Forscher weltweit kritisieren die Behauptung der Eidgenössischen Technischen Hochschule (ETH) Zürich, dass Aufforstung den Klimawandel am effektivsten bekämpfen kann. Die Schweizer hatten im Sommer geschrieben, die Erde könne ein Drittel mehr Wälder vertragen, ohne dass Städte oder Agrarflächen beeinträchtigt würden. Diese neuen Wälder könnten 205 Mrd. t Kohlenstoff speichern, wenn sie herangewachsen sind, hieß es.
Dem widerspricht jetzt eine Studie der Leuphana Universität Lüneburg. Demnach werde das Potenzial von Baumpflanzungen zur Eindämmung des Klimawandels dramatisch überbewertet, zitiert die dpa. Das Pflanzen von Bäumen an falschen Orten könne sogar Ökosysteme zerstören, die Intensität von Waldbränden erhöhen und die globale Erwärmung verschärfen, meinen auch Wissenschaftler der Texas A&M University in den USA. Ähnlich äußerten sich laut dpa Forscher der LMU München, der Uni Bonn und des Max-Planck-Instituts für Meteorologie in Hamburg.
Der Wert von 205 Mrd. t Kohlenstoff sei viel zu hoch angesetzt. Schwerwiegende Mängel hätten zu einer fünffachen Überschätzung des Potenzials neu gepflanzter Bäume für die Eindämmung des Klimawandels geführt. So werde in der Studie etwa davon ausgegangen, dass Böden in Ökosystemen ohne Bäume keinen Kohlenstoff enthalten - in vielen Lebensräumen wie Savannen und Torfmooren sei aber mehr Kohlenstoff im Boden gebunden als in der oberirdischen Vegetation.