Abends, im Winter, lese ich viel. Doch im Sommer, da findet man mich zum Feierabend meist draußen auf der Weide. Dann stehe ich am Tor, begutachte die Mutterkühe und Kälber und bin zufrieden. Die Rinderzucht ist mein Ding.
Vor sieben Jahren kamen wir an einer Frage nicht mehr vorbei: Bauen wir einen modernen Schweinemaststall – oder nicht? Wir entschieden uns dagegen. Das war ein schwerer Schritt, denn mein Vater hatte den Betriebszweig über Jahrzehnte und mit großer Überzeugung aufgebaut. Dennoch bin ich heute froh, dass wir umstrukturierten. Wir verkauften den Mähdrescher und vermieteten einen Teil der Stallflächen gewerblich. Heute haben wir keine Lehrlinge mehr, mein Alltag hat sich stark verändert. Kalbungen, Auktionen und die Hornloszucht stehen jetzt im Vordergrund.
Unsere drei Kinder sind der Landwirtschaft verbunden. Doch nur die Zweite, Pia, Krankenschwester in Münster, stellt Überlegungen an, beruflich später etwas aus dem Hof zu machen. Lisa, Groß- und Außenhandelskauffrau, und Jan-Derk, Abiturient, wohnen weiterhin hier bei uns im Haus. Das Sonntagsfrühstück ist Kult. Wenn alle zu Hause sind und wir stundenlang reden und diskutieren, geht es mir gut. Zudem verbindet uns das Thema Fußball. Die Kinder und ich fahren oft zusammen ins Stadion: „Auf Schalke“.
Getauft bin ich auf den Namen „Johann-Dietrich“, in siebter Generation. Doch alle sagen Derk. Für Niederrheiner ist das nicht wunderlich, genauso wie das altdeutsche „te Heesen“.
Anne ist rührig, dynamisch, immer in Aktion. Über Tag sehen wir uns wenig, schließlich ist sie viel unterwegs. Ferien machen, Tapetenwechsel, verreisen? Das ist eine Kunst, die ich Anne erst schmackhaft machen musste.