Einloggen / Registrieren

Startseite

Schlagzeilen
Meinung & Debatte
Newsletter
Messen & Termine
Themen
Wir für Euch
Heftarchiv
Sonstiges

Eurotier 2024 Seelische Gesundheit Wolf

Aus dem Heft

Frau mit Prinzipien

Lesezeit: 3 Minuten

Agieren, verhandeln, riskieren: Louise Hauke führte über35 Jahre einen richtig großen Agrarbetrieb in Ostthüringen.


Das Wichtigste aus Agrarwirtschaft und -politik montags und donnerstags per Mail!

Mit Eintragung zum Newsletter stimme ich der Nutzung meiner E-Mail-Adresse im Rahmen des gewählten Newsletters und zugehörigen Angeboten gemäß der AGBs und den Datenschutzhinweisen zu.

Der 9. November 1989 veränderte Louise Haukes Position in allen Grundfesten. Binnen kurzer Zeit war die LPG-Vorsitzende mit neuen Gesetzen und einer neuen Währung konfrontiert. „Viele Mitarbeiter reisten sofort in den Westen. Im Winter 89/90 wurde kaum richtig gearbeitet, es entstand ein Vakuum. Ein Mix aus Freude, Jubel, Angst und Verunsicherung. Was kommt? Was wird?“, erzählt sie. Neben Ackerbau setzte man in ihrem Betrieb bereits zu DDR-Zeiten auch auf Heil- und Gewürzkräuter.


Louise Hauke, Jahrgang 1951, knapp 1,60 m groß, spricht konzentriert und klar von den Wirren der Wendezeit. Die heute 64-Jährige blickt auf 38 Arbeitsjahre zurück, die sie durchgängig an ihrem Heimatort, südlich von Jena, verbracht hat. Vor zwei Jahren wechselte die agile Dame in den Ruhestand.


Reisen und riskieren:

Doch anstatt sich nach dem Mauerfall von allem Neuen überrollen zu lassen, liest die LPG-Chefin Gesetzestexte, trifft sich mit einem Arzneipflanzen-Verarbeiter, sitzt für Kreditverhandlungen bei der Bayerischen Landesbank und erreicht langfristige Kooperationsverträge mit Wiesenhof. Sie reagiert, handelt schnell und überzeugt die Mitglieder, nicht zu ihren kleinstrukturierten Höfen von 1960 zurückzukehren. Bei Neuwahlen im Januar 1990 bestätigt man sie mit 250 Ja- und nur 5 Gegen-Stimmen im Amt. Mit diesem Rückenwind wandelt Louise Hauke die LPG zügig in die Genossenschaft „Agrarprodukte Ludwigshof eG“ um. Rückblickend sagt sie: „Bis 1995 war es extrem turbulent. Ich hatte schlaflose Nächte, keinen Urlaub, kaum Zeit für die Familie. Anfangs waren alle Konten gesperrt. Mit den ersten Erträgen der Baldrian-Ernte kauften wir sofort eine moderne Trocknungsstraße für Kräuter. Ich konnte nur von einem Tag bis zum nächsten denken. Und realisierte: Um uns herum schließt ein Betrieb nach dem anderen. Wir müssen zu den Überlebenden gehören!“


Den Aufbau der LPG vor Ort, in die ihre Eltern 1966 die hofeigenen Kühe übergaben, sowie die spätere Zusammenlegung von 13 LPGen und einem VEG zu einer Groß-Kooperative, erneute Splittung und Umstrukturierung erlebte Louise Hauke zuerst als Auszubildende, dann als Praktikantin während ihres Studiums an der Agrar-Hochschule Meißen, hautnah mit. Zunächst Assistentin der Geschäftsführung, ernannte man sie 1975 zur Hauptbuchhalterin für den Bereich Pflanzenproduktion. 10 Jahre später, mit 34 Jahren, stieg sie zur Vorsitzenden der LPG Ranis auf. „Man sagte zu mir: Louise, das ist ein Parteiauftrag, beschlossene Sache!“


Doch die berufliche Veränderung blieb nicht ohne Schatten. Mitte der 1980er-Jahre stellten die Schwestern ihres Mannes einen Ausreiseantrag in die BRD. Die frisch gebackene LPG-Leiterin, natürlich SED-Mitglied, geriet damit sofort unter Beschuss. „Die Situation hat uns fast zerrissen“, sagt sie. „Mein Mann hielt die Verbindung. Ich selbst brach den Kontakt zu meinen Schwägerinnen schweren Herzens ab. Ich musste befürchten, sie nie wiederzusehen.“


Hart, aber herzlich:

Fragt man die taffe Geschäftsfrau, jahrelang für mehrere Hundert Mitarbeiter verantwortlich, nach ihrer Motivation und Kraftquelle, sagt sie: „Ich hatte immer tolle, engagierte Kollegen. Und ich hatte die Zuversicht, dass ich es schaffe. Als man mir anordnete: „Pflüg’ den Baldrian um!“, sagte ich „Nein!“. Es musste eine andere Lösung geben. Eine bessere. In den 1990er-Jahren haben wir den Anbau der Arnzeipflanzen schließlich von 125 auf 800 ha erhöht.“


Außerdem bemerkt Louise Hauke, dass es wichtig war, ihren Ehemann so wenig wie möglich mit Betrieblichem zu belasten. Um sich zu beraten, sprach sie nur mit engsten Vertrauten aus der Verwaltung. Sietzen und private Distanz waren trotz aller Freundlichkeit ihr Prinzip und Gebot. „Nah an den Mitarbeitern, doch auch streng und diszipliniert.“-rb-

Mehr zu dem Thema

Die Redaktion empfiehlt

top + Bestens informiert zur EuroTier 2024

Über 60 % sparen + Gewinnchance auf einen VW Amarok sichern!

Wie zufrieden sind Sie mit topagrar.com?

Was können wir noch verbessern?

Weitere Informationen zur Verarbeitung Ihrer Daten finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.

E-Mail-Adresse

Vielen Dank für Ihr Feedback!

Wir arbeiten stetig daran, Ihre Erfahrung mit topagrar.com zu verbessern. Dazu ist Ihre Meinung für uns unverzichtbar.