Nicht in den Veredlungsregionen Niedersachsens ist die Dichte an Biogasanlagen am höchsten, sondern in der Lüneburger Heide. Das hat Dr. Gerd Höher vom niedersächsischen Landwirtschaftsministerium vor kurzem Februar bei einer Konferenz der Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe (FNR) in Berlin deutlich gemacht. Als Maßstab zog er die installierte Leistung pro Hektar Ackerfläche heran.
Demnach führen die Landkreise Celle und Soltau-Fallingbostel als ackerbaulich geprägte Regionen die Rangliste mit einer Anlagendichte von jeweils 0,53 Kilowatt pro Hektar (kW/ha) an; erfasst wurden nur Biogasanlagen, die den Bonus für nachwachsende Rohstoffe (Nawaro-Bonus) erhalten, was für knapp 90 % der Anlagen gelten dürfte. Dicht dahinter folgen allerdings Oldenburg und Cloppenburg als Landkreise mit hoher Viehdichte und einer Biogasanlagenkonzentration von 0,48 kW/ha beziehungsweise 0,43 kW/ha. Relativ niedrig ist die Anlagendichte laut Höher in typischen Milchviehregionen an der Nordseeküste. So wurde beispielsweise in den Landkreisen Cuxhaven und Wittmund eine Anlagenkonzentration von 0,12 kW/ha beziehungsweise 0,13 kW/ha für die Nawaro-Anlagen ermittelt.
Für Höher zeigen diese Daten, dass es hier keine Flächenkonkurrenz gibt. Wohl aber habe der Güllebonus zu einem massiven Biogasausbau geführt. Das Wachstum der Biogasbranche in den Ackerbauregionen begrüßt er. Der Mais erweitere die Fruchtfolgen in den Ackerbauregionen Niedersachsens.
Anders sieht es in den Veredlungszentren aus. Dort bringt es der Mais laut seinen Zahlen mittlerweile auf einen Anteil von 40 % an der Ackerfläche, wovon allerdings nur 8 % in die energetische Nutzung gehen. Noch höher, nämlich bei 50 % liegt laut Angaben des niedersächsischen Landwirtschaftsministeriums der Maisanteil in den Milchviehregionen. Davon entfallen 40 % auf Futtermais und 10 % auf Energiemais. Anders als in den Veredlungsregionen stellt sich laut Höher in den Milchviehgebieten aber nicht das Problem der Nährstoffüberschüsse.
Im Hinblick auf das Grünland sieht der Experte aus dem Agrarressort die Entwicklung der Bioenergie in Niedersachsen recht gelassen und weist eine direkte Verbindung zwischen der Expansion des Biogassektors und dem Grünlandrückgang zurück. Vielmehr betonte er in Berlin die langfristigen Trends. Im Jahr 1960 habe man in Niedersachsen 1,2 Mio. ha Grünland gehabt, mittlerweile seien es nur noch 700.000 ha. Der Grünlandverlust könne nicht allein auf Biogas zurückgeführt werden. Auch regional lasse sich ein allgemeiner Zusammenhang zwischen der Grünlandumwandlung und der Biogasnutzung nicht nachweisen. Laut Höher wandert Gras - technische Entwicklungen rund um Rührwerk und Vergärer machen es möglich - zunehmend in die Fermenter, und zwar im vergangenen Jahr der Aufwuchs von rund 20.000 ha. Weil Kühe und Biogasanlagen letztendlich mit denselben Rohstoffen gefüttert werden, sieht der Experte aus dem niedersächsischen Agrarressort starke Synergien für den Bau von Biogasanlagen in Milchviehregionen, gerade bei Betrieben mit 150 und mehr Kühen.