83 Minuten Stille? Einsames, stoisches Almleben? Nein, das bietet der Dokumentarfilm „Still“ – kürzlich in deutschen Kinos angelaufen – nicht. Vielmehr erzählt er von der Sehnsucht nach Stille, die die Jungbäuerin Uschi Grub umtreibt. Die Bauerntochter aus Fischbachau, Landkreis Miesbach, hat mit dem Rucksack die Welt bereist, gekellnert, im Gartenbau und auf anderen Höfen gearbeitet. Ihre Eltern gehen auf die 70 zu, die Frage nach der Zukunft des Hofes – Übergabe? Aufgabe? – steht unausweichlich im Raum.
Zunächst jedoch entzieht sich Uschi der Situation. Einen Sommer lang bewirtschaftet sie, nur auf sich gestellt, die Alm eines Berufskollegen. Sie ist derart vom Frieden der Berge, dem Rhythmus aus Melken und Käsen berührt, dass sie kaum mehr an einem anderen Ort zu Hause sein mag. Dann aber, zurück auf dem elterlichen Hof, ringt die „designierte Nachfolgerin“ mit sich, ihren Eltern, ihrer tiefen Leidenschaft zum Beruf und der strengen Werteverbundenheit ihrer Heimat.
Bemerkenswert: Der Regisseur Matti Bauer hat die Protagonistin über acht Jahre immer wieder gefilmt, sodass auf der Leinwand wie im Zeitraffer die hoch persönliche Chronik von Uschis Schritt zur Betriebsleiterin entsteht. Mal still, mal laut. Immer ungeschminkt und echt.
Wir finden: Stark! Bewegend! Sicherlich sehr regionaltypisch und eigensinnig, doch mit der für alle Junglandwirte essenziellen Frage: Wie will ich leben?