine Prognose treffen. „Ziel ist es, marktgerechte Eigenkapitalzinssätze festzulegen, die Investitionen in die Strom- und Gasnetze weiterhin gewährleisten“, sagte der Sprecher laut Verivox weiter.
Gewerkschaft wehrt sich gegen niedrigere Renditen
Die Gewerkschaft Verdi hatte vor einer Absenkung der Sätze gewarnt. Die Eigenkapitalverzinsung geht in die Netzentgelte ein, die von den Verbrauchern mit ihren Strom- und Gasrechnungen bezahlt werden. Der Zinssatz wird jeweils für fünf Jahre festgelegt. Beim Gas beginnt die neue Regulierungsperiode 2023, beim Strom 2024.
Die Gewerkschaft Verdi hatte in einem Brief an Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) vor einer Senkung der Renditen gewarnt. Wenn der Eigenkapitalzinssatz „wie erwartet durch die Bundesnetzagentur in der nächsten Regulierungsperiode gesenkt wird, werden Investitionen in die Netze immer weniger wirtschaftlich und Bestandsinvestitionen entwertet“, heißt es in dem Schreiben, über das die „Wirtschaftswoche“ zuerst berichtet hatte und das der Deutschen Presse-Agentur vorliegt. Wenn dies so komme, werde sich der wirtschaftliche Druck negativ auf die Beschäftigten auswirken.
Bundesgerichtshof gab Bundesnetzagentur Recht
Über die Höhe der aktuell gültigen Eigenkapitalverzinsung hatte es Streit zwischen der Bundesnetzagentur und den Netzbetreibern gegeben. Die Auseinandersetzung ging bis vor den Bundesgerichtshof, der im Sinne der Netzagentur entschied.