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Kultur im Kuhstall

Lesezeit: 4 Minuten

Der Mais ist im Silo. Weizen ist in der Erde. Auf dem Hof kehrt allmählich etwas Ruhe ein. Um seine freigesetzte Energie kreativ zu nutzen, spielt mein Paul seit kurzem in einer Laienspielgruppe Theater. Es fing alles ganz harmlos an. Wir hatten Besuch auf dem Hof, ein Damenkränzchen aus dem Ort. Nachdem Paul ihnen den Betrieb gezeigt hatte und ich Kafe und Kuchen austeilte, schrie eine der Damen entzückt auf: Ich habs, Paul wird unser Hauptdarsteller! Er hat genau die richtige Figur und einen knackigen Po in der Rolle muss er ja auch nicht viel sagen. Das kann der Azubi auch! Mein Paul einen knackigen Po? Noch während ich grübelnd meine bessere Hälfte betrachte, fährt die Dame fort: Unsere Laienspielgruppe ist auf der Suche nach einem männlichen Hauptdarsteller, die Proben haben bereits begonnen. Da Paul sich nicht wehrte, wurde er bereits für den Abend zur Probe eingeladen. Und seinen Einwand, Ich muss aber noch Gülle fahren, schob ich schnell zur Seite. Das kann der Azubi auch. Noch während ich überlegte, was Paul für den Abend anziehen soll, entschied er selber und tauschte seine grüne Latzhose gegen das karierte Hemd und die braune Cordhose ein. Auffällig schmunzelnd kam er erst spät abends von der Probe heim und ging seltsam tänzelnd seine abendliche Stallrunde... Je näher der Tag der Premiere rückte, desto stiller wurde Paul. Sein Gang wurde immer merkwürdiger. Das Theaterfieber schien ihn gepackt zu haben. Auf meine Frage, was er als Hauptdarsteller spielen müsste, brummte er nur: Die Hauptrolle eben! Oft sah ich ihn jetzt powackelnd zwischen den Kälberställen stehen, leise vor sich hinsummend. Das steigerte sich so weit, dass er mit dem Besen auf den Eimerregalen und sogar in der Werkstatt herumwedelte, dabei graziös-kokette Tanzschritte übte. Auf dem Schützenfest bekomme ich ihn nicht aufs Tanzparkett, und nun übte er in Gummistiefeln... Endlich war es soweit. Ich saß in der ersten Reihe und wartete auf die Vorstellung. Der Vorhang hob sich und entblößte ein altenglisches Herrenhaus. Während ich mir verträumt die alten Pferdestiche anschaute, die mir irgendwie bekannt vorkamen, (waren es nicht die gleichen wie in unserem Büro?), öffnete sich eine Tür und hereingetänzelt kam Paul. Doch nicht etwa im passenden konservativ- englischen Outfit. In schwarzer hautenger Lackhose mit roten Schuhen und einer pinkfarbenen Flokati-Jacke erblickte ich meinen Gatten. Das Gesicht hatte er bis zur Unkenntlichkeit geschminkt, die Lippen grellrot gefärbt. Blauer Lidschatten passend zu seinen Augen, die Haare hochtoupiert und mit glitzernden Spangen aus dem Gesicht gehalten. ... und stellte den Täter Tänzerischen Schrittes wedelte er geziert mit schwarz lackierten Fingernägeln den Staubwedel herum. Mir verschlug es die Sprache. Immerhin: Das Publikum tobte vor Vergnügen. Und so nach und nach gefiel auch mir Paul in der tuntigen Hauptrolle, zumal er am Schluss als einer der wenigen überlebte. Er outete sich als verkleideter Kommissar und stellte den Mörder. Doch statt der erwarteten Dienstwaffe zückte er zum größten Vergnügen aller unsere heimische Mistgabel und hielt den Täter damit in Schach. Mein landwirtschaftliches Herz ging auf. Später gestand Paul mir, dass das entsprechende Requisit plötzlich verschwunden gewesen sei. Da hätte er sich halt mit der Forke, die er immer im Auto hat, geholfen. Tosender Beifall belohnte ihn, und ich war richtig stolz. Immer, wenn ich jetzt die Heugabel im Kofferraum des Autos liegen sehe, denke ich an das schöne Theaterstück mit meinem Paul in seiner glänzendsten Rolle. -skf-

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