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Landwirtsfamilie schafft Kinderstube für Biohennen

Auf dem Bio-Betrieb von Familie Ritzhaupt wachsen jetzt Bio-Küken zu Bio-Legehennen heran. Dafür wurden zwei konventionelle Aufzuchtställe umgebaut. Die Arbeit im Stall ist jetzt komfortabler.

Lesezeit: 5 Minuten

Unsere Autorin: Brigitte Stein. Diese Reportage ist zuerst erschienen im bioland-Fachmagazin Juli 2024.

Die ganze Familie staunte, als Felix Ritzhaupt die ersten Bio-Eintagsküken im erneuerten Aufzuchtstall zu Bio-Junghennen heranzog. „Keiner hätte gedacht, dass die Tiere nicht aufeinander losgehen, obwohl sie Tageslicht haben und die Schnäbel nicht kupiert sind“, freut sich der junge Betriebsleiter in Wiesloch noch heute.

„Überraschend, wie weit sich die Genetik entwickelt hat“, sagt er begeistert. Denn auf dem Familienbetrieb Thomas Lauer in Wiesloch existiert eine lange Erfahrung mit der Junghennenaufzucht. Bis 2008 gab es hier 80.000 Tierplätze in insgesamt vier Stallgebäuden für die Aufzucht teils für Boden-, teils für Käfighaltung.

Weil ein Umbau zu teuer und eine zusätzliche Arbeitskraft notwendig gewesen wäre, legte die Familie damals den Betriebszweig vorerst auf Eis. Die vier Stallgebäude standen seitdem leer. Sie waren noch in sehr gutem Zustand, als Schwiegersohn Felix Ritzhaupt den Betriebszweig wieder aktivieren wollte. Er hat sich eine Reihe Betriebe angeschaut – konventionelle wie ökologische –, bis der Entschluss feststand: „Wir starten wieder und bauen dafür nach Bio-Richtlinien um.“

Angenehme Arbeit im hellen Stall

„Die junge Generation hat sich für Bio entschieden, weil die Tiere so aufwachsen, wie man sich das so vorstellt“, erklärt Ritzhaupt. Die Besatzdichte ist geringer. Der Stall ist heller, „das macht das Arbeiten im Stall weitaus angenehmer“, ist er glücklich mit der Entscheidung. „Es liegt Stroh im Stall und die Tiere baden regelrecht in der Einstreu. So stehen wir voll hinter unserer Tierhaltung“, sagt er, wenngleich er nicht alle Vorschriften praxisnah findet.

Anfang 2020 begann der radikale Umbau, im April 2021 gingen zwei völlig umgestaltete Ställe mit insgesamt 14.000 Junghennenplätzen in Betrieb. „Für uns sind das sehr wenig Tiere“, schmunzelt Ritzhaupt. Beim Umbau wurden die Gebäude vollständig entkernt und etwa in der Mitte geteilt. In der einen Hälfte wurden die Außenmauern aufgebrochen, um einen Kaltscharrraum herzustellen. Den dürfen die Tiere ab Tag 51 nutzen.

Ausflugklappen führen von dort in den Grünauslauf, wohin die Jungtiere ab dem 71. Lebenstag können. Insgesamt bleiben die Junghennen bis zur 18. Woche auf dem Betrieb in Wiesloch.

Weiterer Stall wäre schön, aber nicht möglich

Gerne hätte Ritzhaupt noch ein weiteres Stallgebäude für die Bio-Voraufzucht umgebaut. Die heranwachsenden Jungtiere hätte er nach neun Wochen umgestallt und auf die beiden anderen Ställe verteilt. „Dann ginge der Rhythmus auf und wir kämen zum doppelten Durchsatz“, erklärt er die Idee. Doch gemäß der neuen EU-Ökoverordnung brauchen die Küken schon ab der siebten Woche einen Kaltscharrraum. Dafür würde der Platz im Gebäude nicht ausreichen. So belässt der junge Betriebsleiter es bei zwei Ställen, die er synchron belegt.

Wöchentliche Kontrolle sorgt für Qualität

Er zieht in der Regel Lohmann-Genetik auf: Lohmann Light, Lohmann Brown und Sandy. Wöchentlich dokumentiert Ritzhaupt Futteraufnahme, Trinkmenge, Gewichte und Uniformität. Dafür werden jeweils 50 Tiere einer Rasse gewogen, um unverzüglich auf Abweichungen zu reagieren.

Bevor ein Teil der Gruppe in der Entwicklung zurückbleibt, gibt es eine zweite, leicht verzögerte Fütterungszeit. So bekommen die schwächeren Tiere ebenfalls genug Nährstoffe. Zudem lernen die Jungtiere in der Aufzucht einiges: „Wir behandeln die Tiere, als würden wir sie behalten“, erklärt Ritzhaupt.

Wir bringen den Junghennen bei, abends hochzugehen
Felix Ritzhaupt

Anfangs werden die Küken mit vielen Besuchen und Fütterung von Hand an Menschen gewöhnt. Spätestens ab Tag 21 dürfen sie die Anlage verlassen. Dabei lernen sie, sich im Volierensystem zu bewegen. Damit sie abends hochgehen, bleiben Familienmitglieder bei den Jungtieren, während das Licht abgedimmt wird.

„Wir achten darauf, dass sie nicht in Panik geraten und sich dann gegenseitig erdrücken. Anschließend setzen wir alle Tiere, die noch am Boden sind, nach oben“, erläutert Felix Ritzhaupt die Erziehung. Die Tiere werden so lange hochgesetzt, bis abends kein Tier mehr am Boden zurück bleibt.

Konjunktur bestimmt die Nachfrage

Die Sitzstangen sind der begrenzende Faktor für die Tierzahl in den Ställen. Felix Ritzhaupt hat vor Baubeginn mit vielen Herstellern getüftelt, wie sich deren System auf das bestehende Gebäude anpassen lässt. Außerdem hatte die Familie, die sich mit Geflügelstalleinrichtungen auskennt, ebenfalls Ansprüche gestellt: „Wir wollten keine Elemente, die man zusätzlich einbauen und separat reinigen muss. Unsere Anlage kann jetzt alles, was wir über den Zeitraum der Aufzucht brauchen.“

Fienhage Poultry-Solutions konnten mit ihrem Service überzeugen: Aufstiegshilfen und Anflugbalkone kann man ausklappen und sie sogar zum Ausstallen betreten. Zur Eröffnung der erneuerten Ställe gab es keine Einweihungsfeier. Denn im April 2021 waren die Corona-Quarantänemaßnahmen strikt. Dennoch hat der Betrieb einen günstigen Zeitpunkt für den Neustart bei Bioland erwischt, sagt Ritzhaupt heute.

Das Baumaterial war bereits vor Ort, die Bauarbeiten wurden kurz vor dem Lockdown abgeschlossen. Es folgte die starke Nachfrage der Verbrauchern nach Bio-Eiern. Bio-Betriebe suchten Bio-Junghennen, die Ritzhaupt liefern konnte.

Junghenne muss fit und legebereit sein

Ende vorigen Jahres wurde das Geschäft am Bio-Markt schwieriger, erinnert sich der Junghennen-Aufzüchter: Die Futterkosten stiegen, der Eierabsatz ging zurück. Viele Bioland- und Naturland-Hennenhalter behielten ihre Legehennen länger, kauften später erst Junghennen nach.

Die fertige Junghenne muss fit und legebereit sein. Es darf nicht zulasten der Hennen gehen, wenn Ritzhaupt sich bemüht, die Futterkosten zu senken. Darum kauft er das Mischfutter zu, derzeit bei der Kaisermühle. Sein eigenes Bio-Getreide von 60 Hektar verkauft direkt nach der Ernte.

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