70 km, eine gute Stunde Fahrt: Die Entfernung ist kein Thema für uns. Wir telefonieren täglich, einmal sehr kurz am Morgen und dann abends ausführlicher. Das kann mal drei oder auch mal 50 Minuten dauern, je nach Tagesform und Ereignissen.
Samstags bin ich am frühen Nachmittag vom Markt zurück, Claudia steht bis 13 Uhr im Laden. Dann heißt es für einen von uns: Duschen, packen, fahren. Dieses Wochenend-Pendeln funktioniert, weil meine und Claudias Eltern, außerdem Claudias Schwester, uns oft genug den Rücken frei halten. Ihre Unterstützung, auch im Alltag, ist bemerkenswert.
Unsere Beziehung hat meinen Lebensrhythmus stark verändert – eindeutig zum Guten! Früher war jeder Tag ein Werktag. Heute, mit Claudia, ist die Taktung klar: Der Sonntag ist Sonntag, wenn möglich arbeitsfrei. Natürlich entscheidet das Wetter, was in der Landwirtschaft ansteht. Nicht selten roden wir am Wochenende gemeinsam Kartoffeln, pflücken Erbsen oder Bohnen. Doch grundsätzlich habe ich gelernt, auch mal fünfe grade sein zu lassen. Das tut gut.
Von meinen drei Kindern sind zwei aus dem Gröbsten raus. Die Älteste tourt gerade durch Australien. Claudia hat sich mit viel Fingerspitzengefühl in die Familie eingefunden. Sie war vorsichtig und behutsam. Ihr Verhältnis zu den dreien ist super – freundschaftlich und locker.
Claudia ist nach außen selbstbewusst und taff. Gleichzeitig ist sie feinfühlig und warmherzig. Sie kann sich in andere hineinversetzen. Ich kann mit ihr über alles reden. Wenn ich niedergeschlagen bin, richtet sie mich wieder auf.
Toll ist, dass wir zwei uns manchmal, wenn auch selten, mit einem Besuch überraschen. Klingelt gegen Abend das Handy und Claudia fragt: „Was machst Du gerade?“, weiß ich: Gleich steht sie vor mir.
