Einloggen / Registrieren

Startseite

Schlagzeilen
Newsletter
Messen & Termine
Themen
Wir für Euch
Heftarchiv
Sonstiges

Baywa in Insolvenzgefahr Ernte 2024 Afrikanische Schweinepest

Aus dem Heft

Der Berg ruft

Lesezeit: 5 Minuten

Klettern, wandern, Ski fahren, Sommer auf der Alpe: Der 13-jährige Elias Hierl liebt sein „alpines Leben“. Mit seinem Kumpel Michael Metzeler macht er jetzt sogar eine alpine Grundausbildung.


Das Wichtigste aus Agrarwirtschaft und -politik montags und donnerstags per Mail!

Mit Eintragung zum Newsletter stimme ich der Nutzung meiner E-Mail-Adresse im Rahmen des gewählten Newsletters und zugehörigen Angeboten gemäß der AGBs und den Datenschutzhinweisen zu.

E s ist früh am Morgen. Die ersten Sonnenstrahlen sind über den Bergspitzen zu sehen. Grüne Wiesen mit Braunvieh-Rindern und felsige Berge so weit das Auge reicht. Elias Hierl und sein Kumpel Michael Metzeler sind im Allgäu zu Hause: Die Heimat der braunen Kühe und des Grünlands. Die Region ist alpin bis hochalpin – bergig und rau. Das Leben der beiden Jungs ist an diese Gegebenheiten angepasst. Ihr liebstes Hobby sind die Kühe, das Klettern und das Bergsteigen. Wenn sie nicht auf den elterlichen Milchvieh-Höfen beim Melken oder Füttern helfen, fahren beide im Winter Ski oder machen Skitouren. Im Sommer erklimmen sie die umliegenden Berge, und der 13-jährige Elias verbringt seit fünf Jahren jeden Sommer auf einer Alpe – zusammen mit einem Hirten und 280 Rindern. Die Viehwirtschaft und der Berg gehören hier im Allgäu zusammen. Um den Umgang mit den Bergen und der Natur sowie die technischen Abläufe beim Klettern und Skifahren zu lernen, macht Elias zusammen mit Michael eine alpine Grundausbildung. Diese Ausbildung wird in Immenstadt, dem Heimatort des 13-Jährigen, vom Bürgermeister Armin Schaupp angeboten. Er betreut vier Jugendliche und lehrt sie die Gesetze von Berg und Natur. Er sieht es als seine Aufgabe, sein Wissen weiterzugeben.


Wie tickt der Berg?

In Zusammenarbeit mit dem Deutschen Alpenverein (DAV) und der Bergwacht führt Armin Schaupp die alpine Grundausbildung durch. Das Ziel dieser Ausbildung: Die Kinder sollen begreifen, wie der Berg tickt und welche Gefahren er birgt. Vor allem aber sollen sie lernen, sich selbst einzuschätzen. „Ein Fehler am Berg kann immer der letzte gewesen sein“, erklärt Armin Schaupp. Deshalb unterrichtet er Elias und Michael im Klettern und Skifahren sowie in Lawinenkunde, im Kartenlesen und Wetterdeuten. Über vier Jahre läuft die Ausbildung. Zu den jeweiligen Lehrinhalten werden Prüfungen abgelegt. Elias macht die Ausbildung inzwischen seit einem Jahr – und hat schon viel gelernt. Im Fokus stand in diesem ersten Jahr vor allem das Sichern beim Klettern. Welche Techniken werden am Fels angewandt, welche im Schnee und im Eis? Ausbilder Armin Schaupp legt großen Wert darauf, dass die Jugendlichen die Theorie auch in der Praxis anwenden können. Damit beides verknüpft und das Wissen vertieft werden kann, lernt die Gruppe vor Ort – direkt am Berg. Im Winter machen sie meist wöchentlich eine Skitour. Bei solchen Touren wird der Berg mit speziellen Skiern bestiegen. Vom Gipfel aus fährt man dann auf diesen zurück ins Tal. Das Komplizierte an Skitouren ist der Aufstieg. Dieser kann sehr kräftezehrend sein. Auf einer Tour Anfang Mai am Gletscher im Kaunertal haben die vier Jugendlichen von Armin Schaupp gelernt, wie man beim Aufstieg Kräfte spart. Bei der Skitour war Elias zum ersten Mal auf über 3 000 Metern. „Das war toll! Aber man hat gemerkt, wie dünn die Luft auf dieser Höhe ist“, erzählt der 13-Jährige.


Letztes Jahr im Herbst war Bürgermeister Schaupp mit seinen Schützlingen zu vielen Wandertouren unterwegs. Unter anderem zwei Tage im Tessin in der Schweiz. Dort wurde tagsüber am Fels geübt, abends waren Übungen zum Kartenlesen angesetzt. Am Berg lernten die Jugendlichen unter anderem das Sichern und wie sie sich zu verhalten haben, wenn z.B. jemand in eine Felsspalte stürzt. Die Sicherheit geht vor, aber auch für Notfälle sollen die Jungs gerüstet sein. Bei einer Tour am Burgberger Hörnle (1 496 m) nahe Immenstadt wurde das Klettern in der Seilschaft geübt. Eine Seilschaft ist eine Gruppe mit Wanderern, die durch ein Seil miteinander verbunden und gesichert ist. Wichtig sind hier vor allem die Kommandos.


Bald steht die erste Prüfung der alpinen Ausbildung an – in Sicherungstechnik. Da können Elias und Michael zeigen, was sie gelernt haben. Wenn beide die gesamte Ausbildung hinter sich haben, dürfen sie sich zum Bergführer ausbilden lassen. Ob sie das wollen, wissen sie aber noch nicht. Dieses Jahr fahren erst mal alle wieder zusammen ins Pitztal zum Eisklettern.


Sommer auf der Alpe:

Sein Wissen aus der alpinen Grundausbildung kann Elias im Sommer auf der Alpe anwenden. Schon zum fünften Mal verbringt er die Zeit zwischen Ende Juni und September auf einer Alpe auf 1 700 Metern. Zusammen mit einem Hirten kümmert er sich dort um 280 Rinder. Alljährlich werden die Rinder im Juni auf die satt grünen Bergweiden hoch in den Allgäuer Alpen getrieben. Dort bleibt das Vieh den Sommer über. Die Hirten betreuen die Tiere. Auf der Alpe ist meist das Jungvieh, das noch nicht gemolken wird. Elias muss dafür sorgen, dass die Zäune alle intakt sind und die Tiere nicht zu hoch in die Berge aufsteigen. Die Weide erstreckt sich bis in eine Höhe von 2 000 Metern – Elias überwindet also täglich viele Höhenmeter. Falls die Rinder doch einmal zu hoch in die Berge aufsteigen, muss er sie zurücktreiben. Da die Alpe zwei Stunden vom elterlichen Hof entfernt ist, kommt Elias im Sommer nur einmal für einige Tage nach Hause. Heimweh hat er trotzdem nicht.


„Das Schönste am Sommer auf der Alpe ist immer der Viehscheid. Wenn kein Tier abgestürzt ist und man alle sicher wieder ins Tal gebracht hat – das ist das Größte“, erzählt Elias. Der Viehscheid ist das Ende der Alpsaison. Im September wird das Vieh von den Alpen hinab ins Tal getrieben. Dort werden alle Tiere auf dem Scheidplatz gesammelt und an ihre Besitzer zurückgegeben. „Doof ist, dass dann die Schule wieder losgeht“, erzählt Elias. „Ab Weihnachten freue ich mich schon auf den Alp-Sommer. Ich bin einfach gerne in den Bergen.“Anja Rose

Die Redaktion empfiehlt

top + Ernte 2024: Alle aktuellen Infos und Praxistipps

Wetter, Technik, Getreidemärkte - Das müssen Sie jetzt wissen

Wie zufrieden sind Sie mit topagrar.com?

Was können wir noch verbessern?

Weitere Informationen zur Verarbeitung Ihrer Daten finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.

Vielen Dank für Ihr Feedback!

Wir arbeiten stetig daran, Ihre Erfahrung mit topagrar.com zu verbessern. Dazu ist Ihre Meinung für uns unverzichtbar.