Schauen Sie auch auf sich selbst. Das heißt: Halten Sie sich den Spiegel vor und hören Sie einmal sehr genau hin, wie andere Menschen Ihr Verhalten, Ihren Eigensinn oder Perfektionswillen kommentieren. Haben Sie sehr gute Vertraute, z.B. beste Freundin/bester Freund, Cousine oder Mentor, bitten Sie diese um ein Feedback.
Nicht jeder Streit und jedes Zerwürfnis in der Familie geht immer (nur) von einem anderen Menschen aus. Nicht jeder Misserfolg im Ackerbau geht auf den Weltmarkt und nicht jede Ehekrise auf das Fehlverhalten des Partners/der Partnerin zurück. Manchmal liegt es ganz einfach an uns selbst! Wer z.B. ein schwaches Selbstbewusstsein hat, wird auf Kritik an der eigenen Person heftig reagieren.
So konfrontiert uns der Prozess der Vergebung auch mit unseren ganz persönlichen Werten, Tugenden, Fähigkeiten und Erwartungshaltungen. Als Mensch sind wir naturgemäß „unperfekt“ – wir haben Möglichkeiten und Grenzen. Manchmal, sehr oft sogar, möchten wir „richtig viel reißen“, alles erreichen, das schier Unmögliche schaffen – doch es geht nicht. Daher: Machen Sie den Realitätscheck. Was ist Traum, was ist Wirklichkeit? Erkennen Sie Ihre tatsächlichen Grenzen an. Vergeben Sie sich selbst, wenn Sie mehr erreichen wollten, als möglich war.
Und hinterfragen Sie: Stecken andere Gefühle hinter meiner Gereiztheit, z.B. Neid oder Eifersucht? Lege ich alles auf die Goldwaage? Wie hoch war mein persönlicher Anteil an einem bestimmten Streit?