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„Jetzt erst recht!“

Lesezeit: 3 Minuten

Einen Sommer auf der Alm verbringen. Davon träumt Bettina Braun, die einen kleinen Betriebim Ostalbkreis bewirtschaftet. Das Leben ist ihr nicht immer freundlich begegnet.


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Ich bin ein altmodischer Mensch, jedenfalls in manchen Dingen. Habe kein modernes Handy, keinen Computer, aber ein Faxgerät. Ich lese und stricke viel, schreibe Briefe mit Tinte.


Unseren kleinen Betrieb mit Stallungen und 15 ha Land haben mein Mann Martin und ich Anfang der 1980er Jahre gekauft. Wir stammten beide nicht vom Hof, entschlossen uns nach der Ausbildung aber bewusst für die praktische Landwirtschaft.


Seit über 20 Jahren lebe ich hier nun ohne meinen Mann. Martin starb 1993 an den Folgen eines Gehirntumors. So stand ich alleine da: mit einem Berg an Arbeit, viel Unkenntnis, mit Schulden, vier kleinen Kindern, ohne Eltern oder Schwiegereltern vor Ort.


Tapfer und tatkräftig:

Gott sei Dank schickte der Betriebshilfsdienst des Evangelischen Bauernwerks Hohebuch einen jungen, motivierten Landwirt zu mir. Mit seinen langen Haaren, verwegen wirkend, fuhr er mit einem klapprigen Auto vor und sagte: ‚Ich bin der Willy, ich bleib’ jetzt hier.‘ Über ein Jahr war es tatsächlich so. Willy versprühte gute Laune, spielte mit den Kleinen und vermittelte mir etliche Tätigkeiten in der Außenwirtschaft.


Den Betrieb aufgeben? Das war keine Option. Was sollte ich in einer kleinen Stadtwohnung tun? Wo sollte ich arbeiten, wie die Kinder betreuen? Ich organisierte mich stattdessen so, dass ich die Hofarbeit irgendwie mit der Beaufsichtigung der Kinder vereinbaren konnte. Mein Vater zog aus Karlsruhe zu uns auf den Betrieb. Damit war er mir ein wichtiger Gesprächspartner und für die Kinder eine verlässliche Bezugsperson.


Ich schaffte die Mutterkühe ab, dafür Schafe an, und wechselte vom geschlossenen System zur Baybferkelaufzucht. Viele Dinge vereinfachte ich und hatte einige Freunde, die mir betrieblich als Ratgeber zur Seite standen. Sie beantworteten Fragen und waren z. B. vor der Aussaat mit Pflug oder Kreiselegge zur Stelle. Der Haushalt kam meist zuletzt.


2006 diagnostizierte die Frauenärztin Brustkrebs bei mir. ‚Ein noch größeres Päckchen?‘, fragte ich mich. Ich wollte nicht aufgeben und jammern. ‚Jetzt erst recht, jetzt grad‘ mit Fleiß!‘ Dieser Satz war meine innere Antwort.


Heute bin ich ein Mensch, der vor allem auf sich selbst gestellt ist und das Alleinsein schätzen gelernt hat. Es waren in der Vergangenheit vielleicht einzelne Kontakte für eine neue Partnerschaft möglich. Doch nach vielen Jahren in eigener Regie, wollte man mir meist erklären, wie ich meinen Alltag besser regeln könnte. Das ging nicht.


Von der Alb auf die Alm?

Vertreter und Agrarhandel akzeptieren mich schon lange als Betriebsleiterin. Und: Anders als früher finde ich es heute gar nicht mehr schwierig, allein und als Frau auf einer Versammlung zu erscheinen.


Mein Hof – das ist kleinstrukturierte Landwirtschaft, wie man sie heute wohl nicht mehr oft findet. Für mich eine gute, zufriedenstellende Situation.


Die Weichen für die Zukunft sind noch nicht gestellt. Vielleicht wird mei- ne jüngste Tochter, die in Triesdorf studiert, hier einsteigen. Vielleicht aber erst einmal nicht. Mein Wunsch für die nächsten Jahre ist es, einen Sommer auf einer Alm zu leben und zu käsen. Oder mit meiner Freundin Doris ein Stück auf dem Jakobsweg zu pilgern.-rb-

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