Der vorliegende Entwurf des Kapitels Wald und Wild der Waldstrategie 2050 stößt inhaltlich auf breite Ablehnung bei Jägern. Gemeinsam mit fünf weiteren Organisationen hat der Deutsche Jagdverband (DJV) jetzt eine Stellungnahme dazu beim Bundeslandwirtschaftsministerium abgegeben.
Die Organisationen zeigen sich enttäuscht, dass zahlreiche inhaltlich fundierte Vorschläge für den Waldumbau bisher keinen Eingang in den Entwurf gefunden haben. Auch die Vorgehensweise kritisiert der DJV: Viele Punkte sind vage formuliert und könnten sogar Gesetzesänderungen nach sich ziehen. Es drohen laut DJV eine Schwächung des Reviersystems oder verpflichtende Verbissgutachten. Diese wären ohne Gesetzesänderungen nicht umsetzbar.
Die Bundesregierung missachte damit die Gewaltenteilung: Sie schaffe mit dem vorliegenden Entwurf der Waldstrategie 2050 eine Grundlage für die Zukunft von Jagd und Forstwirtschaft ohne den Bundestag einzubinden, so die Kritik.
Wildtiere als Sündenbock für waldbauliche Misserfolge
Zwar betont das Papier eingangs, Wald und Wild gehörten untrennbar zusammen. In den weiteren Ausführungen werden allerdings "deutschlandweite überhöhte Wilddichten" als alleinige Ursache für waldbauliche Misserfolge verantwortlich gemacht, bemängelt der Jagdverband weiter. Die Waldstrategie 2050 sehe folglich den Abschuss von Wildtieren als alleinige Lösung für den Waldumbau vor.
Ignoriert würden unter anderem die Ergebnisse der Bundeswaldinventur von 2012: Auf jedem Hektar Waldfläche in Deutschland sind durchschnittlich über 4.000 unverbissene Bäume der Verjüngungsphase (20 bis 130 Zentimeter Höhe) zu finden.
Nadelbäume dominieren weiterhin
Mit dem Entwurf der Waldstrategie 2050 wird laut DJV eine große Chance vertan, die Fehler einer wenig erfolgreichen Forstpolitik der vergangenen 30 Jahre zu beheben. Nach wie vor sei jeder zweite Waldbaum in Deutschland ein anfälliger Nadelbaum, 27 % der Waldfläche bestehen nur aus diesen. Dort wachsen folglich aus Samen fast ausschließlich Nadelbäume nach. Besonders die Fichte hat unter Dürre, Stürmen und Schädlingen zu leiden und soll ersetzt werden. Insgesamt muss die Fläche der Größe des Saarlandes aufgeforstet werden.
Abgestimmtes Jagd- und Forstkonzept notwendig
Jagd und Waldbau müssen laut DJV künftig zusammen gedacht werden, das zeichne sich derzeit allerdings nicht ab. Der Jagdverband und weitere Organisationen fordern eine Betrachtung des gesamten Ursachenkomplexes für Wildschäden. Beispielsweise dominierten vielerorts äsungsarme Waldstrukturen, der Freizeit- und Bejagungsdruck ist hoch. Ein Umbau der Wälder könne nur mit einem abgestimmten Konzept aller Akteure gelingen. Auf entstehenden Aufforstungsflächen müssten Jäger als Partner der Waldbesitzer schwerpunktmäßig stärker bejagen. Die Forstwirtschaft müsse mehr in Schutz und Pflege von Jungbäumen investieren, heißt es. Gleichzeitig benötigten Wildtiere Ruhezonen, in denen Jagd, Tourismus und Forstwirtschaft eingeschränkt werden.