Drei von sechs Brütereien aus NRW haben bei einer Abfrage durch das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (Lanuv) angegeben, die männlichen Küken einer Legerasse ins Ausland zu verkaufen. Eine Brüterei gab Medienberichten zu, dass sie dort getötet werden, was in Deutschland sei 2022 nicht mehr erlaubt ist.
Man habe im November 2022 bei den Brütereien angefragt, gehe aber weiter davon aus, dass die Zahlen aktuell seien, sagte eine Lanuv-Sprecherin der dpa.
Die Verbraucher- und Tierschutzorganisationen Foodwatch, Animal Society und die Deutsche Juristische Gesellschaft für Tierschutzrecht erstatteten mit Blick auf das Vorgehen der Brüterei Anzeige gegen unbekannt bei der Düsseldorfer Staatsanwaltschaft, wie Foodwatch am Freitag mitteilte. Die Kritiker sehen hier eine Verbrauchertäuschung und ein falsches Signal an Brütereien, wenn Verstöße nicht verfolgt werden. Das zeige sich bereits daran, dass die entsprechende Brüterei sich so sicher zu fühlen schien, dass sie selbst die Angabe machte, Küken zur Tötung ins Ausland gebracht zu haben, heißt es.
Offenbar Gesetzeslücke
Der Zentralverband der Deutschen Geflügelwirtschaft (ZDG) erklärte gegenüber Medien, dass im europäischen Binnenmarkt grundsätzlich der freie Warenhandel bestehe. Männliche Eintagsküken seien daher im Binnenmarkt frei handelbar und dürften aus Deutschland ausgeführt werden, wird ZDG-Geschäftsführer Wolfgang Schleicher zitiert.
Mit der derzeitigen Regelung sind die Geflügelzüchter unzufrieden: „Die Einführung des Verbots des Kükentötens mit der politischen Brechstange war ein Fehler und hat im Brütereibereich Existenzen gekostet“, kritisierte Schleicher. Die Mehrzahl der in Deutschland ansässigen Legehennenbrütereien hätten zwischenzeitlich geschlossen, nur sieben von 17 ZDG-Mitgliedsbetrieben hätten überlebt.
Nötig ist Schleicher zufolge „eine europäische Regelung, Technologieoffenheit hinsichtlich der Selektionsverfahren im Ei und eine ehrlichere Debatte über das Töten von Küken“. Am Ende werde auch der aufgezogene Bruderhahn getötet – nur später, wenn er nicht mehr so putzig aussehe. „Das ist nichts anderes als eine gesellschaftspolitische Doppelmoral“, sagte er.