Ab Anfang nächsten Jahres ist Schluss mit dem Töten männlicher Küken in Deutschland. Stattdessen sollen Verfahren zum Einsatz kommen, mit denen sich das Geschlecht schon im Ei bestimmen lässt.
Ein Team um Prof. Dr. Helene Dörksen von der Technischen Hochschule Ostwestfalen-Lippe hat zusammen mit der Hochschule Coburg eine Methode zum Patent angemeldet, die die Geschlechtsbestimmung im Ei schon zwischen Tag 3 und 6 möglich macht.
„Im Ei entstehen unterschiedliche Mengen von geschlechtsspezifischen biologischen Komponenten bei männlichen und weiblichen Küken, die leuchten wir durch ein winziges Loch in der Eischale mit einem Laser an. Anhand der Intensität des Lichtes, das sie zurückwerfen, können wir das Geschlecht des Embryos im Ei bestimmen“, sagt Mathematikerin Prof. Dr. Helene Dörksen.
In der Wissenschaft heißt dieses Verfahren Fluoreszenzspektroskopie und kommt ursprünglich aus der Analytischen Chemie. „Man weiß schon lange, dass viele organische und nichtorganische Stoffe auf natürliche Weise unterschiedlich leuchten“, erklärt Prof. Dörksen. „Dieses unterschiedliche Leuchten kann man in gemessenen Spektren sehen und analysieren.“
Im vergangenen Jahr hatte die TH OWL Bundesagrarministerin Julia Klöckner sowie NRW-Landwirtschaftsministerin Ursula Heinen-Esser das besonders schnelle und schonende Verfahren zur Geschlechtsbestimmung im Ei bereits vorgestellt.
Der entscheidende Vorteil gegenüber bereits bekannten Methoden: Die Fluoreszenzspektroskopie funktioniert schon bei 3 bis 6 Tage alten Hühnereiern, wobei die Messung durch die Eihaut erfolgt. „Zu diesem frühen Zeitpunkt hat der Embryo noch kein Schmerzempfinden. Bei anderen Verfahren muss das Ei außerdem komplett geöffnet werden, wir brauchen lediglich ein etwa 2 mm großes Loch in der Kalkschale“, erklärt Prof. Dörksen. „Der Laser dringt nicht tief ins Ei ein, sondern nur oberflächlich und ganz kurz – wir sprechen hier von Nanosekunden, die nicht wahrnehmbar sind“, so die Mathematikerin.
„Mathematik wird immer als sehr abstrakt wahrgenommen – dieses Verfahren zeigt, dass man aus einer Methode eine konkrete Anwendung erarbeiten kann, die nicht nur im Labor funktioniert, sondern praxistauglich ist. Das ist für mich persönlich ein großer Erfolg. “