Den zwei Millionen privaten Waldeigentümern in Deutschland winkt Brüssel mit Prämien für die Aufforstung von einem Hektar Neuwaldfläche. Die Gemeinsame Agrarpolitik (GAP) macht es ab 2020 möglich.
Der für Europas Wälder zuständige EU-Agrarkommissar Phil Hogan wirbt mit einer „Ein-Hektar-Initiative“ unter Europas Landwirten für die Aufforstung von mindestens einem Hektar Wald, um Biodiversität und Klimaschutz zu stärken.
„Die Mitgliedstaaten können mit Mitteln aus der 2. Säule für den Siebenjahreszeitraum ab 2020 Landwirte mit GAP-Mitteln belohnen, die einen Hektar Wald anlegen“, sagte Hogan am Donnerstag in Brüssel zum Auftakt der zweitägigen Konferenz „Die Zukunft der europäischen Wälder“.
Voraussetzung für die Zuwendung von EU-Aufforstungshilfen für einen Hektar Wald pro landwirtschaftlichem Betrieb sei die Koppelung an Biodiversität sowie klima- und umweltfreundlichen Rahmenbedingungen. Die EU-Fördermaßnahme unterstütze den Ansatz der Konditionalität, wonach Landwirte öffentliche Gelder für öffentliche Leistungen beanspruchen könnten.
Um den bürokratischen Aufwand gering zu halten, sieht der Kommissionsvorschlag Einmalzahlungen oder Pauschalvergütungen für einen bis zu Siebenjahreszeitraum vor. Die EU-Aufforstungsprämien könnten für Grenzertragsböden oder zwischen großen Ackerflächen zur Erhöhung der Biodiversität gezahlt werden.
„Eine über die gesamte EU verbreitete `Eine Hektar-Initiative` kann zur Bildung von wertvollen Biodiversitätsflächen beitragen mit positiven Effekten zur Wasserspeicherung und der Vermeidung von Bodenerosion“, sagte Hogan in seiner Einführungsrede vor rund 500 Land- und Forstwirten.
Landwirte sind größte private Waldbesitzer
Deutschland ist eines der waldreichsten Länder der Europäischen Union. Mit 11,4 Millionen Hektar ist knapp ein Drittel der Gesamtfläche mit Wald bedeckt. In den letzten zehn Jahren hat die Waldfläche in Deutschland um 50.000 Hektar beziehungsweise 0,4 Prozent zugenommen.
Nach den Erhebungen der Bundeswaldinventur von 2016 sind 48,0 Prozent der deutschen Waldfläche Privatwald und verteilen sich auf knapp zwei Millionen Eigentümer.
Nach Ergebnissen der Agrarstrukturerhebung 2013 entfallen auf die landwirtschaftlichen Betriebe rund 1,3 Millionen Hektar Wald. Deutschlands Bauern sind nach dem Staatswaldbesitz der Länder (29%) die größten privaten Waldbesitzer. Kirchen, Pfarreien und Klöster bewirtschaften hingegen nur rund 150.000 Hektar Waldflächen.
Der größte Waldbesitzer in Deutschland ist der Freistaat Bayern mit rund 778.000 Hektar, die im Wesentlichen von den Bayerischen Staatsforsten (BaySF) bewirtschaftet werden. Das Bundesland mit dem größten Privatwaldanteil ist Nordrhein-Westfalen mit 66,8 Prozent.
Dürreschäden in Wäldern sollen auch über 2018 hinaus von Brüssel kofinanziert werden
Brüssel wendet sich daher vor allem auch an die deutschen Forst- und Landwirte, die Wald neben der Einkommensquelle auch als Kulturgut erachten. Phil Hogan sagte den deutschen Waldbesitzern angesichts der Trockenperiode des Dürrejahres 2018 und der drohenden Borkenkäferplage Unterstützung aus Brüssel zu:
„Die Waldbesitzer können angesichts klimabedingter extremer Wetterphänomene wie Stürmen, Überschwemmungen und Trockenheit mit Hilfen aus der GAP zum Schutz und Bestand der Wälder rechnen. Nicht nur in diesem Jahr, sondern auch unter der neuen GAP-Periode 2020-2027“, unterstrich EU-Agrarkommissar Phil Hogan im Gespräch mit top agrar am Rande der EU-Waldkonferenz in Brüssel.