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Interview - Mit dem Hund per Du

Lesezeit: 7 Minuten

Landwirt Wilhelm Kollmeyer ist Jagdhunde-Ausbilder und Inhaber einer Hundepension. Hier gibt er Tipps für das Zusammenleben von Mensch und Hund auf dem Hof.


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Herr Kollmeyer, welchen Stellenwert hat der Hund auf dem Hof?


Kollmeyer: Das ist ganz unterschiedlich. Für viele Landwirte ist der Hund ein Kumpel, den sie wie einen Freund behandeln, mit dem sie Trecker fahren und der sie im Alltag begleitet. Dabei wird der Hund eher selten vermenschlicht. Der Hund ist und bleibt Hund.


Würden Sie sagen, dass Hofhunde „glücklicher“ sind als Stadthunde?


Kollmeyer: So pauschal kann ich das nicht sagen. Aber ganz ehrlich: Was kann ein Hund denn mehr wollen, als auf dem Hof an der frischen Luft zu sein, über das ganze Anwesen zu streifen, überall zu schnüffeln, mal etwas auszugraben oder eine Maus zu jagen?


Wenn der Hund daneben genug Aufmerksamkeit bekommt und gesund ist, ist er damit sicher sehr zufrieden.


Manche Hofhunde verbringen aber auch viel Zeit im Hundezwinger.


Kollmeyer: Zu viel Zeit sollten Hunde dort natürlich nicht verbringen. Aber hin und wieder mal – das finde ich nicht schlimm. Der Zwinger ist wie das Zimmer für den Hund. Dort kann er sich entspannen und wird nicht mehr gefordert. Er kommt zur Ruhe, muss nicht mehr auf den Hof aufpassen und wenn Herrchen dann mit dem Trecker wegfährt, sind die Hunde an diesem positiven Ort auch damit zufrieden.


Wie kann ich denn aus dem Zwinger einen positiven Ort machen?


Kollmeyer: Am einfachsten, indem Sie den Hund im Zwinger füttern. Dann freut er sich schon, wenn die Tür aufgeht. Der Zwinger sollte Sicherheit bedeuten. Wenn es dem Hund im Zwinger gut geht, es im Winter warm und im Sommer kühl ist, ausreichend Wasser und Futter zur Verfügung stehen, dann ist ein Zwinger nicht anders als der Platz in einer Stadtwohnung.


Sie haben ja schon vom glücklichen Hofhund gesprochen. Wie bekomme ich denn einen glücklichen und gut erzogenen Hofhund?


Kollmeyer: Man kann seinen Hund wie einen Kumpel behandeln und ihn trotzdem gut erziehen. Aber dafür muss der Hund sich unterordnen und mich als Rudelführer sehen. Wenn der Hund den Menschen nicht als Chef sieht, entwickelt er wenig Interesse daran, die Kommandos zu erfüllen. Denn, und das erkennen einige Hundehalter nicht, der Hund verspricht sich von der Zusammenarbeit mit dem Menschen etwas Positives, z. B. Lob und Anerkennung. Wenn ich nicht der Chef bin, machen die Hunde, was sie wollen. Sie laufen weg oder ziehen an der Leine. Es braucht Autorität, damit der Hund weiß: Ich gebe die Kommandos, und er hat sich zu fügen.


Ich habe einen Grundsatz: Man kann von einem Hund nur das verlangen, was man auch durchsetzen kann. Die Arbeit an der Leine hilft dabei, meine Kommandos durchzusetzen, weil der Hund unter Kontrolle ist.


Wenn ich also der anerkannte Rudelführer bin, bekomme ich automatisch einen gehorsamen Hund?


Kollmeyer: Nicht unbedingt. Alles was ich von meinem Hund verlange, muss ich auch mit ihm üben. Wichtig ist es, konsequent zu sein, den Hund zu beobachten und ihm keinen Fehltritt zu erlauben. Außerdem muss der Hund auch mal unangenehme Situationen bewältigen. Also z. B. durch einen Bach laufen oder mit im Auto fahren. Im Grunde sollte man alles üben, was später auf den Hund zukommt. Nur so lernt er, wie er sich richtig verhält.


Ein großes Problem vieler Hofhunde ist, dass sie häufig mal „stiften gehen“. Wie kann man das verhindern?


Kollmeyer: Hoftreu wird der junge Hund nur, indem man ihn laufen lässt und ihn dabei immer wieder berichtigt, sobald er die Hofgrenze überschreitet. Man muss den Hund nicht gleich bestrafen, wenn er sich vom Hof entfernt. Meist genügt es schon, ihn kontinuierlich zurückzurufen. Irgendwann weiß er: Da ist eine Grenze, die darf ich nicht überschreiten. Von sich aus kennt er die Hofgrenzen ja nicht.


Hilfreich sind dafür auch sichtbare Barrieren. Eine Hecke oder ein Beet, irgendetwas, das der Hund als Grenzmarke wahrnimmt. Hat man mal keine Zeit, sollte der Hund anfangs lieber in den Zwinger oder an die Leine. So lernt er nicht, sich unerlaubt zu entfernen. Sobald er begriffen hat, wo die Hofgrenzen sind, kann er langsam üben, diese Grenzen auch ohne Aufsicht einzuhalten. Wichtig dabei ist es, dem Hund das Gefühl zu geben, kon­trolliert zu werden. Das erreiche ich z. B., indem ich ihn ab und zu rufe.


Was passiert, wenn der Hund dann doch einmal wegläuft?


Kollmeyer: Das Problem ist, dass der Hund beim Weglaufen seinen Fehler nicht erkennt. Erst wenn er zurück ist, begreift er, etwas Verbotenes getan zu haben. Deshalb versuche ich immer, den Hund schon zu erwischen, bevor er stiften geht. Ich würde zum Training auf dem Hof eine Flexi-Leine empfehlen. Damit hat der Hundebesitzer die Möglichkeit, Gehorsam auch auf größere Entfernungen zu trainieren.


Wie stehen Sie in diesem Zusammenhang zum Thema Kastration?


Kollmeyer: Für mich ist das ein Eingriff in das Wesen des Hundes. Deshalb lehne ich diese eher ab. Sie ist aber geeignet für Hunde, die ständig Hündinnen hinterherlaufen oder für aggressive Tiere. Solche Probleme kann eine Kastration häufig ausräumen. Wenn aber schon eine Feindschaft zu einem anderen Hund besteht, bringt die Kastration wahrscheinlich wenig. Sie beeinflusst nur den eigenen Hund. Ich rate generell eher zur chemischen Kastration. So sieht man, wie sich der Hund verändert, ohne dauerhaft in sein Wesen einzugreifen.


Was halten Sie von der positiven Konditionierung?


Kollmeyer: Mit dem Hund positiv zu arbeiten, ist sehr wichtig. Aber nur positiv – das geht nicht. Der Hund muss auch unangenehme Aufgaben bewältigen. Entscheidend ist es, dabei konsequent mit dem Hund umzugehen und wirklich einzufordern, dass er die Aufgabe richtig erledigt. Erst wenn der Hund das geschafft hat, lobe ich ihn und zeige meine Zuneigung. Sonst lernt der Hund nichts aus der Aufgabe.


Dürfen Hunde auch Fehler machen?


Kollmeyer: Klar. Fehler sind wichtig im Lernprozess. Nur wenn der Hund falsch reagiert, kann man ihn korrigieren. Es bringt also nichts, stressigen Situation aus dem Weg zu gehen. Hund und Mensch müssen damit konfrontiert werden. Wichtig ist, das Verständnis zwischen beiden zu fördern. Idealerweise merke ich schon, dass ein Fehltritt droht, bevor mein Hund ihn begeht und reagiere darauf.


Was kann der Landwirt tun, wenn der Hund schon eine „Macke“ hat?


Kollmeyer: Wenn der Hund schon eine Aversion hat, dann hilft auch hier die Konfrontation. Nehmen Sie ihn an die Leine und korrigieren Sie ihn. Der Hund muss erst den Fehler machen, damit wir ihm zeigen können, wie er richtig reagiert. Bei schon bestehenden „Macken“ dauert das etwas länger. Das Anbellen des Postboten ist beispielsweise eine Gewohnheit, die erst wieder abtrainiert werden muss. Da braucht das Herrchen dann den längeren Atem.


Wie viel Zeit sollte ein Landwirt in die Hundeerziehung investieren?


Kollmeyer: Das kommt ganz darauf an, welches Ergebnis er erreichen möchte. Ich finde: Eigentlich muss man keine Zeit „investieren“, wenn man den Hund erzieht. Denn das geschieht größtenteils in der Freizeit, z. B. bei der Gartenarbeit. Da habe ich den Hund im Blick und jedes Kommando ist dann schon Erziehung.


Also ist der Besuch einer Hundeschule gar nicht nötig?


Kollmeyer: Die Hundeschule ist sinnvoll, weil der Mensch dort lernt, mit dem Hund richtig zu kommunizieren.


Für den Hund ist die Hundeschule positiv, weil er mit anderen Hunden in Kontakt kommt. Die Kommunikation zwischen „Hund und Hund“ ist eben doch anders als die zwischen „Mensch und Hund“.


Dass der Hund mit Artgenossen zusammen kommt, ist für mich bei der Erziehung das Allerwichtigste.


Ist es daher auch besser, gleich zwei Hunde zu halten?


Kollmeyer: Natürlich, die Hunde können sich prima miteinander beschäftigen. Wichtig ist aber auch hier, dass man selbst der Chef bleibt. Ich empfehle deshalb, zuerst einen Hund ordentlich zu erziehen, anschließend den zweiten dazuzuholen. Dann lernt der zweite Hund vom ersten und die beiden bilden keine Eigendynamik. So etwas kann der Halter nämlich nur schwer unter Kontrolle bringen. Aber Vorsicht: Der zweite Hund eignet sich auch schnell die „Macken“ des ersten an. Katharina Meusener

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