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Heute schon geflirtet?

Lesezeit: 6 Minuten

Den Blickkontakt suchen, ein Lächeln verschenken: Im Idealfall ist Flirten leicht undunbeschwert. Das behauptet Annett Gaida, Trainerin unseres Workshops „Farmer’s Flirt“.


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Frau Gaida, Sie coachen Menschen in ihrer Fähigkeit, zu flirten. Können die Menschen es nicht mehr?


Gaida: Der ein oder andere hat tatsächlich Nachholbedarf. In vielen Bereichen des Lebens haben wir verlernt, uns neben Ernsthaftigkeit auch etwas Humor und Leichtigkeit zu gönnen. Die Spanier, Italiener und Franzosen machen es vor: Sie flirten sehr viel, ohne dabei im Gegenzug etwas Konkretes zu erwarten. Und doch: Das Flirten versüßt ihnen den Alltag. Wir neigen eher dazu, zu betonen, was uns schwerfällt und belastet. Dabei dürften wir auch das Positive nach vorne stellen und zeigen: Hey, es geht mir gut, ich erfreue mich am Leben!


Was ist überhaupt ein Flirt?


Gaida: Der Flirt ist ein Spiel zwischen zwei Menschen. Er ist – im wahrsten Sinne des Wortes – ein Augenblick.Ich verschenke ein Lächeln und diese einfache Handlung zaubert wiederum ein Lächeln auf das Gesicht meines Gegenübers. Ich spreche ein Kompliment aus, wage eine freundliche Geste oder zwinkere kurz. Eine Win-win-Situation: Beide fühlen sich gut, beide haben etwas davon, für diesen einen Moment. Ich frage in Seminaren oft: Können Sie mit Kindern schäkern? Ja? Prima, dann können Sie auch flirten.


Wann beginnt ein Flirt?


Gaida: Ich nehme den anderen bewusst wahr und reagiere – damit beginnt der Flirt. Ich lächle und schaue ihn an, nicht aus Versehen, sondernaktiv und mit Absicht. Dies ist kein „Anbaggern“, sondern vielmehr ein „Anbändeln“ oder „Anbahnen“. Wenn der andere meine Mimik, Gestik oder mein Kompliment aufgreift, ist der Kontakt da. Mag er „mitspielen“, geht es hin und her und die zwei Beteiligten bewegen sich zwischen Freude und Verlegenheit.


Komplimente – warum sind sie wichtig?


Gaida: Komplimente, die ernst gemeint, nicht übertrieben oder zu zahlreich sind, zeigen Anerkennung und Wertschätzung. Sie tun gut und lösen Freude aus. Oftmals erinnern wir uns an diese positiven Gefühle, wenn wir an eine Begegnung mit einer bestimmten Person zurückdenken. Komplimente sind Geschenke! Und es ist nicht nur wichtig, dass wir uns trauen, sie auszusprechen. Es ist ebenso wichtig, dass unser Gegenüber das Kompliment annimmt, anstatt es abzutun, kleinzureden oder verpuffen zu lassen. „Danke! Das freut mich!“ oder „Wow, schön, dass dir das aufgefallen ist!“ sind die bessere Alternative, auf Komplimente zu antworten.


Was hilft mir, mutig undsouverän aufzutreten und einen Schritt auf mein Gegenüber zu tun?


Gaida: Eine aufrechte Körperhaltung, ein charmantes, ehrliches Lächeln und Offenheit. Diese drei Komponenten vermitteln: Du bist mir sympathisch! Und das wirkt. Allerdings spielen auch die eigenen, unbewussten Gedanken eine entscheidende Rolle: Was denke ich von mir selbst in der Begegnung mit anderen? Wer mit sich selbst ringt oder sich wenig wertschätzt, strahlt dies aus. Es lohnt, die eigenen Denkmuster zu überprüfen und zu einerpositiven Grundhaltung zu finden.


Sie coachen überwiegendin Ihrer Heimatstadt Berlin. Flirten denn Großstädter anders als Landwirte?


Gaida: Nein! Beim Flirten sind sichdie Menschen ähnlich – egal, ob sie in der Stadt oder auf dem Land zu Hause sind. Mir fällt aber auf, dass die Themen unter Landwirten andere sind als hier in Berlin. In der Hauptstadt ist der Lebensstil eher anonym und individuell. Täglich bieten sich Hunderte von Möglichkeiten, auszugehen und neue Menschen kennenzulernen.


Die Landwirtinnen und Landwirte sind fest in ihre sozialen Strukturen und meist auch Traditionen eingebunden. In der Regel treffen sie in ihrem Berufsalltag und Privatleben immer wieder auf dieselben Personen. Partys oder Veranstaltungen, die neue Kontakte ermöglichen, sind eher selten.


Ist die Lebenssituation von Landwirtinnen und Landwirten in puncto Flirten und Daten eine besondereHerausforderung?


Gaida: Ja. Sie sind räumlich und zeitlich stark gebunden und dadurch weniger mobil als andere Berufsgruppen. Die Chance, mit anderen zu flirten oder in Begegnungen auf potenzielle Partner zu treffen, ist unter Umständen geringer. Daher ist ein Flirt-Training nützlich: Ich schule meine Persönlichkeit und lerne dabei auch die Spielregeln des Flirtens. In künftigen Begegnungen kann ich sicherer undgezielter auftreten und ggf. erfolg-reicher sein. Ich bin gut aufgestellt – und vor allem: vorbereitet!


Daher also kein Herden-manager- oder Biogas-Seminar, sondern ein Workshop wie „Farmer’s Flirt“?


Gaida: Ja! Als Angebot für Singles, um ins Training, in die Übung, in den „Flirt-Modus“ zu kommen! Um Flirt-signale, das eigene Verhalten und das des Gegenübers besser zu verstehen. Wer sich im Flirten unsicher oder etwas „eingerostet“ fühlt, der genießt es, neue und gute Erfahrungen zu machen. In einem zeitlich überschaubaren und geschützten Rahmen erfährt er: Hey, ich kann das doch! Ich kann flirten! Er bekommt eine Rückmeldung von Trainern und Kursteilnehmern, er feilt an seiner Persönlichkeit. Vielleicht gibt es Aspekte, die ihn hindern oder bremsen. Und die erkennen wir sehr viel einfacher im Austausch – als allein.


Was ist mit der Angst, sich zu blamieren oder einen Korb zu bekommen?


Gaida: Hier geht es um Zurückweisung. Ich möchte etwas geben, doch der andere sagt „Nein!“. Viele Menschen haben solche schmerzlichen, verletzenden Erfahrungen gemacht. Im Seminar erörtern wir Gründe und Zusammenhänge. Wie viel liegt an meiner Person und meinem Auftreten? Was kann ich verbessern? Und: Was ist mit dem anderen? Nicht zwangsläufig hat dieZurückweisung tatsächlich etwas mit mir zu tun. Im Gegenteil: Sehr häufig hat der/die andere beruflichen Stress, finanzielle Sorgen, Zeitdruck usw.So kann kein Flirt-Modus aufkommen. Also: Bei sich bleiben, einen „Korb“ nicht persönlich nehmen, weiterlächeln und offen sein für neue Kontakte.


Oft hört man: „Flirten? Das brauch ich nicht, ich bin vergeben!“ Endet das Flirten mit der Eheschließung?


Gaida: Oh, nein. Das wäre doch sehr schade! Flirten ist innerhalb und außer-halb der Ehe „erlaubt“. Es bringt Leichtigkeit und ist wichtig für einen beschwingten, fröhlichen Alltag. Paare sollten aber ihre Grenzen abstecken und sich über diese einig sein. Für die Beziehung selbst gilt: Eine liebevolle Geste, ein Augenzwinkern, eine Berührung oder Notiz auf dem Schreibtisch oder Küchenbord – all dies sind wertvolle Zeichen von Anerkennung.


Das Flirten in einer langen Beziehung hat – aufgrund vieler gemeinsamer Jahre – eine besondere Qualität, ein besonders hohes Maß an Vertrauen. So hält ein Flirt zwischen den beiden Partnern die Liebe frisch und lebendig und hilft, dass Mann und Frau ihre Attraktivität füreinander – als Liebespaar – nicht „vergessen“. Denn oft steht ihre Rolle als Betriebsleiter, Chef, Entscheider, Macher, Vater, Mutter etc. im Vordergrund. Mein Tipp: Flirten – am besten täglich! In der Ehe, mit einer zufälligen Bekanntschaft, an der Tankstelle oder beim Brötchen-Einkauf.Das Interview führte Reingard Bröcker.

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