Ich wollte raus. Drüber nachdenken, ob es wirklich richtig war, 2009 in den elterlichen Betrieb eingestiegen zu sein. Bereits in Triesdorf, während des Studiums, war ich mit Freunden auf die Idee des Pilgerns gekommen.
Am Weihnachtsfest 2010 buchte ich meinen Flug und packte fünf Monate später den Rucksack. Am zweiten Tag in Spanien traf ich Kathrin. Abends beim Essen in großer Runde erzählte sie: „Wenn überhaupt, dann heirate ich einen Bauern oder Förster!“ Da wurde ich hellhörig. Denn aufgefallen war sie mir direkt durch ihre lebensfrohe, positive, offene Art.
Auf der gemeinsamen Strecke passierte etwas zwischen uns. Wir waren zwar kein Liebespaar, aber verblüffend schnell vertraut und innig. Obwohl wir daheim ein komplett gegensätzliches Leben führten: Kathrin, die passionierte Stewardess, die internationales Flair gewöhnt ist, und ich, ein Bauer und Teilzeit-Winzer im Steigerwald, gebunden an die Scholle. Wie sollte das jemals vereinbar sein? Wir können es bis heute nicht erklären. Scheinbar sollten wir zueinander finden, trotz aller Unterschiede im Lebensstil. Entscheidend ist: In den wesentlichen Fragen des Lebens denken wir gleich. Wir teilen Werte, einen großen Familiensinn, unseren Glauben.
Klar, jetzt im Eheleben ist nicht immer alles einfach und rosarot. Der Alltag zeigt: Kathrin ist top organisiert und pünktlich. Ich bin chaotisch und meist zu spät dran. Zudem stellt uns der Kleine vor neue Aufgaben.
Kathrin liebt das Fliegen, sie ist regelrecht „süchtig“ danach. Leider kann ich sie nicht mal eben nach Johannesburg, Peking oder New York begleiten. Dafür schickt sie mir von jedem Ziel eine Postkarte! Und: Die zeitweise Trennung tut uns auch gut. Wenn Kathrin nach einem Flug zurückkommt, freuen wir uns unbändig aufeinander.