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topplus Beispiel Innung Berlin

Mangel an Wärmepumpen-Monteuren – 40 % brechen Lehre ab

Nur etwa 20 % der Berliner Auszubildenden im Bereich Heizung/Sanitär sagen, dass es ihr größter Berufswunsch war, Wärmepumpen-Installateur zu werden. Die Abbruchquote ist entsprechend hoch.

Lesezeit: 4 Minuten

Bei der Energiewende steht Deutschland erst am Anfang. Ab 2024 soll der Umstieg auf Wärmepumpen staatlich stärker gefördert werden. Die Hersteller haben bereits mit einer Produktionsausweitung reagiert, nur beim Einbau in den Häusern dürfte es noch lange Engpässe geben.

Es fehlen schlicht Fachkräfte, also in diesem Fall Anlagenmechaniker für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik (SHK). Das bestätigt auch Andreas Koch-Martin von der SHK-Handwerksinnung Berlin im Interview mit dem Spiegel.

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Er erwartet für seine Branche bis 2030 einen Höchstwert von 60.000 unbesetzten Fachkräftestellen bundesweit. Und Besserung ist kaum in Sicht. Als Problem erweist sich dabei auch die hohe Abbrecherquote bei der Ausbildung. Laut aktueller Statistik des Bundesinstituts für Berufsbildung würde die Vertragslösungsquote in Berlin bei 40,9 % liegen.

Lustlos und eigentlich im falschen Job

Bei der Suche nach Gründen kam laut Koch-Martin heraus, dass Lehrlinge den Großteil der Ausbildung bei einem Monteur mitlaufen. „Monteure sind in der Regel aber keine ausgebildeten Führungskräfte. Sie müssen junge Azubis mehr an die Hand nehmen, um Frustration zu verhindern“, fordert er.

Das Hauptproblem sei jedoch, dass nur etwa 20 % der Berliner Sanitär-Auszubildenden den SHK-Installateur als ausgesprochenen Berufswunsch ansehen. 80 % würden die Lehre in dem Bereich nur beginnen, weil sie von ihren Eltern, Bekannten oder dem Jobcenter geschickt wurden, so der Innungsvertreter. „Kaum jemand träumt davon, Wärmepumpen zu installieren.“

Die Handwerksvertretung kann daran wenig ändern. Als schnelle Hilfe unterstützt die Innung junge Leute beim Wechsel des Ausbildungsbetriebs, etwa wenn das Klima zu den Mitarbeitern oder zum Chef nicht stimmt. In Berlin sei die Abbruchquote inzwischen auf 10 % gesunken.

Sehr anspruchsvolle Abschlussprüfung

Mit den früheren Sanitärjobs hat der SHK-Installateur heute auch nicht mehr soviel gemein, erfuhr der Spiegel weiter. Es handele sich um einen anspruchsvollen Beruf mit einer schwierigen Abschlussprüfung.

„Installationstechnik heißt 2023 nicht mehr: eine Armatur in die Wand schrauben und einen Wasserhahn montieren. Wir haben heute automatisierte Spülsysteme in Toiletten. Bei den Heizungen haben wir neben Gas- und Öl-Heizsystemen auch die Erneuerbare-Energie-Systeme. Die Anforderungen sind gewachsen. Man muss viel lernen, um diese Arbeit gut zu beherrschen“, schildert Koch-Martin.

Der Spiegel erinnert in dem Zuge daran, dass vor Jahren die Ausbildungen Heizungsinstallateur und Sanitärinstallateur zusammengelegt wurden. Nun seien noch die Bereiche Lüftungstechnik und erneuerbare Energien dazugekommen. Die hohen Anforderungen bestätigt Koch-Martin. „Die Energiewende im Zuge des Klimawandels macht unsere Ausbildung immer komplexer. In vielerlei Hinsicht hat Deutschland den Anschluss nicht schnell genug hinbekommen: Erst kam die Industrie mit der Produktion an Wärmepumpen nicht hinterher. Nun mangelt es an nötiger Qualifikation im Handwerk.“

Schulische Bildungslücken nehmen zu

Und noch ein Problem verschärft sich bundesweit – generell im Handwerk: Die schulische Vorbildung nimmt ab. Beim Eignungstest habe die Innung etwa auch einen Mathetest speziell für das Handwerk integriert. Hatte da vor zehn Jahren noch ein Drittel Förderbedarf, seien es heute zwei Drittel. Das Niveau insgesamt habe nachgelassen, egal ob die Auszubildenden einen Migrationshintergrund haben oder nicht.

Aber auch das ist ein Thema: In der SHK-Branche haben die Berliner Wärmepumpeninstallateure bundesweit den größten Migrationsanteil. Bei den Auszubildenden haben 8 % einen Fluchthintergrund. Da kann das sprachliche Verständnis in der Ausbildung schon ein Hindernis sein. Koch-Martin betont aber, dass auch viele deutsche Lehrlinge die Texte nicht immer verstehen.

Zunehmend Unqualifizierte im Einsatz

Mit einiger Sorge sieht er, dass neuerdings niedrig qualifizierte Quereinsteiger mit der Installation von Wärmepumpen betraut werden. Das Ergebnis sei häufig desaströs: Es würden Dachziegel zerstört und Elektroleitungen falsch verlegt, berichtet er aus seiner Erfahrung. „Eine Wärmepumpe ist eine hochkomplexe Anlage, unsere Ausbildung ist in ihrer umfangreichen Form angemessen. Unsere Leute müssen das Handwerk mit all den Finessen erst einmal lernen.“

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