In den Stromnetzen Deutschlands kam es im Juni zu starken Schwankungen. An manchen Tagen gab es eine deutliche Untereinspeisung von Strom, so dass der Markt für Regelenergie die Engpässe kurzfristig ausgleichen mussten, berichtet der Spiegel.
Hätte der internationale Markt nicht binnen Minuten die Unterversorgung ausgeglichen, hätte das gesamte System aus der Balance geraten können, heißt es. Schwankt auch die sogenannte Stromfrequenz, könnten ganze Fabriken aus dem Takt kommen. Die angespannte Lage hätten die Netzbetreiber nur durch Unterstützung der europäischen Partner meistern können, berichten Insider.
An der Strombörse, wo die Regelenergie gehandelt wird, schlugen in der Folge die Kurse aus. Eine Megawattstunde kostete am vergangenen Samstag in der Spitze 37.856 Euro, obwohl man sie in ruhigen Zeiten teils schon für zehn Euro bekommt. Insgesamt lagen die Regelenergiekosten am 29. Juni bei rund 17 Millionen Euro, an normalen Tagen kommen teils nur wenige Tausend Euro zusammen.
Eine erneute Unterdeckung scheint dafür nicht der Auslöser gewesen zu sein. Der Preisschub vom vergangenen Samstag scheine eher damit zusammenzuhängen, dass die Netzbetreiber die vorgehaltene Minutenreserve kurz zuvor verdoppelt hatten - eben damit es nicht noch einmal zu kritischen Engpässen kommt. Der Markt habe dies offenbar als Warnsignal gedeutet, sagte ein Branchenkenner dem Spiegel.
Marktteilnehmer vermuten hinter den Engpässen im Juni das Werk von Spekulanten. Es besteht demnach der Verdacht, dass Händler Versorgungslücken im Regelenergiemarkt zunächst bewusst nicht ausgeglichen hätten, um später höhere Gewinne einzustreichen.
Wenn dies an vielen Stellen gleichzeitig passiert, steigen nicht nur die Preise - es steigt auch die Gefahr eines Blackouts. Die aktuellen Rahmenbedingungen des Regelenergiemarkts sind nach Darstellung von Kraftwerksbetreibern nicht ausreichend, um solche Manipulationen zu unterbinden.