1 600 ha, 120 000 Masthähnchen, 220 Milchkühe plus Nachzucht – und nebenbei ist Marion Dorn Bürgermeisterin und Vorsitzende des Geflügelwirtschaftsverbands.
Als die Mauer fiel, war Marion Dorn bereits in Leitungsfunktion der LPG Tierproduktion in Wolde im heutigen Landkreis Mecklenburgische Seenplatte. Der Staat hatte sie und ihren Mann in die Gegend um Altentreptow geschickt. Wie alle Studenten waren sie verpflichtet, drei Jahre lang dort hinzugehen, wo der Staat sie brauchte. Heute, 25 Jahre später, ist die Familie immer noch da. Ihr Ehemann Michael hat sich vor Jahren mit einer Reinigungsfirma für Ställe selbstständig gemacht. Und Marion Dorn ist seit 1990 Geschäftsführerin der „Landboden Wolde GmbH“, die aus der LPG hervorging.
Von den 1 600 ha, die der Betrieb bewirtschaftet, gehören der Powerfrau selbst gerade mal 10, der Rest kommt von zahlreichen Klein-Eigentümern. Viele von ihnen wohnen im Ort.
Anfangs fühlte sich die junge Frau überrumpelt von der Marktwirtschaft. „Plötzlich gab es wahnsinnig viel, worüber man sich Gedanken machen musste, alles wurde hektischer, die Uhren liefen plötzlich schneller.“ Sie und der Vorstand beschlossen gemeinsam mit dem Aufsichtsrat, einen „Wessi“ als zweiten Geschäftsführer einzustellen, der den Betrieb grundlegend umstellen sollte. Doch nach einem Jahr war ihnen klar, dass sie genug gelernt hatten: „Ab diesem Zeitpunkt wollten wir das lieber selbst machen, auf unsere eigene Art.“ Für jeden, der gehen musste, bemühte sie sich um einen Anschlussvertrag oder eine ABM-Stelle. Auch heute lässt sie es sich nicht nehmen, für das Team, das in der Nacht die Hähnchen ausstallt, 30 Brötchen selbst zu schmieren und zu belegen. Und dass die Chefin beim Ausstallen dabei ist – Ehrensache.
Tatkräftig:
Geholfen hat ihr rückblickend wohl ihre Begeisterung für alles Neue und ihre zupackende Art. Beides hat auch das Gesicht des Betriebs stark verändert. Die Hähnchenställe wurden modernisiert, 2011 kam eine Biogasanlage hinzu, vor zwei Jahren wurde ein komplett neuer Kuhstall für 220 Tiere gebaut. „Mit unserem Leiter der Pflanzenproduktion diskutiere ich alle neuen Ideen. Er ist viel konservativer und immer sehr kritisch. Im Ergebnis sind unsere Beschlüsse daher super durchdacht.“Manchmal wünscht Marion Dorn sich einen intensiveren Erfahrungsaustausch auch mit Berufskollegen von anderen Betrieben. „Ich fände es schön, wenn man voneinander profitieren könnte, statt immer nur in Konkurrenz zu stehen.“
Im Rückblick hätte die 54-Jährige gerne mehr Zeit für ihre Töchter gehabt. Bei der Betreuung der drei Mädchen war sie oft auf die Hilfe der Nachbarn und Freunde angewiesen. „Sogar meine drei Enkelinnen muss ich manchmal wegschicken, weil der Schreibtisch voll ist. Leider.“
Auch Marion Dorns zweite Tochter arbeitet im Betrieb. „Es wäre toll, wenn sie eines Tages z. B. meinen Posten in der Hähnchenmast übernehmen würde.“-kh-