Gemeinsam leben und arbeiten auf dem Hof, was bedeutet das für die Partnerschaft? Sebastian und Johanna Griesser erzählen, wie sie den Spagat zwischen Hofalltag und Privatleben meistern.
Sebastian Griesser, 50 Jahre
Ohne den Hof hätten wir uns schneller füreinander entschieden. Die Liebe war groß. Aber wir wussten nicht, ob wir auch den Bauernhof-Alltag zusammen meistern.
Ich hatte mir immer gewünscht, dass wir den Betrieb klassisch als Ehepaar führen. Johanna war von Anfang an dagegen. Sie wollte ihren Beruf als Religionslehrerin weiter ausüben. Daran musste ich mich erst gewöhnen. Das ging nicht hoppla-hopp und mit Leichtigkeit. Außerdem hörte ich viele skeptische Stimmen: „Du wirst dich noch umschauen“, haben mir manche gesagt.
Das geht nicht spurlos an einem vorüber. Gemeinsam haben wir sogar darüber nachgedacht, den Hof an meinen jüngeren Bruder abzugeben. Aber das haben wir doch nicht übers Herz gebracht.
Und seit ich meine anfänglichen Zweifel überwunden habe, haben wir unseren Weg gefunden. Ich bin stolz, dass Johanna im Berufsleben auf eigenen Beinen steht. Nur wenn ich einen Abendtermin habe oder bei Arbeitsspitzen springt sie ein.
Johanna und ich sind ziemlich gegensätzlich, das finde ich gut. Sie schaut auf die richtige Balance von Arbeit und Freizeit und mahnt diese auch an, wenn ich sie nicht einhalte.
Mein kulturelles Interesse ist enger gefasst als Johannas. Ich bin Mitglied im Trachtenverein, interessiere mich für Brauchtum und Blasmusik. Außerdem bin ich seit acht Jahren im Gemeinderat tätig.
Unser gemeinsames Hobby ist das Tanzen. Wir haben schon mehrere Standard- und Boogie-Woogie-Kurse zusammen absolviert. Außerdem schweißt uns unser Glaube zusammen. Wir gehen jeden Sonntag gemeinsam in den Gottesdienst. Dann unterhalten wir uns beim Essen über die Predigt, wie wir sie fanden. Oft haben wir ganz ähnliche Ansichten. Das ist eine starke Basis.